DHB-Star Knorr macht sich nach EM-Aus selbst heftige Vorwürfe

Deutschland verlor im Halbfinale der Handball-EM gegen die favorisierten Dänen. Wir haben die Stimmen rund um die Partie in Köln.

Köln – Mit Schützenhilfe zogen die deutschen Handballer in das Halbfinale der Handball-EM ein. Dort mussten sie sich gegen Dänemark geschlagen geben. Damit wurden die Dänen ihrer klaren Favoritenrolle gegen den EM-Gastgeber gerecht. Das DHB-Team warf alles in die Waagschale, führte zur Pause, schied am Ende aber dann doch aus.

Eine Rolle spielte sicherlich auch, dass DHB-Trainer Alfred Gislason auf Kai Häfner verzichten musste. Kurz vor dem Anwurf teilte der Verband mit, dass Häfner aufgrund privater Gründe abgereist ist und somit nicht am Spiel teilnehmen wird. Die Stimmen zum Spiel:

Juri Knorr nach dem Spiel über ...

… seine Enttäuschung nach dem EM-Aus: „Ich habe mich ein bisschen von der Angst vor der Größe des Moments lähmen lassen. Das will ich nicht nochmal, das ist es nicht wert. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass man damit nicht weiterkommt und dass man sich das am Ende dann einfach vorwirft. Es ist einfach enttäuschend, wenn man jetzt am nächsten Tag aufwacht und sich denkt, es war mehr drin, es hätte mehr sein können. Ich will in einem der größten Spiele meiner Karriere nicht so verlieren, dass ich nach dem Spiel das Gefühl habe, nicht alles, alles rausgehauen zu haben. Ich fühle mich gerade extrem leer. Ich mache mir selbst Vorwürfe.“

… seinen Stolz auf das Erreichte: „Es sind schon viele Mannschaften ins Halbfinale gekommen. Natürlich ist es ein großer Erfolg und alles schön und gut. Aber wir hatten die Möglichkeit, das zu schaffen. Wir haben es eine Halbzeit gut gemacht, aber keine zwei Halbzeiten. Das ist einfach extrem bitter. Ich will nicht so ein Sportler sein, der zufrieden ist, wenn er das Halbfinale erreicht.“

Alfred Gislason (DHB-Trainer) nach dem Spiel über …

… seine Sicht auf das Spiel: „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs. Sie haben eine phänomenale erste Halbzeit gespielt. Überragende Abwehr, hervorragende Torwartleistung. In der zweiten Halbzeit haben wir ein bisschen zu viel verworfen gegen Nielsen im Tor. Der ist aber auch ein Weltklassetorhüter. Schlussendlich setzt sich die Routine durch. Sie sind auch einfach die beste Mannschaft der Welt. Es bleibt dabei: Ich bin unglaublich zufrieden mit den Jungs. Ein Leistung, bei der ich sage klasse, aber schade, dass wir es nicht bis zu Ende geschafft haben. Jetzt haben wir ein Endspiel gegen Schweden um den Olympia-Quali-Platz.“

… was ihn imponiert hat: „Ja gerade Uscins in der ersten Halbzeit. Wir haben gesagt, er muss riskieren, er muss seine Würfe nehmen wie im Verein. Er ist zwar nicht groß, hat aber eine unglaubliche Sprungkraft und ein super Handgelenk. Er hat wirklich sehr stark gespielt heute. Lichtlein kommt auch am Ende. Wenn man sieht, Köster und Knorr sind auch noch sehr jung. Auch wenn wir es nicht bis zum Ende geschafft haben: Die Mentalität der Mannschaft stimmt, wir sind unglaublich. Die gehen da rotzfrech ran, auch wenn denen die Weltklasse gegenübersteht.“

… was nach der Niederlage überwiegt: „Enttäuscht ist doch jeder. Aber ich denke schon, dass die Zufriedenheit mit der Leistung überwiegt. Nur die Schweden haben so lange mit den Dänen mitgehalten. Wir haben sie gezwungen, mit den ersten sechs zu spielen. Leider scheitern wir mit Würfen und die Überzahl spielen wir nicht gut. Das war der Knackpunkt heute.“

Reners Uscins (DHB-Spieler und Spieler des Spiels) nach dem Spiel über…

.... ob ihn die Auszeichnung als MotM tröstet: „Eigentlich gar nicht. Wir haben das Spiel verloren, da bringt auch der kleine Titel nichts. Das ist wirklich sehr schade, weil wir in der zweiten Hälfte ein paar Fehler zu viel machen und Dänemark sich mit individueller Klasse sich am Ende durchsetzt.“

… das Lob des Trainers: „Erste Halbzeit fand ich auch, da hab ich mich sehr sicher gefühlt. Zweite Halbzeit eigentlich auch, dann nimmt mir Nielsen einen langen Wurf weg, der eine rutscht mir weg und dann mache ich noch zwei Fehlpässe. Die Hälfte von den Fehlern und dann ist vielleicht alles gut. Trotzdem zwei Fehler zu viel mindestens.“

Johannes Golla (DHB-Spieler) nach dem Spiel über…

… das was den Unterschied gemacht hat: „Ich glaube schon, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz den Zugriff hatten wie in der ersten Halbzeit. Hat natürlich auch mit dem guten Spiel im 7 zu 6 der Dänen zu tun und dazu lassen wir auch noch einige Möglichkeiten liegen in der zweiten Halbzeit. Man muss den Torwart loben der Dänen, der Wechsel hat sich gelohnt. Emil Nielsen macht wieder ein super Spiel. Aber trotzdem bin ich sehr, sehr stolz. Vor allem auf die erste Halbzeit, aber auch über die 60 Minuten.

… ob gegen Dänemark nicht mehr möglich war: „Ich glaube, an guten Tagen ist mehr drin, vor allem über 60 Minuten. Heute war nicht der perfekte Tag. Wir werden bei uns in der Analyse auch Fehler finden und Sachen, die wir deutlich besser machen können. Sie sind uns sicherlich überlegen aktuell, aber ich finde, das hat gezeigt, wenn wir diesen Kampf auf die Platte bringen, wir auf jeden Fall auch mithalten können.“

… ein vorläufiges Turnier-Fazit: „Ich will erstmal abwarten, ob wir es am Sonntag schaffen, um uns mit einer Medaille zu belohnen. Das, was wir hier geleistet haben, war sicher ein Auf und Ab. Mit guten Spielen, mit weniger guten Spielen. Aber wir haben unseren Traum verwirklicht, wir haben im Halbfinale gegen das wohl beste Team der Welt gespielt. Deswegen sind wir natürlich stolz, versuchen aber am Sonntag ein gutes Spiel zu machen.“

Alfred Gislason (DHB-Trainer) vor dem Spiel über…

… die Rolle als Außenseiter gegen Dänemark: „Wir werden ein gutes Spiel machen müssen im Tor, in der Verteidigung und vorne auch. Das wissen wir auch und dass wir krasser Außenseiter sind gegen die Dänen, wissen wir auch. Aber darin liegt auch unsere Chance.“

… was für einen Sieg nötig ist: „Wir müssen eine phänomenale Abwehr dahinstellen, sonst haben wir keine Chance gegen die Dänen. Und vor allem 60 Minuten lang müssen wir unser Niveau halten. Das haben viele Nationen die erste Halbzeit gegen Dänemark geschafft, aber danach nicht mehr.“

… ob Dänemark mehr Druck hat: „Nein, die haben eine Breite und Erfahrung. Da glaube ich nicht, dass sie Druck verspüren werden. Sie haben bis jetzt sehr souverän alle ihre Spiel runtergespielt, aber wie gesagt, diese Außenseiterchance haben wir.“

… die Ausfälle von Kastening und Häfner: „Es ist natürlich wirklich schade, dass die beiden nicht spielen können. Timo (Anm.: Kastening) ist immer noch krank und Kai (Anm.: Häfner) kann wegen persönlichen Gründen nicht spielen. Von daher ist das sehr, sehr schade für uns. Natürlich ist Kai für uns ein Spieler aus der Startformation. Ohne die beiden ist sowieso Zerbe nachgerückt und den Part von Kai Häfner müssen halt Uscins und Steinert füllen.“

Nikolaj Jacobsen (Trainer Dänemark) vor dem Spiel über…

… die Schwierigkeit gegen Deutschland: „Mit der guten Physis der deutschen Abwehr müssen wir klarkommen, damit wir unsere schnellen Spieler gut in Position bringen können. Wenn Spiele eng sind im Handball, muss die Abwehr gut stehen und der Torhüter gut halten. Beide Mannschaften haben gute Voraussetzung mit einer guten Abwehr und guten Torhütern. Wir werden sehen, wer dieses Duell heute gewinnt.“

… warum Dänemark bei WMs besser ist als bei EMs: „Das weiß ich nicht.“

(sch)

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