Rio de Janeiro - In der zweiten Woche der Olympischen Spiele ist nach Schwimmen die andere Kernsportart Leichtathletik an der Reihe. Das sind die Top-Duelle in Rio.
Usain Bolt gegen Justin Gatlin (100 m):
Die Frage nach dem schnellsten Mann der Welt bleibt ein olympischer Dauerbrenner. Bolt, der einstmals Außerirdische, ist in die Jahre gekommen, schaffte es mit Ach und Krach nach Rio, wo er seinen historischen dritten olympischen Dreierschlag anpeilt. Dies verhindern will Gatlin, Olympiasieger von 2004, mehrfach überführter Doper, bei der WM in Peking mit seinem Angriff auf Bolt knapp gescheitert. Ein Kampf Gut gegen Böse? Vielleicht übertrieben. Nicht aber, dass es das Größte ist, was Rio zu bieten hat. (Finale: Sonntag, 14. August, 22.25 Uhr Ortszeit/3.25 MESZ)
LaShawn Merritt gegen Wayde van Niekerk (400 m):
Neben Gatlin ist Merritt das zweite große Ärgernis im Sprint: Der Amerikaner wurde 2010 als Doper überführt und gesperrt. Seit Ablauf der Sperre wird der 30-Jährige als angeblich sauberer Athlet immer schneller, lief über 200 m bei den Trials kaum nachvollziehbare 19,74 Sekunden. Seine Bestzeit über die Stadionrunde (43,65) reichte ihm bei der WM 2015 nur zu Silber - weil der südafrikanische Aufsteiger van Niekerk in 43,48 das Rennens seines Lebens lief. In Rio steigt die Revanche, unmittelbar vor dem 100-m-Finale. (Finale: 14. August, 22.00 Uhr Ortszeit/3.00 MESZ)
Mo Farah gegen Kenia (5000/10.000 m):
Seit nunmehr fünf Jahren ist es das gleiche Bild: Drei Kenianer wollen Farah knacken, verheddern sich in ihrer Taktik, und Farah zeigt ihnen im Endspurt die lange Nase. Sieben Rennen in Folge über 5000 oder 10.000 m hat Farah nun schon bei WM oder Olympia in Folge gewonnen. Und er verschwendet keinen Gedanken daran, dass die Serie in Rio reißen könnte. (5000 m - Finale: Samstag, 20. August, 21.30 Uhr OZ/2.30 Uhr MESZ;10.000 m - Finale: Samstag, 13. August, 21.25 Uhr OZ/2.25 MESZ)
David Storl gegen Joe Kovacs (Kugel):
Die US-Stoßer hatten zwischen 1992 und 2007 nahezu alles abgeräumt. Doch dann schlugen die Europäer zu: 2008 und 2012 wurde der mächtige Pole Tomasz Majewski Olympiasieger, 2011 und 2013 Storl Weltmeister. Erst Kovacs entthronte die Europäer wieder mit WM-Gold 2015 in Peking vor Storl und ist auch in Rio der Favorit. Storl, dem der Olympiasieg als einziger großer Freiluft-Titel noch fehlt, reist nach Verletzungsproblemen als Außenseiter an. Dass er ein Mann für die großen Wettkämpfe ist, hat der Sachse aber oft genug gezeigt. (Finale: Donnerstag, 18. August, 20.30 Uhr OZ/1.30 Uhr MESZ)
Robert Harting gegen Piotr Malachowski (Diskus):
Ein Rio-Sieg von Harting wäre märchenhaft: Nach Kreuzbandriss und anderthalb Jahren Pause ist der Hüne rechtzeitig zu Rio wieder fit. Dreimal war Harting Weltmeister, 2012 in London Olympiasieger, doch ein Triumph in Brasilien wäre der wichtigste in seiner Karriere. Verhindern kann dies vor allem Malachowski, der Pole war 2015 in Hartings Abwesenheit Weltmeister - doch der Berliner ist psychisch deutlich stärker. Ein großer Showdown zu früher Stunde. (Finale: Samstag, 13. August, 10.50 Uhr OZ/15.50 MESZ)
Dafne Schippers gegen USA und Jamaika (100/200 m):
Dass eine weiße Sprinterin bei Olympia 2016 den Stars aus den USA, Jamaika und Westafrika die Stirn bieten könnte, war vor gut zwei Jahren noch undenkbar. Doch dann startete die einstige Siebenkämpferin Schippers unfassbar durch, auf dem Höhepunkt wurde sie 2015 Weltmeisterin über 200 m - mit einer Zeit, die zuvor nur Sprinterinnen mit dunkelster Vergangenheit erreicht hatten. Spätestens seitdem läuft bei Schippers der Verdacht mit, auch in Rio, wo sie vor allem Jamaikas Topstar Shelly-Ann Fraser-Pryce den Fehdehandschuh hinwirft. (100 m - Finale: Samstag, 13. August, 22.35 Uhr OZ/3.35 Uhr MESZ; 200 m - Finale: Mittwoch, 17. August, 22.30 Uhr OZ/3.30 Uhr MESZ)
Caster Semenya gegen die Gerüchteküche (800 m):
Das Thema schien erledigt: Semenya, Weltmeisterin 2009 in Berlin, wurde nach einer unwürdigen Debatte und einer nicht minder entwürdigen Geschlechtsfeststellung das Startrecht bei den Frauen zugebilligt. Die Südafrikanerin kam hernach nicht mehr auf ihr Topniveau, auch wenn sie Silber bei der WM 2011 und Olympia 2012 holte. 2016 erlebt allerdings die beste Semenya der Geschichte, das Muskelpaket läuft die Konkurrenz in Grund und Boden. Schlagen kann sie in Rio eigentlich niemand. Und spätestens nach einer goldenen Machtdemonstration wird die längst beendete Debatte um Semenyas biologischen Hintergrund wieder losbrechen. (Finale: Samstag, 20. August, 21.15 Uhr OZ/2.15 MESZ)
Cindy Roleder gegen die USA (100 m Hürden):
Europameisterin Cindy Roleder ist mit 12,62 Sekunden die beste Hürdensprinterin der Saison, die nicht aus den USA kommt - und dennoch eine kleine Welt von der besten Amerikanerin entfernt: Kendra Harrison lief kurz vor Olympia in London mit 12,20 Sekunden einen sensationellen Weltrekord, sorgte weltweit für sechs der sieben besten Zeiten. Dummerweise patzte Harrison bei den US-Trials, fehlt in Rio. Das verbliebene US-Trio um Moskau-Weltmeisterin Brianna Rollins ist zwar immer noch verflucht schnell - für Roleder aber etwas weniger unschlagbar. (Finale: Mittwoch, 17. August, 22.55 Uhr OZ/3.55 MESZ)
Christina Schwanitz gegen Valerie Adams (Kugel):
Amtierende Weltmeisterin gegen London-Olympiasiegerin: Die beiden bestimmenden Kugelstoßerinnen der vergangenen Jahren sind auch in Rio die Favoritinnen. Schwanitz und die viermalige Weltmeisterin Adams (Neuseeland) kamen zuletzt nach langen Verletzungspause immer besser in Schuss. Die Sächsin Schwanitz hat noch nie bei einem großen Wettkampf gegen Adams gewonnen. Zeit, dies zu ändern. (Finale: Freitag, 12. August, 22.00 Uhr OZ/3.00 Uhr MESZ)
Jessica Ennis-Hill gegen Brianne Theisen Eaton (Siebenkampf):
Keine Frage: Ennis-Hill ist ein Phänomen. Niemand wirkt in den Strapazen des Heptathlons so elegant wie die Grande Dame des Mehrkampfs. Auch Verletzungsprobleme und die Geburt ihres Sohns Reggie vor zwei Jahren haben Form und Kraft der Britin nichts anhaben können. Herausforderin Theisen Eaton (Kanada) hat eine harte Nuss zu knacken auf dem Weg zu ihrem ersten großen Titel und zum familiären Doppelgold von Rio: Ehemann Ashton Eaton (USA) ist im Zehnkampf wohl nicht zu schlagen. (Entscheidende 800 m: Samstag, 13. August, 22.53 Uhr OZ/3.53 MESZ)
SID