Rio de Janeiro - Mit einer erneuten Demonstration der Stärke haben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst den ersten Olympiasieg für Deutschlands Beachvolleyball-Frauen geholt.
Laura Ludwig schossen sofort die Tränen in die Augen, dann stürzte sie freudetrunken Kira Walkenhorst in die Arme, ein paar Sekunden später hatten sie schon eine deutsche Fahne um die Schultern gelegt. Während an der Copacabana das hymnische "Viva la Vida" von Coldplay aus den Lautsprechern dröhnte, feierten die beiden deutschen Beachvolleyballerinnen vor 12.000 erschütterten Brasilianern ausgelassen den Olympiasieg. "Es ist einfach unwirklich, ich kann es noch nicht fassen", sagte Ludwig im ZDF.
In einer magischen und historischen Nacht krönten sich Ludwig und Walkenhorst zu den neuen Königinnen der "Sandwühler". Die Hamburgerinnen gewannen am berühmtesten Strand der Welt das Finale gegen die Brasilianerinnen Agatha und Barbara mit einer herausragenden Leistung 2:0 (21:18, 21:14) und schrieben damit Geschichte: Als erstes europäisches Frauen-Team überhaupt gewannen sie eine Medaille, und es war gleich die goldene. "Wir waren so fokussiert, ich kann's gar nicht glauben. Ey, Olympiasieger!", rief Walkenhorst.
Ludwig/Walkenhorst treten in die Fußstapfen von Jonas Reckermann und Julius Brink, die 2012 in London Olympiasieger geworden waren. "Sie waren das beste Team der Saison, das haben sie hier bestätigt. Hut ab, Kira und Laura", sagte Brink. Die Europameisterinnen trotzten im Finale allen Widrigkeiten und ließen sich auch von den fanatischen Zuschauern im Hexenkessel nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer Machtdemonstration im zweiten Durchgang verschlugen die Brasilianerinnen nach nur 42 Minuten den zweiten Matchball von Ludwig/Walkenhorst.
Olympia 2016: Mit Gold schließt sich ein Kreis
Selbst die Tatsache, dass das bislang wichtigste Match ihres Lebens erst um eine Minute vor Mitternacht Ortszeit begann, steckten die beiden ausgewiesenen "Murmeltiere" locker weg. Ludwig und Olympia-Debütantin Walkenhorst hatten sich mit einem ausgiebigen Mittagsschlaf auf die "Night Session" vorbereitet.
Im Halbfinale am Dienstag hatten Ludwig (30) und Walkenhorst (25) bereits die topgesetzten Brasilianerinnen Larissa/Talita mit 2:0 entzaubert - im Finale machten sie da weiter, wo sie einen Tag zuvor aufgehört hatten. In einem hochklassigen Endspiel konnten sie beim 12:10 im ersten Satz erstmals mit zwei Punkten in Führung gehen - danach waren sie kaum noch zu stoppen.
Fast jeder Aufschlag von Ludwig und Walkenhorst wurde von einem Pfeifkonzert begleitet. Doch die Hamburgerinnen behielten kühlen Kopf. Walkenhorst bestach mit ihren Schmetterschlägen, Ludwig warf ihre ganze Routine in die Waagschale und gab in den Spielpausen die wertvollen Tipps und die Richtung vor.
Mit dem Gold schloss sich ein Kreis. Vor knapp zwei Jahren hatte der Olympia-Traum noch am seidenen Faden gehangen. Pfeiffersches Drüsenfieber lautete die Diagnose bei Walkenhorst, dem vorzeitigen Saisonende folgten beschwerliche Monate der Genesung. Ehe es die nächste bittere Diagnose gab: Knieverletzung, Operation, Pause.
Doch das seit 2013 gemeinsam spielende Gespann kämpfte sich zurück. Und überließ mit Blick auf die ersehnte Medaille nichts dem Zufall. Zum Team gehört unter anderem "Goldschmied" Jürgen Wagner, der schon Brink/Reckermann in den Olymp führte. Auch der sogenannte Beachviewer trug seinen Teil zum Triumph bei. Mit Hilfe der Computer-Software konnte Scout Ron Göde bei 25 Turnieren Informationen sammeln und 3000 Videos zur Gegneranalyse erstellen.
Karla Borger und Britta Büthe (Stuttgart) indes scheiterten in Rio im Achtelfinale. Das einzige deutsche Männer-Team Markus Böckermann und Lars Flüggen (Hamburg/Berlin) war nach drei Niederlagen in drei Spielen bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden.
sid