Rio de Janeiro - Dreimal Gold binnen zweieinhalb Stunden: Der Doppelschlag der Ruder-Doppelvierer und Schützin Barbara Engleder sorgt in Rio für einen goldenen Donnerstag.
Die Doppelvierer wurden zu Partybooten, Schützin Barbara Engleder gelang der goldene Schuss: Mit drei Olympiasiegen binnen zwei Stunden und 34 Minuten hat die deutschen Mannschaft in Rio de Janeiro die Enttäuschungen der ersten Wettkampftage endgültig vergessen lassen. Das desaströse Abschneiden der Schwimmer und Fechter rückte vorübergehend in den Hintergrund.
Zumal die Dressur-Equipe um die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth ebenfalls sicher in der Goldspur reitet. Und: Lisa Unruh gewann an diesem außergewöhnlichen Tag mit Silber die erste olympische Medaille überhaupt für Deutschland im Bogenschießen.
10.18 Uhr, 10.31 Uhr, 12.52 Uhr - am goldenen Donnerstag kamen die deutschen Sportler gar nicht mehr aus dem Feiern heraus. Erst riss Ruderer Karl Schulze auf der Lagoa Rodrigo de Freitas sein schwarz-rot-goldenes Ruder in die Höhe, wenig später hüpfte Annekatrin Thiele im Überschwang der Gefühle ins Wasser. Als dann noch Gewehrschützin Engleder in einem packenden Finale beim KK-Dreistellungskampf voll ins Schwarze traf, kannte der Jubel im deutschen Lager keine Grenzen mehr. "Ja, ja! Ich hab's Euch allen gezeigt!", schrie Engleder und fiel auf die Knie.
Auch Chef de Mission Michael Vesper war begeistert. "Wir freuen uns riesig über die drei Goldmedaillen", sagte er dem SID und fügte mit Blick auf Engleders Coup hinzu: "Vor allem das dritte Gold zeigt uns, dass es manchmal auch positive Überraschungen gibt."
Komplizierte Saison längst vergessen
An der Regattastrecke hatte Ruder-Cheftrainer Marcus Schwarzrock derweil "Gänsehaut am ganzen Körper". Er schwärmte von Sportlern, "auf die man sich verlassen kann". Die Doppelvierer sorgten mit ihren furiosen Goldfahrten nicht nur im Deutschen Ruderverband (DRV) für Hochstimmung, sie polierten auch die bisher so enttäuschende deutsche Medaillenbilanz in Rio de Janeiro kräftig auf. Als dann noch Engleder traf und traf, stand Deutschland plötzlich mit vier Goldmedaillen da. Für den ersten Olympiasieg hatte Vielseitigkeitsreiter Michael Jung am Dienstag gesorgt.
Die Ruder-Weltmeister Hans Gruhne (Potsdam), Schulze (Dresden), Schoof (Rendsburg) und Philipp Wende (Leipzig) sangen die Nationalhymne nach ihrem Parforceritt inbrünstig mit, ihre Saison mit vielen Problemen war da längst vergessen. "Davon haben wir vielleicht geträumt, aber nicht damit gerechnet", sagte Wende. Im Schlussspurt wehrten sie den Angriff der favorisierten Australier ab.
"Da haben wir aus dem letzten Loch gepfiffen", sagte Schulze: "Wir haben von Beginn an das Herz in die Hand genommen. Wer uns schlagen wollte, hätte mitgehen müssen." Das tat, das konnte aber niemand. Schulze kündigte für die Feier den Genuss von "ein bis sieben Bier" an: "Dann sehen wir weiter."
Gemeinsame Party im Deutschen Haus
Auf die Party ins Deutsche Haus mussten sie nicht alleine gehen - der Frauen-Doppelvierer mit Thiele, Carina Bär (Heilbronn), Julia Lier (Halle/Saale) und Schlagfrau Lisa Schmidla (Krefeld) war nach seinem Triumph ebenfalls in bester Feierstimmung. "Ich bekomme im Boot ohnehin das meiste Wasser ab", sagte Thiele mit breitem Grinsen über ihren Sprung ins kalte Nass.
Engleder, Weltmeisterin von 2010, behielt in ihrem letzten großen Wettkampf eindrucksvoll die Nerven. Zwei Tage nach Silber durch Pistolenschützin Monika Karsch sorgte sie für das nächste deutsche Schützenfest am Zuckerhut. Die junge Mutter (33) aus dem niederbayerischen Triftern rettete trotz eines schwachen letzten Schusses 0,2 Punkte Vorsprung auf die Chinesin Zhang Binbin ins Ziel. "I brauch heut Abend noch a Weißbier", sagte Engleder. Das hatte sich auch Unruh verdient, die sich mit dem Bogen nur Chang Hyejin aus der Schützennation Südkorea geschlagen geben musste.
sid