Die Generalprobe als letzte Chance: Nach dem finalen Test am Sonntag muss Bundestrainer Christian Prokop seinen EM-Kader benennen. Der 36:29-Erfolg am Freitag gegen Island gab erste Aufschlüsse.
Stuttgart - Christian Prokop hat die Qual der Wahl. Noch 60 Minuten Handball, dann wird der Bundestrainer das Geheimnis lüften, wer beim Unternehmen Titelverteidigung der deutschen Mannschaft in Kroatien dabei ist. "Das ist eine eklige Entscheidung, die er treffen muss. Da wird er die eine oder andere schlaflose Nacht haben", sagte Torhüter Andreas Wolff mit Blick auf die bevorstehende Nominierung des EM-Kaders.
Rückraumspieler Julius Kühn sieht es genauso: "Ich bin froh, dass ich nicht in seiner Haut stecke. Wir haben eine ungeheuer hohe Leistungsdichte im Team auf jeder Position." 16 aus 20 lautet die Formel für DHB-Coach Christian Prokop eine Woche vor dem Start des Turniers in Kroatien.
Die Generalprobe am Sonntag (14.00 Uhr/Handball-Deutschland.tv) in Neu-Ulm gegen Island ist für die Spieler des Europameisters die allerletzte Gelegenheit, sich in den Vordergrund zu spielen. "Ich habe einen gewissen Stamm im Kopf", sagte Prokop nach dem überzeugenden 36:29 (19:12) im ersten Test gegen die Nordeuropäer am Freitag und gab erste Einblicke in seine Gedankenspiele über das Aufgebot, mit dem es am kommenden Donnerstag nach Kroatien geht: "Es sind aber noch zwei, drei Positionen, wo das nicht entschieden ist und wo ich das zweite Spiel abwarten werde."
Gute Chancen für Debütanten
Gleichzeitig versuchte der Bundestrainer, den Trubel um die Nominierung ein wenig herunterzuspielen. Es seien zwar "interessante Personalien. Aber für mich ist wichtig, dass ein Team auf der Platte steht und es keine Egoismen gibt, um sich in den Vordergrund zu spielen." Zur großen Überraschung könnte Länderspiel-Debütant Maximilian Janke werden, der mit einer starken Leistung vor allem im Mittelblock der Abwehr viele Argumente für eine Berufung sammelte. "Er kann der Mannschaft ein sehr starkes Gesamtpaket bringen", sagte Prokop über den Rückraumspieler des SC DHfK Leipzig und lobte die Defensivleistung sowie das Tempospiel Jankes: "Er hat gute Chancen."
Weniger gute Chancen dürften dagegen die anderen beiden Grünschnäbel Bastian Roschek und Marian Michalczik haben. Auch der Kieler Linksaußen Rune Dahmke steht wohl auf der Kippe. Die kniffligste Entscheidung deutet sich aber auf der halbrechten Rückraumposition an, wo es einen der drei Europameister Kai Häfner, Fabian Wiede und Steffen Weinhold treffen könnte. "Da ist auf jeden Fall ein großer Konkurrenzkampf", sagte Häfner. Signale vom Coach, welche Spieler rausfallen, gab es noch nicht. "Wir versuchen das schon ein bisschen von uns zu schieben. Letztendlich muss man sich dann überraschen lassen, was am Sonntag rauskommt", so Häfner.
„War kein Leistungsabfall zu sehen“
Prokop kann mit seinem Luxusproblem gut leben. Die Vorstellung im ersten Island-Test war ganz nach seinem Geschmack. "Egal, wen ich gebracht habe: Es war kein Leistungsabfall zu sehen. Alle haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und stark miteinander gespielt", sagte der 39-Jährige, der die Spieler wohl am Sonntagabend darüber informieren wird, wer beim deutschen EM-Auftaktspiel am kommenden Samstag gegen Montenegro dabei ist.
Doch selbst für die Akteure, die bei der Nominierung zunächst leer ausgehen, ist der EM-Zug noch nicht endgültig abgefahren. "Wer zu Hause bleibt, wird vielleicht für den Moment enttäuscht sein. Aber wenn wir weit kommen, haben wir bis zu sechs Wechselmöglichkeiten", sagte Prokop.