Prokop verteidigt EM-Nominierung und erhält Rückendeckung vom DHB

Für Handball-Bundestrainer Christian Prokop ist die EM das erste große Turnier.
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Schon vor dem EM-Auftakt herrscht Unruhe um die deutschen Handballer. Bundestrainer Christian Prokop hat vor seinem Turnierdebüt mit seiner Kadernominierung kontroverse Diskussionen ausgelöst. Rückendeckung erhält der 39-Jährige aus dem Verband.

Frankfurt/Main - Den Wirbel vor seinem Debüt auf der großen Handball-Bühne hätte sich Christian Prokop sicher gerne erspart. Doch trotz aller Kritik steht der Bundestrainer zu seiner in Teilen umstrittenen EM-Nominierung, für die er vier Tage vor dem Auftaktspiel der Bad Boys gegen Montenegro Rückendeckung aus dem Verband erhielt. „Wir waren in die Gedanken von Christian Prokop eingebunden und wissen, dass er sich die Entscheidung nicht einfach gemacht hat. Ohnehin haben wir diese Entscheidung zu akzeptieren, die in der Argumentation schlüssig ist“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Dienstag in verschiedenen Medien-Interviews.

Prokop hatte nach dem finalen EM-Test gegen Island (30:21) am vergangenen Sonntag in Finn Lemke, Fabian Wiede und Rune Dahmke gleich drei Europameister aus dem 16-köpfigen Aufgebot für die Endrunde vom 12. bis 28. Januar gestrichen. „Bei der Auswahl der Nationalspieler geht es einzig und allein um die beste Leistung. Aber meine Handschrift hat man in Leipzig gesehen, und ich erhoffe mir, eine ähnliche Philosophie auch bei der Nationalmannschaft einzubringen“, sagte Prokop der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstag).

Stephan: „Entscheidungen können zum Bumerang werden“

Vor allem die überraschende Ausbootung von Abwehrchef Lemke (MT Melsungen), der beim Titelgewinn 2016 zu den Stützen der DHB-Auswahl zählte, hatte für kontroverse Diskussionen in der Handball-Szene gesorgt. Lemkes Vereinstrainer Michael Roth sprach gar von einer Fahrlässigkeit, ohne Not auf eine solche Qualität zu verzichten. Der frühere Welthandballer Daniel Stephan (44) schätzt die Kader-Nominierung Prokops als riskant ein. "Wenn diese Entscheidungen nicht zum erhofften Erfolg führen, kann das natürlich für ihn zum Bumerang werden", sagte Stephan dem SID: "Viele verstehen diese Kaderplanung nicht so ganz."

Für Lemke war der Leipziger Bastian Roscheck in das EM-Team gerutscht. „Bastian hat in den vergangenen vier Jahren eine enorme Entwicklung genommen. Was seine Abwehrquote angeht, zählt er zu den stärksten Verteidigern der Bundesliga“, konterte Prokop die Kritik.

Dahmke: „Chancengleichheit? Ich konnte kaum spielen, mich zeigen“

Der Kieler Linksaußen Dahmke beschwerte sich unterdessen in einem Interview der „Kieler Nachrichten“ (Dienstag) über sein EM-Aus: „Es wurde ja viel über Chancengleichheit gesprochen, aber ich konnte kaum spielen, mich zeigen. Ich glaube, dass ich ein paar Tage brauchen werde, um diese Frustration zu bewältigen.“

Auch wenn mit Maximilian Janke neben Roschek ein weiterer Newcomer aus Leipzig nominiert wurde, will DHB-Vizepräsident Hanning von einer Bevorzugung der früheren Prokop-Schützlinge nichts wissen. „Das ist typisch deutsch. Von diesem Gedanken sollte man ganz schnell Abstand nehmen“, sagte der 49-Jährige. „Der Bundestrainer trifft Entscheidungen für den deutschen Handball.“

Prokop, der Anfang Februar 2017 die Nachfolge von Dagur Sigurdsson antrat und bis Sommer vergangenen Jahres auch den Bundesligisten SC DHfK Leipzig trainierte, hatte von der „bisher schwersten Entscheidung meiner Amtszeit“ gesprochen. „Die Frage ist, ob ein Trainer populistisch oder inhaltlich handeln soll“, sagte Hanning.

Prokop will Fokus jetzt auf das Turnier legen

Er erinnerte daran, dass Sigurdsson vor dem sensationellen EM-Triumph 2016 in Polen ebenfalls Entscheidungen getroffen habe, „die angezweifelt wurden. Und hinterher haben alle behauptet, dass sie ebenso gehandelt hätten.“ Viel wichtiger sei jetzt, den Fokus auf das Turnier zu legen. In der Vorrunde trifft die DHB-Auswahl neben Montenegro noch auf den WM-Dritten Slowenien und Mazedonien. Prokop gab zunächst das Ziel aus, die Gruppenphase mit der maximalen Punktzahl abzuschließen.

Rückendeckung erhielt der Bundestrainer auch von Patrick Groetzki, der in Kroatien dabei ist. Er sei zwar „überrascht“ gewesen, sagte der Profi der Rhein-Neckar Löwen dem Nachrichtenportal „t-online.de“. Doch dem Rechtsaußen zufolge haben die Entscheidungen das Verhältnis zur Mannschaft nicht belastet. „Sowas gibt es ja immer wieder im Handball“, sagte Groetzki. „Wir glauben fest an den Plan, sowohl in der Abwehr als auch im Angriff, den uns der Bundestrainer vorgibt.“

dpa mit SID

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