WM-Qualifikation: Robben tritt zurück, Messi schießt Argentinien nach Russland

In einer der spannendsten WM-Qualifikationen aller Zeiten schafft Argentinien doch noch den Sprung nach Russland. So wie Brasilien, Uruguay und Kolumbien. Zudem kann Peru noch gegen Neuseeland ein WM-Ticket lösen. Bitter endet es für Chiles „goldene Generation“.

Update vom 30. November 2017: „Ohne Holland fahr'n wir zur WM!“ Dieser Ballermann-Hit hat auch bei der Weltmeisterschaft in Russland seine Gültigkeit. Wir haben bereits zusammengefasst, warum die WM 2018 ohne Holland stattfindet.

Quito - Dank eines Dreierpacks des überragenden Lionel Messi hat der zweifache Weltmeister Argentinien doch noch die Qualifikation für die Fußball-WM 2018 in Russland geschafft. Alle Infos rund um die WM 2018 in Sachen Tickets, Spielstätten und Co. finden Sie auf tz.de*.

Beim 3:1 in Ecuador erzielte Messi nach frühem Rückstand alle drei Tore (12., 20. und 61. Minute). „Er ist der beste Spieler der Geschichte“, meinte sein Nationaltrainer Jorge Sampaoli. Es bewege ihn, mit Messi zu arbeiten.

Neben Argentinien und dem schon lange qualifizierten Brasilien lösten zudem Uruguay und Kolumbien das WM-Ticket für Russland 2018. Der Copa-América-Sieger Chile verpasste dagegen die WM-Qualifikation. Denn Brasilien schlug Chile mit 3:0. Das 1:1 von Peru gegen Kolumbien ließ beide Teams vorbeiziehen. Für Kolumbien traf James Rodríguez vom FC Bayern München. Die Peruaner können als Fünfter in einem Vergleich mit Ozeaniensieger Neuseeland noch ein WM-Ticket lösen, es wäre die erste WM-Teilnahme seit 1982. In Lima kannte der Jubel keine Grenzen, als der frühere Spieler vom FC Bayern München und des Hamburger SV, Paulo Guerrero, in der 75. Minute einen Freistoß zum 1:1 versenkte.

In Chile war nach der Pleite vom Ende der „goldenen Generation die Rede“. Nationaltrainer Juan Antonio Pizzi bot seinen Rücktritt an. „Bedauerlicherweise hat sich ein Kreis geschlossen, in dem wir Momente großer Freude erlebt haben und nun diese Enttäuschung“, sagte der Argentinier. Chile hatte 2015 und 2016 die Copa América gewonnen und in diesem Jahr das Confedcup-Finale gegen Deutschland erreicht (0:1). Der gelbgesperrte Arturo Vidal vom FC Bayern München deutete via Twitter ebenfalls seinen Rücktritt an: „Vielen Dank für alles“, schrieb Vidal und betonte: Er habe in jedem Spiel sein Leben gegeben.

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Der letzte Spieltag der Südamerika-Qualifikation war an Spannung kaum zu überbieten. Die Ausgangslage: Brasilien war durch, Uruguay auch praktisch - durch ein 4:2 gegen Bolivien wurde schließlich souverän der zweite Platz gesichert. Chile (26) ging als Dritter in das Qualifikations-Finale, gefolgt von Kolumbien (26) und Peru (25).

Argentinien war wegen der weniger erzielten Tore im Vergleich zu Peru Sechster (25). Als Argentinien bereits nach 37 Sekunden durch ein Tor von Romario Ibarra 1:0 im Atahualpa-Stadion in Quito zurücklag, herrschte daheim in Buenos Aires lähmendes Entsetzen - das bedeutete das erstmalige Verpassen einer Weltmeisterschaft seit Mexiko 1970.

Doch dann begann die Show des Lionel Messi, auf dessen Schultern die Hoffnungen eines ganzen Landes ruhten. Zwei Mal war Ángel Di María von Paris Saint-Germain beteiligt, bevor Messi vollstreckte. Beim 2:1 kannte sein Jubel keine Grenzen, in der zweiten Halbzeit machte der fünfmalige Weltfußballer vom FC Barcelona den Dreierpack perfekt, die Mitspieler ließen ihn in der Jubeltraube verschwinden. Durch den Sieg wurde Argentinien hinter Brasilien (41 Punkte) und Uruguay (31) mit 28 Punkten noch Dritter, gefolgt von Kolumbien (27) und Peru (26). Chile (auch 26) verpasste den fünften Platz um zwei mickrige Tore.

Paraguay, das sich durch einen Sieg gegen den Letzten Venezuela noch statt Peru das Play-Off-Ticket gegen Neuseeland hätten sichern können, verlor zu Hause mit 0:1. Es gab ständige Wechsel in der Blitztabelle, wegen des Tors von Peru war Chile unter den Augen der entsetzten Präsidentin Michelle Bachelet in São Paulo am Ende draußen. Schmerzlich vermisst wurde der gelbgesperrte Vidal. Die Tore für Brasilien erzielten Paulinho (54.) und Gabriel Jesus (56./90.).

In den südamerikanischen Medien war vom „Herzschlagfinale“ die Rede - laut FIFA-Chef Gianni Infantino ist es die „härteste Qualifikation“. In der argentinischen Stadt La Plata hatte die irische Rockband U2 extra ein Konzert in die späten Abendstunden verlegt, damit die Fans dort im Stadion erst auf Leinwänden das Spiel in Ecuador sehen konnten. U2-Sänger Bono meinte: „Danke Lionel Messi. Gott existiert.“

WM findet ohne Niederlande statt - Robben tritt ab

Die nächste Schmach für die Niederlande ist perfekt. Nach der verpassten EM 2016 ist das Team um den am Abend aus dem Nationalteam zurückgetretenen Arjen Robben auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland 2018 nur Zuschauer. Das 2:0 gegen die am Ende punktgleichen Schweden genügte nicht mehr, um bei der Tordifferenz entsprechend aufzuholen und Playoff-Spiele um eine letzte WM-Chance zu erzwingen.

Für Bayern-Star Robben war es ein besonders packender Abend. Weil die Elftal mit sieben Toren Unterschied gewinnen hätte müssen und ein Rücktritt von Robben beim Quali-Scheitern sehr wahrscheinlich erschien, hatte der 33-Jährige schon bei der Hymne mit seinen Emotionen zu kämpfen. Anschließend besorgte er mit einem verwandelten Handelfmeter (16. Minute) und einer schönen Direktabnahme (21.) im Alleingang den 2:0-Endstand - und trat unmittelbar nach Spielende von der großen Bühne im Oranje-Trikot ab.

„Ich will mich jetzt ausschließlich auf Bayern konzentrieren“, sagte der Doppel-Torschütze, der 2010 in Südafrika mit Holland Vize-Weltmeister wurde und 2014 nur haarscharf an einem weiteren WM-Finale scheiterte. Die Kulisse und die ihm zujubelnden Fans habe er „besonders genossen“, betonte der Flügelflitzer des deutschen Rekordmeisters. Robbens Entscheidung ist verständlich: Beim nächsten für ihn möglichen großen Turnier, der EM 2020, wäre er bereits 36 Jahre alt.

Für die Niederlande um den bisherigen Trainer Dick Advocaat bedeutet das erste WM-Aus seit 2002 mal wieder einen Neuanfang. Vor zwei Jahren qualifizierten sich unter anderem Nordirland, Albanien und Ungarn für das EM-Endturnier in Frankreich - nicht aber die Niederlande. In Russland werden Ägypten, der Iran und Saudi-Arabien mitspielen - nicht aber die Mannschaft um den abgetretenen Kapitän Robben. Unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes kann er sich nun mit dem FC Bayern auf die Vereinsziele in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League konzentrieren.

USA verpassen WM durch peinliche Pleite - Panama erstmals dabei

Die USA sind in der Qualifikation zur Fußball-WM in Russland sensationell gescheitert. Das Team um die Bundesligaprofis Christian Pulisic (Borussia Dortmund) und Bobby Wood (Hamburger SV) ließ sich das fast schon sicher geglaubte WM-Ticket durch ein blamables 1:2 (0:2) am finalen Spieltag bei Schlusslicht Trinidad und Tobago noch aus den Händen reißen. Der 1:2-Anschlusstreffer durch BVB-Jungstar Pulisic (49.) war selbst für eine Play-off-Teilnahme zu wenig. Zum ersten Mal seit 1986 findet damit im kommenden Jahr in Russland eine WM-Endrunde ohne die USA statt. 

Bei den beiden vorangegangenen Weltmeisterschaften in Südamerika und Brasilien hatten die Amerikaner jeweils den Sprung ins Achtelfinale geschafft. Den Patzer des US-Teams in der Gruppe von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik nutzte Panama, das sich durch ein 2:1 gegen Costa Rica zum ersten Mal für eine WM-Endrunde qualifizierte. Honduras gewann völlig überraschend gegen Tabellenführer Mexiko mit 3:2 und kann in den Play-offs gegen Asienmeister Australien das WM-Ticket buchen.

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dpa/Video: Glomex

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