Im Mai scheiterte die DFL krachend, nun wagt sie einen zweiten Anlauf in Sachen Investoreneinstieg. Gegen eine Opposition, der die Kompromisse nicht ausreichen.
Frankfurt – Ein externer Investor soll frisches Geld in die Kassen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) spülen. Dazu sind die Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel zu Kompromissen bereit, die sie so bei der ersten Abstimmung im Mai noch nicht eingegangen sind. Einigen Vereinen der 1. und 2. Bundesliga reicht das nicht, sie bringen sich jetzt schon öffentlich in Stellung gegen den Einstieg eines Investors.
Den Vereinen geht es dabei auch um den eigenen Geldbeutel. Durch eine Partnerschaft der DFL mit einem externen Geldgeber würden die Klubs zunächst weniger Geld aus der Vermarktung bekommen. Geplante Ausgleichszahlungen der DFL werden als zu wenig zukunftsorientiert angesehen.
DFL sucht Partner für Vermarktung im zweiten Anlauf
Das Thema Investoren ist ein polarisierendes im deutschen Fußball. Damit verbunden sind für organisierte Fans die 50+1-Regel, die den Stammvereinen auch bei einem Einstieg externer Investoren weiter die Handlungshoheit garantieren. Aufgeweicht durch Modelle wie in Wolfsburg, Leverkusen und Leipzig sowie im Falle des Drittligisten TSV 1860 München in vielfältiger Form immer wieder ad absurdum geführt, kämpfen Fans immer lautstarker für den Erhalt der ihnen so heiligen Regel.
Pläne der DFL sehen einen Einsteig eines Partners für die Vermarktung vor, der zwar weit von einer fünfzigprozentigen Teilhabe entfernt ist, nichtsdestoweniger ähnlich stark die Gemüter erhitzt. Acht Prozent will die Liga an einen strategischen Partner für eine Laufzeit von maximal 20 Jahren veräußern. Teil dieser acht Prozent sollen die nationalen sowie internationalen Vermarktungs- und Medienrechte sein.
Investoreneinstieg in der Bundesliga? DFL braucht Zweidrittelmehrheit
Um einen Investoreinsteig zu ermöglichen, braucht die Liga eine Zweidrittelmehrheit unter seinen Mitgliedern, also 24 aller Erst- und Zweitligisten. Bereits am 24. Mai stand dies in einer Versammlung zur Abstimmung, damals ging es noch um 12,5 zu veräußernde Prozent. Die nötige Mehrheit wurde in der geheimen Abstimmung nicht erreicht.
Öffentlich wurde das Nein unter anderem vom VfB Stuttgart, Schalke 04 und dem FC St. Pauli. Als Verfechter des Einstiegs galten Bayern München, Borussia Dortmund, aber auch Eintracht Frankfurt.
DFL-Kompromisse überzeugen nicht alle Vereine
Nun hat die DFL noch einmal nachgebessert und nicht nur das Beteiligungsvolumen herabgesetzt. Mit einem von der Bild geleakten Schreiben an die Vereine zum „Schutz der sportlichen Hoheit“ versuchte die DFL Kritik zu entkräften.
So sicherte sie den Vereinen zu, dass ein möglicher Investor keinen Einfluss auf den Wettbewerbsmodus, auf Lizenzierung oder auf die Zahl der Ligateilnehmer nehmen wird. Genauso bleiben die Gestaltung des Spielplans sowie die Ansetzung einzelner Partien in den Händen der DFL.
Bekommt die Bundesliga einen Investor? Abstimmung am 11. Dezember
Ob dies die nötigen Wackelkandidaten unter den Vereinen am 11. Dezember zu einem Ja bewegen wird, ist fraglich. Schon jetzt haben mit dem SC Freiburg und dem 1. FC Köln zwei Klubs öffentlich gemacht, weiterhin gegen einen Investorendeal stimmen zu wollen. Auch bei St. Pauli und der Fortuna aus Düsseldorf ist mit einem Nein zu rechnen.
Auf der Mitgliederversammlung beider Vereine wurde deutlich gegen die Möglichmachung eines DFL-Deals gestimmt. Kein bindendes Votum, doch ein Auftrag, den die Vereinsvertreter wohl ernst nehmen werden.
Milliarden-Deal bringt Vereine zunächst um Geld
Sollt die Zweidrittelmehrheit gefunden werden, plant die DFL mit Einnahmen von bis zu einer Milliarde Euro. Zum Großteil soll das Geld investiert werden, um für die Liga eine Plattform aufzubauen, der den digitalen Vertrieb von Inhalten möglich machen soll. Die restlichen 200 bis 300 Millionen sollen an die Vereine gehen, um aus einem möglichen Deal entstehende Mindereinnahmen zu kompensieren.
Mit dem Verkauf der Vermarktungsrechte an einen Investor würde sie die Rechte zunächst einmal nicht mehr selbst veräußern. Ein Teil des durch die Vermarktung erwirtschafteten Geldes reicht die DFL momentan an die Vereine weiter. In Zukunft könnte dieses beim neuen Inhaber der Vermarktungsrechte hängen bleiben, also beim Investor.
Geld für die DFL? Kritik von den Vereinen: „Wenig mutige und bequeme Lösung“
Damit ist man auch bei einem Kritikpunkt der Vereine angekommen: Die DFL gibt die Vermarktungsrechte bis zu 20 Jahre ab, die bis zu 300 Millionen Einnahmen, die an die Vereine gehen sollen, gleichen die Mindereinnahmen aber nur vier Jahre lang aus.
Eckhard Sauren, Vizepräsident 1. FC Köln, griff diesen Punkt gegenüber der FAZ in seiner Kritik auf: „Die vorgestellte Lösung mit der Auszahlung von Ausgleichszahlungen für investitionsbedingte Mindereinnahmen halten wir für eine wenig mutige und bequeme Lösung, mit der viele Probleme einfach nur um vier Jahre verschoben werden.“
DFL-Alternativen zum großen Investorendeal gefordert
Gegenüber der Sportschau kritisierte Sauren die DFL dafür, dass sie „leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt.“ Doch was sind sinnvolle Alternativen? Denn in einem sind sich alles sicher, die DFL braucht mehr Geld, um international Schritt halten zu können. Eine Binnenfinanzierung, also eine Finanzierung durch die Vereine selbst, oder eine Kreditaufnahme wie von Freiburg und Köln ins Spiel gebracht, wird von der DFL abgelehnt.
Was nach Informationen der FAZ mit oder ohne Investoreneinstieg kommen wird, ist der zeitnahe Verkauf der Bundesliga-Namensrechte. Damit wird bald ein Namenszusatz das Logo der höchsten deutschen Spielklasse zieren. Welcher Name, ob der eines Automobilherstellers oder einer Brauerei, am besten zu „Bundesliga“ passen könnte, darüber darf noch munter spekuliert werden.
Fest steht, damit lässt sich maximal ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag erwirtschaften. Nicht zu vergleichen mit den Einnahmen aus einem möglichen Deal über die Vermarktungsrechte. (sch)