ARD-Empörung: "Was muss diese Russin für ein Mensch sein?"

Tom Bartels feuert Jefimowas Konkurrentinnen an, damit der "Sport siegt".
 ©dpa/AFP

Rio de Janeiro - Sie ist die unbeliebteste Sportlerin dieser Spiele: Julia Jefimowa. Die russische Schwimmerin klagt sich als Dopingsünderin zu Olympia und holt Silber über 100 Meter Brust. Nicht nur das Publikum, sondern auch die Kommentatoren der ARD feiern ihre "Niederlage".

"Es war der wichtigste Sieg dieser Olympischen Spiele". So betitelte ARD-Schwimm-Kommentator Tom Bartels das Frauen-Finale über 100 Meter Brust. Dort tritt nämlich Julia Jefimowa an. Die 24-Jährige Russin darf trotz ihrer nachgewiesenen Doping-Vergangenheit an den Spielen in Rio starten. Das Startrecht hatte sie sich vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) erkämpft.

Am Montag-Abend (Ortszeit) war es dann soweit. Julia Jefimowa startet im Finale über 100 Meter Brust. Bereits als sie die Halle betritt wird sie von den Fans, mit Ausnahme der russischen Anhänger, gnadenlos ausgepfiffen und ausgebuht. Eine Szene, die ARD-Expertin Franziska van Almsick mehr als komisch empfand: "Das geht ja gar nicht. Eine solch komische Situation habe ich noch nie erlebt. Was muss diese Russin Efimowa für ein Mensch sein? Das kann ihr doch gar keinen Spaß mehr machen. Die ist ja völlig isoliert und tritt dennoch mit einer solchen Arroganz auf."

Beim Start ist es dann mucksmäuschenstill. Als die Sportlerinnen ins Wasser des Aquatic Centers eintauchen, tobt die Halle und feuert Jefimowas Gegner an - genauso wie ARD-Kommentator Tom Bartels.

"Jefimowa oder King. Bitte King."

Auf der ersten Bahn liegen zwei US-Amerikanerinnen vorn, auch Bartels steht offensichtlich auf deren Seite: "Lilly King schlägt ein hohes Tempo an, genau wie Katie Meili." Die Russin liegt noch leicht zurück, ihre Stärke liegt jedoch auf der letzten Hälfte des Rennens. Bartels Stimme wird aufgeregter, er feuert weiterhin die US-Girls an: "Die beiden versuchen alles." Doch Jefimowa kommt nun heran, Bartels erhebt weiter seine Stimme: "Jefimowa ist dran, aber noch nicht vorn. Und Lilly King wehrt sich mit allem, was sie hat. Sie wird hier unterstützt vom Publikum." Dann geht das Rennen auf die letzten Meter und Bartels gibt ebenfalls alles: "Jefimowa oder King. Bitte King!" Dann schlägt Lilly King als Erste an. Die 19-Jährige wird vor Jefimowa und Landsfrau Katie Meili Olympiasiegerin. Auch der ARD-Mann ist völlig hin und weg: "Jaaaaa! Lilly King schlägt Julia Jefimowa." Und nicht nur Tom Bartels ist erleichtert. Auch das Publikum jubelt über den Sieg der Amerikanerin King: "Man merkt hier die Erleichterung im Stadion. Selten habe ich so ein parteiisches Schwimmpublikum erlebt." Freilich gab es auch selten einen parteiischeren Kommentator im deutschen Fernsehen, der bei einem Wettkampf ohne deutsche Beteiligung seine persönlichen Präferenzen so deutlich machte.

Jefimowa wird ignoriert und weint

Während die leer ausgegangenen Konkurrentinnen den beiden US-Girls gratulieren, wird Jefimowa allein im Becken zurückgelassen. Der Russin wird nicht nur von den Gegnern der kalte Rücken gezeigt, auch das Publikum lässt kein gutes Haar an der Dopingsünderin. 

Dass Jefimowa nie Reue gezeigt hat, kritisiert der ARD-Kommentator: "Das war ein Sieg für den Sport. Gegen eine Dopingsünderin, die frech der Konkurrenz ins Gesicht lacht." Allerdings zeigte die Sportlerin unmittelbar nach dem Rennen dann doch Gefühle. Als sie aus dem Becken stieg, flossen bei der 24-Jährigen die Tränen, einem russischen TV-Reporter lag sie später sogar in den Armen. 

Ganz am Ende konnte die Russin aber dann doch wieder lachen, als sie ihre Silbermedaille in den Händen hielt. 

In den sozialen Netzwerken wurde Bartels' Kommentar unterschiedlich bewertet:

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