Jürgen Klopps Final-Fluch hält an. In einem nicht hochklassigen, aber dramatischen Champions-League-Endspiel verliert der FC Liverpool mit seinem deutschen Coach gegen die Seriensieger von Real Madrid. Den Königlichen halfen schon wieder Blackouts eines deutschen Torwarts.
Kiew - Loris Karius hob entschuldigend die Hände und bat die Liverpool-Fans in der Kurve um Verzeihung. Die Tränen konnte er nicht stoppen. Und auch die Worte von Traumtorschütze Gareth Bale vermochten ihn nicht zu trösten. Der deutsche Torwart hat mit zwei unfassbaren Blackouts das Champions-League-Finale für den FC Liverpool gegen Seriensieger Real Madrid praktisch alleine verloren. „Er ist selbst am traurigsten. Das kann einem dann schon ein Stück weit leid tun“, sagte Weltmeister Toni Kroos nach seinem vierten Erfolg in der Königsklasse.
Die Patzer von Karius, das Traumtor von Edeljoker Gareth Bale und auch noch das tränenreiche Aus von Superstar Mohamed Salah: An einem schwarzen Abend lief für den FC Liverpool und seinen deutschen Trainer Jürgen Klopp alles schief. Der Champions-League-Traum platzte jäh. Die Reds verloren beim Showdown von Kiew am Samstag trotz großem Kampf mit 1:3 (0:0) gegen die Spanier um Kroos und den diesmal torlosen Superstar Cristiano Ronaldo, die für Real zum dritten Mal in Serie und zum 13. Mal insgesamt den wichtigsten Club-Titel holten.
„Es ist Wahnsinn, jedes Mal aufs Neue wieder“, sagte Kroos zu dem Triumph im ZDF. „Das letzte Spiel so zu gewinnen, ist unglaublich, kaum in Worte zu fassen“, sagte Trainer Zinedine Zidane. Ronaldo selbst sorgte für Verwirrung, in einem Interview nach dem Spiel deutete er seinen Abschied aus Madrid an.
Salah droht nach schwerer Verletzung das WM-Aus
Torjäger Salah musste nach einer Schulterverletzung früh vom Platz. Klopp sprach später im TV von einem möglichen Schulterbruch, der das WM-Aus bedeuten könnte. Der deutsche Keeper Karius brachte die Engländer mit einem dummen Patzer auf die Verliererstraße, als er Karim Benzema den Führungstreffer mit einem schlampigen Abwurf schenkte (51.). Der zwischenzeitliche Ausgleich von Sadio Mané (55.) gab den Engländern mit seinen vielen Fans nur kurz Hoffnung auf den ersten Champions-League-Triumph seit 2005.
Doch 100-Millionen-Mann Bale besiegelte vier Minuten nach seiner Einwechslung mit einem spektakulären Fallrückzieher (64.) bereits das nächste Final-Trauma von Klopp, der zum sechsten Mal in Serie ein Endspiel verlor. Der zweite Treffer des Walisers (83.) resultierte aus dem zweiten schlimmen Fehlgriff von Torhüter Karius. „Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht, das ist Wahnsinn, das ist ganz, ganz hart“, sagte Klopp.
Druckvoller Beginn von Liverpool
Schnell den Respekt ablegen, positiv bleiben und eine hohe Leidensfähigkeit. Diese Forderungen an seine Spieler hatte Klopp noch kurz vor Anpfiff im TV-Interview bei Sky formuliert. Der Start war durchaus vielversprechend. Die Reds begannen druckvoll und setzten mit dem Pressing ihrer Sturmkette Salah, Roberto Firmino und Sadio Mané die Abwehr der Königlichen unter Druck. Real reagierte merkwürdig nervös. Sogar Kroos unterlief ein für seine Fähigkeiten reichlich ungewöhnlicher Fehlpass aus wenigen Metern ins Seitenaus.
Die erste große Chance hatte dennoch Cristiano Ronaldo, als er auf der rechten Außenbahn davon eilte. Sein Schuss strich aber über das Tor von Loris Karius (15.). Liverpool kam mit seinen Offensivaktionen aber auch nicht recht voran. Immer wieder wurden die Zuspiele geblockt. Trent Alexander Arnold (23.) fand einmal die Lücke. Keylor Navas im Real-Tor reagierte gut.
Der K.o. für Salah kam nach einer knappen halben Stunde. Sergio Ramos zog den Stürmer zu Boden und ließ sich dann noch auf ihn fallen - mit Absicht? Der ägyptische Superstar spielte nach Behandlung noch weiter, doch wenige Minuten später ging es nicht mehr. Unter Tränen verließ Salah den Platz. „Er zieht ihn auf die Schulter. Das ist schon brutal“, beschrieb Klopp die Aktion, die den Ausfall seines Schlüsselspielers, der in dieser Saison mit zehn Toren in der Königsklasse geglänzt hatte, auslöste. Positiv bleiben und eine hohe Leidensfähigkeit - das war nun wirklich gefragt. Liverpools Spiel verlor aber prompt an Klasse.
Furioser Start in die zweite Hälfte
So fahrig die erste Halbzeit geendet hatte, so furios ging es nach der Pause weiter. Isco traf die Latte (48.). Dann leistete sich Karius den unfassbaren Fauxpas, Benzema den Ball direkt auf den Fuß zu werfen. Wie im Halbfinale gegen die Bayern, als Sven Ulreich seinen Blackout hatte, profitierten die Königlichen von deutscher Torwart-Schwäche.
Doch Liverpool kam noch einmal zurück. Mané setzte im Zweikampf ein Zeichen gegen Sergio Ramos, wenige Minuten später spitzelte er den Ball zum Ausgleich ins Tor. Klopp schrie seine Emotionen an der Seitenlinie heraus.
Marke: Traumtor! Was für ein Ding von @GarethBale11! #RMALFC #UCLFinal pic.twitter.com/nzRMrhz9GK
— ZDF Sport (@ZDFsport) 26. Mai 2018
Neun Minuten später grinste wieder Zidane. Der gerade erst eingewechselte Bale zirkelte den Ball per Fallrückzieher ins Netz - nicht weniger schön als der Treffer von Ronaldo im Viertelfinale gegen Juventus Turin.
Liverpool bäumte sich noch einmal auf. Mané (70.) hatte Pech, als sein Distanzschuss an den Pfosten klatschte. Karius zeigte noch ein paar Paraden, so gegen Benzema (82.), doch dann endete dieser für ihn schlimme Abend mit dem zweiten Patzer nach einem Bale-Distanzschuss.
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