Die Sportwelt steht vor einem großen Fragezeichen. Die deutsche Handballnationalmannschaft ist in Quarantäne - und das IOC will Olympia durchboxen.
- Das Coronavirus hat mittlerweile auch den Sport fest im Griff.
- Zahlreiche Veranstaltungen wurden bereits abgesagt.
- Auch der Handballsport ist betroffen - wie geht es mit Olympia weiter?
München - Die Sportwelt bekommt die Folgen des Coronavirus immer stärker zu spüren. In nahezu allen Sportarten wurden Wettbewerbe verschoben oder gänzlich abgesagt*. Wie am Dienstag bekannt wurde, wird beispielsweise die Fußball-Europameisterschaft ins Jahr 2021 gelegt.
Coronavirus: Jannik Kohlbacher infiziert - DHB-Team in Quarantäne
Darüber hinaus infizieren sich immer mehr Profisportler - darunter auch Handballer. Am Mittwoch wurde mit Jannik Kohlbacher der erste Nationalspieler positiv getestet. Der 24-jährige Kreisläufer ist bereits der zweite infizierte Profi der Rhein-Neckar Löwen.
Der positive Test hat derweil unmittelbare Auswirkungen auf das DHB-Team. Kohlbacher hatte mit dem deutschen Team und Bundestrainer Alfred Gislason in der vergangenen Woche einen Lehrgang in Aschersleben absolviert. Wie der Deutsche Handballbund am Mittwoch mitteilte, haben die Nationalspieler inzwischen ihre zuständigen Gesundheitsbehörden informiert und halten sich an die von den Behörden angeordneten Sicherheitsmaßnahmen. Sie befinden sich in Quarantäne.
Coronavirus: Covid-19 beeinträchtigt den Sport - Wie geht es nun weiter?
Angesichts der aktuellen Lage steht der Handballsport vor wegweisenden Entscheidungen. Wie geht es nun weiter? Im April sollte eigentlich das Olympia-Qualifikationsturnier des DHB-Teams über die Bühne gehen, mittlerweile ist es in den Juni verlegt. Die deutschen Handballer hatten ursprünglich vom 17. bis zum 19. April in Berlin gegen Schweden, Slowenien und Algerien um zwei Startplätze bei den Olympischen Spielen in Tokio (Start: 24. Juli) spielen sollen.
Und hier liegt auch schon das nächste Problem. Denn ob Olympia 2020* planmäßig stattfinden wird, steht derzeit völlig in den Sternen - auch wenn das Internationale Olympische Komitee vehement an der Ausrichtung der Spiele festhalten will. In vier Monaten soll das DHB-Team also bereits wieder um Medaillen spielen. Wie die gesundheitliche Lage dann allerdings sein wird, ist völlig unvorhersehbar. Das IOC will die Spiele durchboxen - um jeden Preis? Es hagelt Kritik.
Coronavirus: IOC will an Olympia festhalten - massive Kritik
„Das ist eine unverständliche und überhaupt nicht nachvollziehbare Hinhaltetaktik vom IOC und den Japanern“, polterte etwa die weltbeste Reiterin Isabell Werth gegenüber dem SID. „Sie sollten sich am Fußball und an der Formel 1 ein Beispiel nehmen und jetzt sagen: 'Olympia im Juli wird nichts'“, meinte die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin.
Stabhochsprung-Olympiasiegerin Katerina Stefanidi ging mit dem IOC ebenfalls hart ins Gericht. „Das IOC möchte, dass wir weiterhin unsere Gesundheit, die Gesundheit unserer Familien und die öffentliche Gesundheit aufs Spiel setzen“, schrieb die Griechin bei Twitter und wies auf die Ansteckungsgefahr hin, die durch den Alltag im Training gegeben sei.
Coronavirus: DHB-Präsident Michelmann mahnt zur Ruhe - Olympia aktuell weniger wichtig
Gehe es also nach den Athleten, scheint eine Durchführung der Spiele nicht tragbar. Wie bewerten Verbandsoffizielle die Lage?
DHB-Präsident Andreas Michelmann warnt vor Hektik und Panikmache. „Ich mahne bei dem Thema vor allem den Sport ausdrücklich zu Ruhe und Besonnenheit. Die Welle wird über uns hinweggehen“, sagte Michelmann dem SID: „So bitter es ist, dass wir nicht Handball oder Basketball, Volleyball oder Fußball spielen können - wir, der Sport, wird durch die momentane Krise sicherlich ein Stück weit geerdet.“
Man sollte durch die momentane Krise „anfangen, uns selbst zu relativieren. Natürlich hat es der Sport schwer, aber so viele Menschen haben es im Moment sehr viel schwerer. Durch die Corona-Krise werden Existenzen zerstört, das bekomme ich als Bürgermeister hautnah mit“, sagte Michelmann, der seit 1994 als Oberbürgermeister der Stadt Aschersleben arbeitet.
Darüber hinaus gab Michelmann zu Protokoll, eine Verschiebung Olympias spiele aktuell eine nur untergeordnete Rolle. Vielmehr stehe die Gesundheit der Menschen im Fokus. Angesichts der letzten Äußerungen des IOC könnte man zynisch behaupten, dies sehe mit Blick auf Olympia nicht jeder so. Man denke nur an Joachim Löw, der die steile These vertritt: „Die Erde stemmt sich gegen den Menschen.“
as mit Material des SID