Rio de Janeiro - Souverän hat Christina Schwanitz das Finale der Kugelstoßerinnen bei Olympia 2016 erreicht. Nur das Wetter macht ihr einen Strich durch die Rechnung.
Für den Motivationsfilm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hatte Gold-Favoritin Christina Schwanitz nach überstandener Qualifikation in Rio nur böse Worte übrig. "Unter aller Sau. Ich weiß nicht, warum man einer Leichtathletik-Mannschaft ein Fußball-Video zeigen muss. Mehr möchte ich dazu nicht sagen", meinte die Welt- und Europameisterin am Freitag nach dem gelungenen Einzug ins Kugelstoß-Finale der Olympischen Spiele. 19,18 Meter im ersten Versuch reichten. Der als Ansporn gedachte DLV-Clip, in dem unter anderem Weltfußballer Lionel Messi zu sehen ist, war Schwanitz dabei aber keine Hilfe.
"Qualifikation im ersten Stoß - das war der Plan", sagte die 30-Jährige vom LV 90 Erzgebirge, die 19,18 Meter weit kam. Ganz so unkompliziert war der Auftakt für sie aber nicht. Bis sie am Kugelstoß-Ring stand, war organisatorisch einiges "etwas unkoordiniert" bei der Anfahrt. "Fährt überhaupt ein Bus, wenn ja, wo und wann? Das muss man mit brasilianischer Gelassenheit nehmen", meinte Schwanitz mit krachendem Lachen.
Regen war bei Schwanitz "nicht auf dem Schirm"
Auch im Ring war es nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte. "Dass es in Rio de Janeiro regnet, hat mich etwas irritiert. Das hatte ich nicht auf dem Schirm", sagte Schwanitz. "Die Kugeln hier sind nigelnagelneu, wenn da ein Tropfen draufkommt, sind die wie in Seife gebadet und glitschig."
Mehr zu tun als mit der Eisenkugel hatte sie mit der Kleiderordnung. "Schwierig war auch die Frage: Welche Klamotten ziehe ich wann, wie und wo an?", schilderte Schwanitz. "Da gibt's welche zum Einstoßen, für den Wettkampf, für die Mixed Zone. Damit muss man sich dann auch noch beschäftigen."
Keine großen Gedanken macht sich die starke Sächsin um ihre Konkurrenz und den Erfolgsdruck. "Gold nehme ich als Motivation", sagte Schwanitz. "Die Mannschaftsleitung hat keinerlei Druck aufgebaut, das war toll, keiner sagt diesmal nach meiner Verletzungsgeschichte: Du musst!" Auch dass Olympiasiegerin Valerie Adams aus Neuseeland mit 19,74 Meter ein Zeichen setzte, störte sie nicht: "Ich glaube nicht, dass sie noch einen Meter weiter stoßen kann."
"Eine Schippe weiterstoßen"
Schwanitz hat bei ihrem EM-Sieg in Amsterdam mit 20,19 Metern gezeigt, dass sie es kann. "Ich bin ehrgeizig genug, will eine Schippe weiterstoßen", sagte sie vor dem Finale. "Ideal und perfekt wäre, ganz oben zu stehen."
Endstation war in der Olympia-Qualifikation für Sara Gambetta, die nur 17,24 Meter weit kam. "Komplett unter Wert verkauft", kommentierte die Leipzigerin ihre Leistung. Nicht besser lief es bei Lena Urbaniak (Filstal). "Es hat eigentlich an allen Ecken und Enden gehakt, von vorne bis hinten", sagte sie nach enttäuschenden 16,62 Metern.
dpa