Rio de Janeiro - Angelique Kerber bekommt im Olympischen Dorf ihre neue Popularität zu spüren. Die Medaillenhoffnung ist das Ziel von Selfiejägern - und genießt es.
In vier Jahren kann viel passieren, das weiß kaum eine deutsche Olympionikin so gut wie Angelique Kerber. "In London konnte ich noch unerkannt durchs Dorf schlendern, aber das hat sich geändert", sagte Kerber mit Blick auf ihre ersten Spiele 2012 im SID-Gespräch, "mittlerweile kommen andere Sportler zu mir und wollen Selfies. Ich mache das gerne."
Die Australian-Open-Siegerin genießt ihre neue Popularität, bleibt aber gewohnt bodenständig. "Es ist einfach ein Zeichen dafür, dass die anderen Athleten Tennis schauen", meinte Kerber, die anders als ihre Teamkolleginnen Andrea Petkovic (Darmstadt) und Annika Beck (Bonn) an der Eröffnungsfeier am Freitagabend im Maracana teilnehmen konnte.
Auftakt für Kerber am Sonntag
Die Weltranglistenzweite bestreitet im Gegensatz zu den Fed-Cup-Kolleginnen ihr Auftaktmatch gegen Mariana Duque-Marino (Kolumbien) erst am Sonntag. "Ich freue mich jetzt aber auch, wenn es losgeht und werde mit voller Kraft dabei sein", versprach Kerber, die Rio nach einer Odyssee von Montreal via New York am Mittwoch erst mit drei Tagen Verspätung erreichte.
An der Ausgangslage hat das nichts geändert: Etliche Experten prognostizieren fürs olympische Frauen-Finale am 13. August eine Neuauflage des Melbourne- und Wimbledon-Endspiels zwischen der Kielerin und Branchenführerin Serena Williams (USA). "Das wäre schon etwas Schönes", sagte Kerber.
Eine Medaille nannte sie einen "Traum, aber bis dahin ist es ein weiter Weg". Kerber weiß inzwischen nur zu gut, was passiert, wenn sie sich selbst zu viel Druck macht. So wie bei den French Open, als die deutsche Nummer eins im ersten Grand-Slam-Turnier nach ihrer magischen Nacht von Melbourne gleich in der ersten Runde scheiterte.
Olympia 2016: Erster Einzelmedaille seit 16 Jahren?
Doch mittlerweile wirkt die Linkshänderin gefestigt. Kerber wäre der erste deutsche Tennisprofi seit Tommy Haas (Silber) vor 16 Jahren in Sydney, der wieder eine olympische Einzel-Medaille holen würde.
Und auch Doppelpartnerin Petkovic, mit der Kerber sich das Apartment im Olympischen Dorf teilt, lässt nichts auf "Angie" kommen. "Sie ist die ideale WG-Partnerin. Angie isst und schläft zu normalen Zeiten, wir verstehen uns super", verriet "Petko". Streit habe es noch nicht gegeben: "Jede hat ihr kleines Chaos, aber wir kommen uns damit nicht ins Gehege", meinte Petkovic.
Gerne bezeichnet sie das Gespann mit Kerber scherzhaft als "schlechtestes Doppel der Welt". Die Selfiejäger aus dem Olympischen Dorf wissen es besser: Bei ihnen steht "Angie" hoch im Kurs.
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sid