Rio de Janeiro - ARD-Kommentator Carsten Sostmeier hat sich bei der Übertragung des olympischen Geländeritts in der Vielseitigkeit nach Ansicht der deutschen Reiter gewaltig vergaloppiert.
Tags darauf entschuldigte sich Sostmeier "aus tiefstem Herzen. Es liegt mir fern, Sportler zu beleidigen", sagte Sostmeier am Dienstag auf Anfrage: "Wenn das so angekommen sein sollte, dann kann ich mich dafür nur aus tiefstem Herzen entschuldigen."
Was war passiert? Sostmeier, Träger des Deutschen Fernsehpreises und für seine zumeist launigen Kommentare im Reitsport durchaus anerkannt, hatte beim Start von Julia Krajewski gemutmaßt, die Olympia-Debütantin habe sicher "von Anfang an einen braunen Strich in der Hose". Nachdem Krajewskis Samourai du Thot zum zweiten Mal verweigert hatte, sagte Sostmeier: "Schlimmer geht's fast nimmer - fehlt nur noch, dass sie ausscheidet." Krajewski habe im Gelände "den Chicken Way" gewählt, "den der Angsthasen, den der blassen Nasen".
"Das war unsportlich. Und beleidigend"
Die Reiter fanden das ganz und und gar nicht witzig. "Mit einigen seiner Kommentare ist er ganz klar über das Ziel hinausgeschossen", sagte Dennis Peiler, der zuständige Chef de Mission: "Das war unsportlich. Und es war beleidigend gegenüber Julia Krajewski." Bei aller Fachkenntnis von Sostmeier und seiner Nähe zum Reitsport - in diesem Fall habe sich Sostmeier klar vergaloppiert. Julia Krajewski wollte sich zu der Angelegenheit ebenso wie die übrigen Reiter und Bundestrainer Hans Melzer nicht mehr äußern.
Dafür reagierte Gerd Gottlob, ARD-Teamchef in Rio. "Der Kommentar von Carsten Sostmeier war völlig unangemessen", sagte Gottlob dem SID: "Es wird ein Gespräch mit ihm geben. Ich verspreche, dass das nicht wieder vorkommt, und entschuldige mich dafür."
Schon 2012 gab es einen Vorfall
Auch die deutsche Mannschaftsleitung in Rio hat sich zu Sostmeiers verbaler Entgleisung geäußert. Man müsse vor allem die Jungen im Team unterstützen, sagte Chef de Mission Michael Vesper: "Auf keinen Fall darf man sie verächtlich machen, sondern gerade sie verdienen Respekt für ihre Leistungen, die sie überhaupt nach Rio gebracht haben."
Wenn Sostmeier das Reiten kommentiert, tut er das stets mit ganz viel Herzblut und ohne große Vorbereitung. "Das war SAM-sationell", rief er voller Begeisterung, als Michael Jung im Gelände seinen Wallach Sam wie "Mozart mit verbundenen Augen am Klavier" über die Berg- und Talbahn von Deodoro lenkte. Er würde es kaum verkraften, wenn man ihm die Reiterei wegnähme, hat er einmal gesagt: "Dann würde man mir das Herz rausreißen."
Bei so vielen spontanen Emotionen bleibt natürlich immer das Risiko, im Eifer des verbalen Gefechts über das Ziel hinauszuschießen. Bereits 2012 in London hatte sich Sostmeier öffentlich entschuldigen müssen. Damals hatte er ins Mikrofon gerufen: "Seit 2008 wird zurückgeritten."
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SID