Springreiter feiern nach einem packenden Finale Bronze

Ludger Beerbaum rettete die deutsche Mannschaft ins Stechen.
 ©dpa

Rio de Janeiro - Die deutschen Springreiter haben nach dem Desaster von London Bronze gewonnen. Eine weitere Chance auf Edelmetall gibt es am Freitag im Einzel-Finale.

Die Chance auf Olympia-Gold war riesig - aber die deutschen Springreiter haben sie vergeben. Trotz glänzender Ausgangsposition reichte es am Mittwoch in Rio de Janeiro nur zu Bronze. Im Stechen gegen Kanada sicherte sich das Quartett um Ludger Beerbaum zumindest den dritten Platz.

Zu viele Fehler in der zweiten Runde kosteten den zum Greifen nahen Sieg. „Man braucht mehrere Null-Runden“, sagte Bundestrainer Otto Becker. Doch die fehlten seinem Team im Olympiapark Deodoro, nur Beerbaum blieb im Normalparcours fehlerfrei. Weil die fehlerfreien Runden zumindest im Stechen klappten, gab es immerhin Bronze. Becker musste den Franzosen zum Sieg gratulieren. Silber ging an die USA.

„Man sieht, wie eng das zusammen ist“, kommentierte Verbands-Präsident Breido Graf zu Rantzau. „Deshalb ist das nicht so enttäuschend. Das war unglaublich spannend.“

Gute Ausgangsposition schnell vorbei

Die blendende Ausgangsposition war schon nach den ersten beiden deutschen Startern dahin. Danach mussten die Reiter auf Fehler der Konkurrenz warten, um noch Gold zu gewinnen - doch das passierte nicht. Die Franzosen blieben kühl und gewannen ohne Abwurf. Und die deutschen patzten weiter.

Der zweite Durchgang begann für die Deutschen mit einem Abwurf von Christian Ahlmann mit Taloubet. „Das war knapp, nur mit einem Fuß“, sagte der 41-Jährige aus Marl zu dem Fehler. „Ich weiß nicht, woran es lag.“ Möglicherweise war das knappe Zeitlimit Schuld: „Ich habe aufs Tempo gedrückt.“

Noch ärgerlicher war der Fehler von Meredith Michaels-Beerbaum, die mit Fibonacci einen Abwurf und zusätzlich einen Strafpunkt wegen Zeitüberschreitung kassierte. „Das ist schade, ausgerechnet am letzten Sprung“, kommentierte Ahlmann. „Wir haben alles gegeben“, sagte Michaels-Beerbaum. „Aber es ist alles sehr eng zusammen.“

Beerbaum behält die Nerven

Daniel Deußer und Ludger Beerbaum gerieten durch die Fehler zusätzlich unter Druck. Und Deußer kassierte mit First Class ebenfalls einen Abwurf. Beerbaum ritt als letzter Starter des gesamten Feldes mit Casello ins Stadion, das mit rund 15 000 Zuschauer fast ausverkauft war, und behielt die Nerven. Der 52-Jährige aus Riesenbeck blieb fehlerfrei und rettete sein Team ins Stechen.

Dabei war die Ausgangslage so vielversprechend gewesen. Von den vier führenden Teams war lediglich die deutsche Mannschaft mit vier Springreitern in die entscheidende Runde gestartet. Der Brasilianer Stephan de Freitas Barcha war disqualifiziert worden. Die Pferde von Elizabeth Madden (USA) und Jur Vrieling (Niederlande) waren nicht fit genug.

Vor der Springreiter-Entscheidung hatte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bereits fünf Medaillen gewonnen, darunter Gold durch das Dressur-Team und den Vielseitigkeitsreiter Michael Jung. In der Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) waren drei bis fünf Medaillen avisiert worden.

Besser als in London

Vor vier Jahren hatte das deutsche Quartett ein Desaster erlebt. Bei den Spielen in London schied die Mannschaft, zu der damals auch Michaels-Beerbaum und Ahlmann gehörten, schon nach der ersten Runde aus.

Das Einzel-Finale der 35 besten Reiter hat auch Rene Tebbel erreicht. Der 47-jährige aus dem niedersächsischen Emsbüren reitet seit rund zwei Jahren für die Ukraine und qualifizierte sich mit Zipper für den Einzel-Wettbewerb am Freitag. In den drei Runden der Qualifikation blieb der dreimalige deutsche Meister mit seinem Hengst ohne Abwurf und kassierte lediglich drei Strafpunkte wegen Zeitüberschreitung.

„Das ist egal, ich wollte nur das Finale erreichen“, sagte Tebbel. Ausgeschieden ist der ebenfalls für die Ukraine reitende Ulrich Kirchhoff aus Lohne, der mit Prince da la Mare insgesamt 25 Strafpunkte kassierte.
Diese und weitere Entscheidungen finden Sie in unserem Live-Ticker.

dpa

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