„Er war gedeckt von der Politik“ - Umstrittener Sportmediziner Armin Klümper ist tot

Armin Klümper, wie er im April 1997 das Sportgericht in Freiburg verlässt.
 ©dpa / Rolf Haid

Armin Klümper ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Zählte er zu den besten Sportärzten, oder war er einer der größten Dopingsünder in der Geschichte der BRD?

Köln - Lange Zeit galt Armin Klümper als einer der renommiertesten deutschen Sportmediziner. Doch gegen den ehemaligen Leiter der Freiburger Sportmedizin wurden auch Dopingvorwürfe laut. Wie erst durch eine Todesanzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekannt wurde, starb Klümper am 23. Juni im Alter von 84 Jahren in Südafrika, wohin er nach der Jahrtausendwende ausgewandert war. Klümper wurde nie wegen Doping-Vergehen verurteilt, gilt aber als eine der zentralen Figuren.

"Damals war er Teil des System. Er war gedeckt von der Politik. Wir haben es ja immer wieder, dass Leute Dinge über Jahre machen und keiner den Finger hebt. Das hat alles zusammengepasst", sagte der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel, selbst ehemaliges Mitglied der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, dem SID.

Armin Klümper wirkte wie kein andere am Doping deutscher Sportler mit

2017 hatte der Mainzer Sportwissenschaftler Andreas Singler Klümper in einem Gutachten schwer belastet. "Armin Klümper hat (...) für die alte Bundesrepublik Deutschland in einem Umfang Dopingpraktiken angewendet, die weit über das ohnehin schon bekannte Maß hinausgehen", schreibt Singler in der Untersuchung. Demnach war Klümper "derjenige Sportmediziner in der Geschichte des Hochleistungssports der Bundesrepublik Deutschland, der wie kein anderer aktiv am Doping der Sportler und zum Teil auch der Sportlerinnen mitwirkte".

Gleichsam arbeitet Singler heraus, dass Klümper nur aufgrund der Duldung und Förderung offizieller Stellen tätig sein konnte und sprach von einem "institutionellen Versagen".

Armin Klümper behandelte bis zu 70 Prozent der deutschen Top-Sportler

Der 1935 in Münster geborene Klümper war Facharzt für Radiologie und Strahlenheilkunde. 1976 wurde er zum Leiter der "Sporttraumatologischen Spezialambulanz" ernannt. Dort soll er Hunderte deutsche Spitzensportler behandelt haben, Schätzungen zufolge teilweise bis zu 70 Prozent. In einer Zeit, in der der Kalte Krieg längst auch auf den Sport übergegriffen hatte.

Eine Patientin Klümpers war dabei auch die Siebenkämpferin Birgit Dressel, wie tz.de* berichtet. Als diese am 10. April 1987 an Multiorganversagen starb, stand die Bundesrepublik unter Schock. Rund 100 verschiedene Medikamente soll Dressel verwendet haben, Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung verlaufen später im Sand. Offiziell ist der Todesfall nicht restlos aufgeklärt.

In den 1990er Jahren beschuldigte ihn die Hürdensprinterin Birgit Hamann, ihr ohne ihr Wissen Wachstumshormone gegeben zu haben. Klümper wies dies zurück, allerdings rückten daraufhin einige Organisation von ihm ab - obwohl prominente Sportler auch danach noch öffentlich für ihn Partei ergriffen.

2013 bekannte Gustav Raken als erster Sportmediziner seine Schuld an der Verabreichung verbotener Substanzen. Er selbst beschrieb sich als „der lange Arm von Klümper“. 

Alles andere als umstritten war Norbert Eder. Der ehemalige Bayern- und Nationalspieler galt stets als fleißiger Arbeiter und Kämpfer auf dem Platz. Nun verstarb er im Alter von 63 Jahren. 

Die Sportwelt trauert ebenfalls um den verstorbenen Handballer Jens Tiedtke. Der ehemalige Nationalspieler wurde keine 40 Jahre alt. 

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SID

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