Kenia unter Dopingverdacht: "Neidisch auf die Erfolge"

Zwei kenianische Läufer trainieren im Höhentrainingslager in Iten. Das "Home of Champions" war nach einer ARD-Recherche unter Dopingverdacht geraten.
 ©AFP

Rio de Janeiro - Der kenianische Leichtathletik-Verband gerät immer mehr unter Druck. Der frühere WADA-Präsident Richard Pound forderte gar eine Untersuchung wie in Russland.

Die Reaktion kommt prompt - und passte irgendwie ins Bild. Als "neidisch auf die Erfolge Kenias" bezeichnete der Leichtathletik-Verband AK die Enthüller der neuesten Korruptionsvorwürfe gegen einen der führenden Funktionäre. Wenig später wurde die Aussage auf Twitter zwar gelöscht. Doch das Vertrauen, dass sich das Land alleine aus dem Doping- und Korruptionssumpf befreit, ist schon lange dahin.

Recherchen mit versteckter Kamera

Michael Rotich, der abberufene Delegationsleiter der kenianischen Leichtathleten, steht in einer ganzen Reihe von suspekten Funktionären. Vor versteckter Kamera der ARD und Sunday Times hatte Rotich angeboten, Sportler gegen eine entsprechende Zahlung vor Dopingkontrollen zu warnen. 

Offenbar keine Seltenheit in dem ostafrikanischen Land, das in den vergangenen Jahren nicht nur unzählige Dopingfälle zu verzeichnen hatte, sondern bei der WM in Moskau 2015 erstmals auf Platz eins des Medaillenspiegels stand. Ein Zufall? Wohl kaum.

Früherer WADA-Präsident fordert Untersuchung wie in Russland

"Meiner Ansicht nach ist dies ausreichend, damit Kenia genauso untersucht wird wie Russland", sagte der frühere WADA-Präsident Richard Pound in der ARD. Und der ehemalige IOC-Vizepräsident weiß, wovon er redet: Als Leiter der unabhängigen Untersuchungskommission deckte er massives Doping bei den russischen Leichtathleten auf. Die sind - bis auf Weitspringerin Darja Klischina - in Rio nicht am Start.

Die seit langem andauernden Dopingdiskussion haben auch die Athleten erreicht. Immer häufiger reagieren die Topstars genervt auf die immer gleichen Fragen. Ungeachtet dessen geht es für Kenia vor allem in der Leichtathletik um viel. Das Ergebnis der WM in Peking wird wohl nur schwer erreicht werden, einige Stars wie 400-m-Weltmeister Nicolas Bett schwächeln. Über die 5000 und 10.000 m hat der Brite Mo Farah ihnen längst den Rang abgelaufen. Die Nation erwartet dennoch Erfolge.

Ermittlungen gegen suspendierte Topfunktionäre

Und dabei ein bisschen nachzuhelfen, ist offenbar gar nicht so schwer. Mehrfach wurde in der Vergangenheit nachgewiesen, wie einfach in Kenia Dopingmittel zu beschaffen sind. Zusätzlich wird weiterhin gegen drei derzeit suspendierte Topfunktionäre ermittelt.

Dem ehemaligen Council-Mitglied des Leichtathletik-Weltverband IAAF, David Okeyo, dem früheren kenianischen Verbandspräsidenten Isaiah Kiplagat sowie dem ehemaligen Schatzmeister Joseph Kinyua wird vorgeworfen, den Anti-Doping-Kampf in ihrem Land behindert sowie Sponsorengelder veruntreut zu haben.

WADA: Kenia ist "regelkonform"

Für die Wahl Dohas zum Ausrichter der WM 2019 soll es zudem zwei Geländewagen als "Belohnung" gegeben haben. Der ehemalige Generalsekretär des Verbands Isaac Mwangi steht zusätzlich unter Verdacht, zwei positiv getestete Athleten erpresst zu haben.

Erst am Donnerstag stufte die WADA die Läufernation wieder als "regelkonform" ein. Wegen der zuvor unzureichenden Gesetzgebung hatte den Afrikanern vorübergehend auch der Ausschluss von den Sommerspielen gedroht. Nun will die kenianische Doping-Agentur einen Neustart schaffen. Alleine scheint dies unmöglich.

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