Van Avermaet holt Gold bei Sturz-Festival - Nibali tragische Figur

Greg Van Avermaet ist neuer Olympiasieger im Straßenrennen.
 ©AFP

Rio de Janeiro - Im wohl schwersten Straßenradrennen der Olympia-Geschichte gewinnt Greg van Avermaet Gold. Überschattet wird das Rennen von vielen Stürzen, unter anderem kommt Mitfavorit Nibali in aussichtsreicher Position zu Fall. Die Deutschen spielen keine Rolle.

Ein dramatischer Sturz hat Mitfavorit Vincenzo Nibali aus allen Medaillen-Träumen gerissen, stattdessen triumphierte der Belgier Greg van Avermaet an der Copacabana. Im wohl schwersten Straßenradrennen der Olympia-Geschichte siegte der belgische Klassiker-Spezialist am Samstag im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe nach 237,5 Kilometern und gut 4600 Höhenmetern vor dem Dänen Jakob Fuglsang und dem Polen Rafal Majka, der kurz vor dem Ziel noch allein in Führung gelegen hatte.

Schon zuvor hatten sich auf der Abfahrt die Ereignisse überschlagen, als Ex-Tour-de-France-Sieger Nibali und der Kolumbianer Sergio Henao in einer dreiköpfigen Spitzengruppe gestürzt waren. Majka fuhr anschließend als Nutznießer der Goldmedaille entgegen, wurde aber auf den letzten zwei Kilometern noch abgefangen.

Deutsche spielen keine Rolle

Die deutschen Fahrer spielten im Finale keine Rolle. Simon Geschke hatte es zuvor mit einer 150-Kilometer-Flucht in einer frühen Ausreißergruppe versucht, wurde aber eingeholt. Emanuel Buchmann hielt sich lange im Hauptfeld auf. Beim Ausscheidungsfahren auf dem anspruchsvollen Kurs mit dem brutalen Anstieg zur Vista Chinesa konnte er die Attacken aber nicht mehr mitgehen. Rund drei Minuten hinter dem Sieger erreichte er das Ziel auf Platz 14.

„Es lief heute richtig gut. Ich habe mich sehr stark gefühlt und konnte immer mitgehen. Nur am Schluss hat meine Kraft leider nicht mehr gereicht. Mit dem Ergebnis bin ich aber voll zufrieden“, sagte Buchmann. Zusammen mit dem Ravensburger rollte Tour-Champion Christopher Froome über den Zielstrich. Als zweite Goldchance wartet auf den Briten aber noch das Einzelzeitfahren am Mittwoch, dort könnte er wie Landsmann Bradley Wiggins vier Jahre zuvor seinen Toursieg vergolden.

Für Aufregung hatte während des Rennens eine kontrollierte Sprengung eines verdächtigen Rucksacks durch die Polizei in der Nähe des berühmten Copacabana-Strandes gesorgt. Die Explosion ereignete sich in der Umgebung des Zieleinlaufs, wie ein Polizist am Samstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Rucksack habe auf einem Container in der Nähe des Zielbereiches gelegen, darin seien aber nur Kleidung und andere Ausrüstung enthalten gewesen. Die Radprofis waren zu diesem Zeitpunkt noch rund 70 Kilometer vom Ziel entfernt gewesen.

Geschke lange in Ausreißergruppe

Knapp eine halbe Stunde nach dem Start vor traumhafter Kulisse hatte Geschke die erste Attacke gesetzt. „Das war ein ganz schöner Ritt. Ich konnte lange an der Spitze mitfahren, so war auch unsere Taktik“, sagte er hinterher. Gemeinsam mit fünf weiteren Fahrern löste sich der Freiburger vom Feld, zwischenzeitlich betrug der Vorsprung der Ausreißer siebeneinhalb Minuten. Doch im Duell der Topfavoriten spielte das Sextett, von dem als letzter der polnische Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski eingeholt wurde, keine Rolle.

Da war der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin längst nicht mehr dabei. Der 31-Jährige stieg ebenso wie Bahn-Spezialist Maximilian Levy, der auf der Bahn im Keirin und im Sprint starten soll, vorzeitig vom Sattel. Der am Knie lädierte Martin nutzte das Straßenrennen als 120 Kilometer langes Training für den Kampf gegen die Uhr, bei dem er am Mittwoch um die Medaillen mitfahren will.

Am Sonntag steht die Entscheidung im Straßenrennen der Frauen über 136,9 Kilometer auf dem Programm. Dabei rechnet sich der Bund Deutscher Radfahrer Chancen auf eine Medaille aus, insbesondere die frühere Giro-Siegerin Regina Lichtenberg (München) gilt als aussichtsreiche Kandidatin.

dpa

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