HSV hadert mit Millionen-Minus. Nun ist ein neues Modell zur Rettung geplant. Erhält Investor Kühne dafür viel Macht? Als Vorbild dient Dortmund.
- Hamburger SV* plant Umstrukturierung.
- HSV-Investor Kühne könnte mehr Macht bekommen.
- Borussia Dortmund gilt als gutes Vorbild.
Hamburg – Nachdem der HSV kundgetan hat, das vergangene Geschäftsjahr mit einem Verlust von 6,7 Millionen Euro abgeschlossen zu haben, wird eifrig über Möglichkeiten diskutiert, um Gelder zu akquirieren. Eine Option ist das KGaA-Modell, das Chancen und Risiken zugleich birgt. Investor Klaus-Michael Kühne steht im Fokus.
Unternehmer: | Klaus-Michael Kühne |
Geboren: | 2. Juni 1937 (Alter 83 Jahre), Hamburg |
Vermögen: | 18,9 Milliarden USD (2020) |
Ehepartnerin: | Christine Kühne (verh. 1989) |
Ausbildung: | Heinrich-Hertz-Schule |
Eltern: | Mercedes Kühne, Alfred Kühne |
Großelternteil: | August Kühne |
Hamburger SV könnte seine AG-Struktur umwandeln
Wie von 24hamburg.de-HSV berichtet, sehen sich die Rothosen mit einer Minus-Bilanz* konfrontiert. Zum zehnten Mal in Folge hat der Hamburger SV ein Geschäftsjahr mit einem Minus abgeschlossen. Dies wirft Fragen auf und zwingt die Verantwortlichen der Rothosen zum Handeln. Finanzvorstand Frank Wettstein hat bereits verlauten lassen, dass bei einer anhaltenden Coronavirus*-Krise mit weiterhin fehlenden Zuschauereinnahmen gerechnet werden muss.
Dies hätte zur Konsequenz, dass auch für das laufende Geschäftsjahr massive Umsatzverluste eingeplant werden müssen. Deswegen wird seit einigen Wochen im Hintergrund intensiv darüber diskutiert, wie der HSV langfristig betrachtet an neues Kapital kommen kann. Wettstein wirbt mittlerweile öffentlich für eine Umwandlung der aktuellen AG-Struktur. „Grundsätzlich ist die KGaA die auf den Profifußball zugeschnittene Rechtsform“, heißt es vom Finanzvorstand gegenüber dem „Abendblatt“ (hinter Paywall).
HSV: Gewinnt Investor Klaus-Michael Kühne an Macht?
Zu den Hintergründen: Die HSV Fußball AG ist eine Aktiengesellschaft mit Sitz in der Hansestadt, welche die professionelle Fußballabteilung der Rothosen betreibt. Der aktuelle Vorstand der AG setzt sich aus Wettstein und Jonas Boldt zusammen, der für den Kompetenzbereich Sport zuständig ist. HSV-Präsident Marcell Jansen*, der trotz der Pandemie wieder Zuschauer im Volksparkstadion begrüßen will*, sitzt im Aufsichtsrat.
Das heikle Thema wird nach außen immer nur angedeutet. Dabei gehts auch darum, Reaktionen zu testen. Intern beim #HSV werden weitere Anteilsverkäufe dagegen schon lange sehr ernst diskutiert. Wie das gehen soll und wann es soweit ist? Im Blog: https://t.co/XFuF2uaDXP #nurderHSV pic.twitter.com/G3ea4RMyOo
— Rautenperle - NUR DER HSV (@rautenperle) November 14, 2020
Aktien der HSV Fußball AG werden unter anderem von Klaus-Michael Kühne gehalten. Der Investor der Hamburger* gilt im Vereinsumfeld als unbeliebt, seine Aussagen stoßen oftmals auf negative Resonanz bei den Fans der Rothosen. Doch könnte der 83-Jährige von einer Umstrukturierung der Kommanditgesellschaft auf Aktien, kurz KGaA, profitieren. Im Gegensatz zu einer AG bringt eine KGaA den Vorteil mit sich, dass mehr als die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) vorgeschriebenen 50+1-Anteile verkauft werden könnten, ohne die Kontrolle über den Verein zu verlieren.
Hamburger SV muss Mitglieder von Umstrukturierung überzeugen
Grob runtergebrochen sollen sich also Investoren noch stärker als bisher am HSV beteiligen. Der Ex-Bundesliga-Dino könnte in diesem Fall mit mehr Geld planen und etwaige Verluste kompensieren. Laut Wettstein ist die strukturelle Umsetzung „nicht kompliziert“. Der Casus knacksus: Die Mitglieder des Hamburger SVs müssen von diesem Vorhaben überzeugt werden. Zwar ist nicht zu befürchten, dass der Verein seine Stimmmehrheit verliert. Doch könnte auch in dieser Rechtsform ein Investor die Entscheidungsgewalt im operativen Geschäft haben.
Kühne würde dies wahrscheinlich in die Karten spielen. Der HSV-Investor agiert seit 2010 als privater Geldgeber der Hanseaten und hat zwischen 2015 und 2020 rund vier Millionen Euro pro Saison für die Namensrechte am Volksparkstadion gezahlt*. Marcus Silbe, Chef des Analysehauses Frankfurt Main Research (FMR), wird vom „Abendblatt“ wie folgt zitiert: „Die Fans dürfen nicht den Eindruck gewinnen, dass nur ein Modell gesucht wird, bei dem Herr Kühne wieder zuschlagen kann. Für den HSV wäre es wichtig, Investoren zu finden, die nicht versuchen, bei operativen Entscheidungen mitzumischen“.
Borussia Dortmund als Vorbild: HSV will sich neue Geldquellen erschließen
Noch ist natürlich nichts in Stein gemeißelt, ein entsprechender Antrag hinsichtlich einer Umstrukturierung muss auf der nächsten Mitgliederversammlung des HSV diskutiert werden. Als Pro-Argument könnten Wettstein und Konsorten auf das Vorbild Borussia Dortmund verweisen. Die Verantwortlichen der Westfalen können mit Stolz auf das KGaA-Modell verweisen, das es dem BVB ermöglichte, zu einem der Topclubs in Europa aufzusteigen.
Die sogenannte „Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA“ besteht seit November 1999. Mit dieser Rechtsform kennt sich der HSV-Finanzvorstand übrigens bestens aus. Als Berater unterstützte er Dortmund anno 2004, als der Club durch eine Umstrukturierung der damaligen Verbindlichkeiten letztendlich eine Insolvenz abwenden konnte. So weit ist es bei den Hamburgern natürlich nicht. Auch, wenn ein „Corona-Kollaps*“ in gewisser Form doch eintreten könnte. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.