WM-Aus für Spanien: „Tiki-Taka“-Passmaschine vor Generalüberholung

Die spanische Legende und Mittelfeld-Antreiber Andres Iniesta erlebte im Achtelfinale der WM den „sicherlich traurigsten Tag“ seiner Karriere.
 ©dpa / David Vincent

Ähnlich wie die deutsche Mannschaft steht Spanien nach dem WM-K.o. 2018 in Russland und dem Abschied von Spielmacher Andres Iniesta vor schwierigen Entscheidungen.

Moskau - Das blasse Gesicht noch bleicher als sonst, das Haupt gesenkt - selbst Kabinengast König Felipe VI. konnte Andres Iniesta nicht trösten. Seine Tränen waren zwar getrocknet, doch der unwürdige Abschied hatte etwas in dem großen spanischen Fußball-Idol, diesem Herzstück des goldenen Zeitalters, zerbrochen.

Vom "sicherlich traurigsten Tag meiner Karriere" sprach der geknickte Iniesta nach dem blamablen Achtelfinal-Aus gegen WM-Gastgeber Russland. Nach seinem 131. Länderspiel, bei dem er nur als Einwechselspieler mitwirken durfte, beendete der 32-Jährige seine Karriere im Nationalteam mit den Worten: "Ein wundervoller Zauber ist verflogen." Er bot damit eine treffende Analyse der gesamten spanischen Mannschaft.

Bildete dieses schmerzhafte 3:4 nach Elfmeterschießen, dieser Auftritt "ohne Seele und Freude" (Marca), doch auch "das Ende einer Generation", wie die Sportzeitung AS am Morgen danach titelte. Ein trauriges Ende, denn der goldene Glanz ist verblasst. Zwischen 2008 und 2012 gewannen Iniesta, Xavi und all die anderen Hochbegabten noch alles, was es zu gewinnen gab. Doch seither wurde die so gefürchtete Furia Roja bei aller Ballbesitz-Dominanz Stück für Stück, Turnier für Turnier, entzaubert.

Vorrunden-Aus bei der WM 2014. Achtelfinal-Aus bei der EM 2016. Achtelfinal-Aus bei der WM 2018. Spieler wie Sergio Ramos, David Silva (beide 32) und Gerard Pique (31), das zeigte ja diese Endrunde in Russland, haben ihren Zenit überschritten. Die "Furia Roja" muss sich, ähnlich wie der tief gefallene Weltmeister Deutschland, neu erfinden. Oder, wie die Zeitung AS schrieb: "Das spanische Modell, das ein Imperium erschuf, bedarf einer Generalüberholung."

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Die beginnt mit der Trainerfrage. Sportdirektor Fernando Hierro sprang wenige Tage vor Turnierbeginn in die Bresche, weil Julen Lopetegui nach Bekanntgabe seines bevorstehenden Wechsels zu Real Madrid Knall auf Fall entlassen wurde. Ohne ihren "Anführer" (Koke) war "Spanien vom ersten Tag an kaum wiederzuerkennen, unsolide, ohne Dampf, erschrocken und ohne Heilige", schrieb Marca.

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Dennoch gab Verbandspräsident Luis Rubiales zu Protokoll: "Ich bereue es nicht. Es war eine mit Verantwortung, Überzeugung und Werten getroffene Entscheidung." Wie es weitergeht? "Wir werden uns diese Woche beim Verband zusammensetzen und dann Entscheidungen fällen", sagte Rubiales über Hierro, der die Verantwortung für das Scheitern übernahm und zu seiner Zukunft sagte: "Die Entscheidung liegt nicht in meiner Hand." Die Namen Luis Enrique und Michel geistern bereits durch Gazetten.

Wer auch immer am 8. September im Spiel gegen England auf der spanischen Trainerbank sitzt, steht vor schwierigen Entscheidungen. Wie beim Personal. Da kündigte beispielsweise Kapitän Ramos unmittelbar nach dem Spiel an, es bei der WM in vier Jahren noch einmal versuchen zu wollen. "Ich fliege mit großen Schmerzen heim. Falls nötig, fahre ich auch mit einem grauen Bart nach Katar."

Einer, dessen lichte Haarstoppel bereits grau schimmern, hat die Zeichen der Zeit bei allem Schmerz wohl besser erkannt. Der Magier Iniesta, der Spanien mit seinem Finaltor 2010 zum ersten WM-Titel schoss, wird seine große Karriere bei Vissel Kobe in Japan an der Seite von Lukas Podolski ausklingen lassen. Abseits des grellen Rampenlichts.

SID

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