Kerber vor Wimbledon-Finale: Das macht sie so stark

Bereit für das Finale: Angelique Kerber greift nach ihrem größten Erfolg im Tennis.
 ©dpa / Tim Ireland

Angelique Kerber steht im Wimbledon-Finale vor der ultimativen Herausforderung. Doch etwas ist anders als beim Duell mit Serena Williams vor zwei Jahren.

Update vom 14. Juli 2018: Am Samstag steigt das Damen-Finale mit deutscher Beteiligung. Wir haben bereits zusammengefasst, wie Sie Angelique Kerber gegen Serena Williams bei Wimbledon 2018 heute live im Free-TV und Live-Stream sehen können.

Wimbledon - Als Steffi Graf 1996 ihren siebten und letzten Wimbledon-Pokal in die Höhe reckte, war Angelique Kerber gerade acht Jahre alt. Wie Millionen andere Deutsche verfolgte die Kielerin damals vor dem Fernseher die Spiele der großen deutschen Tennis-Ikone. Am Samstag (15.00 Uhr/hier im Live-Ticker) hat die inzwischen 30-jährige "Angie" nun zum zweiten Mal die Chance, in die Fußstapfen ihres Idols zu treten. Im Endspiel des prestigeträchtigsten Tennis-Turniers der Welt kämpft sie gegen Serena Williams um ihren dritten Grand-Slam-Titel.

Es ist die Neuauflage des Finals von 2016. Damals hatte die US-Amerikanerin Kerber in zwei hochklassigen Sätzen bezwungen. Es sei "immer eine Ehre" gegen "einen echten Champion" auf dem Feld zu stehen, sagte Kerber nun: "Serena treibt dich ans Limit, anders kannst du sie nicht schlagen." Von den bisher acht Duellen hat Williams sechs gewonnen, auch am Samstag geht die 23-malige Grand-Slam-Siegerin als Favoritin ins Rennen. Die Ausgangssituation ist dennoch eine völlig andere als noch vor zwei Jahren.

Williams körperlich noch nicht auf der Höhe

Denn so klar wie damals sind die Rollen diesmal nicht verteilt. Das liegt zunächst daran, dass die Tennis-Mama Williams nach ihrer 13-monatigen Babypause körperlich noch nicht wieder auf ihrem alten Niveau ist. Zwar steigerte sie sich in Wimbledon von Runde zu Runde und zeigte beim Halbfinal-Erfolg gegen Julia Görges - mit dem sie nebenbei ein deutsches Finale verhinderte - ihre bislang beste Leistung. Doch bringt man die 36-Jährige ins Laufen, und dafür ist die weltbeste Konterspielerin Kerber prädestiniert, scheint sie angreifbar.

Zum anderen aber ist vor allem Kerber eine andere Spielerin als selbst im Jahr ihres großen Durchbruchs 2016. Durch die Seuchensaison im Vorjahr, als sie am Druck der neuen Erwartungshaltung zerbrach, ist die frühere Weltranglistenerste gereift. Beinahe mantrahaft wiederholt sie in diesen Tagen von London ihr ebenso simples wie offenbar geniales Erfolgsrezept. Kerber denkt "von Punkt zu Punkt", sieht in jedem Spiel "ein hartes Match", versucht sich "auf mein eigenes Spiel" zu konzentrieren und schaut "weder rechts noch links".

Kerber schlägt die junge Gilde

Neben dieser Strategie des Ausblendens jeglicher Störfaktoren profitiert Kerber zudem inzwischen von ihrer Erfahrung. Ab der zweiten Runde gewann sie in Serie gegen die 18-jährige Claire Liu (USA), die 20-jährige Naomi Osaka (Japan), die 21-jährige Daria Kassatkina (Russland) und die ebenfalls 21-jährige Jelena Ostapenko (Lettland). Es waren vier Spielerinnen, die faszinierendes Angriffstennis spielen können, die aber gegen die unermüdliche Ballwand aus Deutschland die Geduld verloren und letztlich zu viel Risiko wagten. Kein Zufall.

"Es ist nicht mehr 2017", noch so ein Satz, den Kerber immer wieder wiederholt. Geduld und Routine haben sie zur derzeit konstantesten Spielerin in der Weltspitze des Frauentennis gemacht. Mit ihrer Reise in Wimbledon ist Kerber deshalb noch nicht fertig. Wer nach dem eindrucksvollen Halbfinal-Erfolg gegen Ostapenko das Funkeln in ihren Augen sah, die Entschlossenheit in ihrer Stimme hörte, der wusste: Diesmal will die deutsche Nummer eins den Weg auch bis zu Ende gehen. In den Fußspuren der "Tennis-Gräfin", ihres Vorbilds Steffi Graf.

sid

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