Rio de Janeiro - In Rio wollte Lena Schöneborn ihren zweiten Olympiasieg nach 2008 holen. Doch beim Reiten verweigert ihr Pferd gleich mehrmals, der Traum platzt innerhalb von Sekunden.
Lange nach dem entscheidenden Wettkampf im Reiten flossen bei Lena Schönborn noch einmal Tränen der Enttäuschung. Der Gedanke an ihr Pech mit dem Pferd und die zweite Olympia-Enttäuschung nach 2012 machten die Moderne Fünfkämpferin nachdenklich und traurig. „Das war ziemlich unwirklich. Ich hatte so eine Situation so lange nicht“, sagte die 30-Jährige. Ausgerechnet bei Olympia in Rio hatte das ihr zugeloste Pferd viermal verweigert. Der Null-Punkte-Ritt zerstörte in kurzer Zeit alle Medaillenträume.
„Null Punkte, das hatte ich zuletzt vor acht Jahren vielleicht“, fasste die Olympiasiegerin von 2008 später zusammen. „Schlimmer geht es nicht mehr.“ Bis zum Reiten, der dritten der fünf Disziplinen, lag Schöneborn aussichtsreich im Rennen um die Medaillen. Doch mit dem Desaster im Reiten waren alle Chancen dahin. „Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie einen Null-Punkte-Ritt hatte“, sagte Bundestrainerin Kim Raisner.
Schöneborn: "Ich konnte nichts machen"
Im Modernen Fünfkampf werden die Pferde zugelost, Schöneborn bekam in Rio die 13 Jahre alte Stute Legende. Schon im ersten Durchgang mit einer anderen Reiterin verweigerte das Pferd zweimal, die Kollegin warnte Schöneborn noch. Doch auch bei ihr rebellierte das Pferd mehrmals. „Ich konnte nichts machen. Das war das Frustrierende“, sagte sie.
Dass ihr das ausgerechnet in Rio passiert, ist besonders hart für die 30-Jährige. In all ihren Wettkämpfen stand sie zuletzt auf den Treppchen, war mit großen Zielen zu Olympia gereist. „Bei Olympischen Spielen ist es natürlich dreifach hart, die sind nur alle vier Jahre“, sagte Raisner. Schon 2012 in London hatte Schöneborn einen schwarzen Tag erlebt und war am Ende nur 15. geworden.
Nach den Fiasko im Reiten wurde Schöneborn weinend und völlig aufgelöst von ihrem Freund aufgebaut. „Wirklich trösten kann man nicht. Es gibt einfach nichts, was einen dann aufmuntert“, sagte Teamkollegin Annika Schleu. „Man fühlt sich in dem Moment ungerecht behandelt.“ Raisner meinte: „Sie hätte in jedem Fall um die Medaillen gekämpft. Und dann hätte der Kopf entschieden und nicht das Pferd.“
Start in Tokio 2020 erscheint unwahrscheinlich
Nach London 2012 hatte Schöneborn noch gesagt, ihre Karriere nicht mit einem Negativerlebnis beenden zu wollen. „Mit diesem Wettkampf werde ich sicherlich nicht aufhören“, versprach sie. Doch ob sie 2020 in Tokio einen neuen Anlauf für die zweite Olympia-Medaille nimmt, ist fraglich. „Stand heute würde ich es eher ausschließen, als dass es passiert“, sagte Schöneborn. Stattdessen will sie sich intensiver um ihre berufliche Zukunft kümmern, schon jetzt arbeitet die Athletin mit Studienabschluss in einer Marketing-Agentur in Berlin mit.
So enttäuschend der Wettkampf in Rio für Schöneborn verlief, so sehr überraschte ihre Teamkollegin Annika Schleu positiv. Von Position 19 lief die Berlinerin im letzten Wettkampf noch bis auf Rang fünf vor. „Wir wussten, dass es in Richtung Top Ten gehen kann, aber dass es dann der fünfte Platz wird, ist richtig cool, sagte sie strahlend. Und Raisner lobte: "Sie hat eine tolle Leistung gebracht.“
dpa