Der stille Held: Tobas Pech drängt Hambüchen-Gala in den Hintergrund

Andreas Toba kämpfte mit den Tränen.
 ©AFP

Rio de Janeiro - Der heldenhafter Einsatz von Pechvogel Andreas Toba wird in Erinnerung bleiben. Mit seiner Bravourleistung am Pferd rettete er trotz Kreuzbandriss den Einzug in das Team-Finale. Fabian Hambüchens spektakulärer Reck-Auftritt geriet damit aus den Schlagzeilen.

Turnheld Andreas Toba war die qualvolle Nacht mit höllischen Schmerzen deutlich anzusehen. Mit müden Augen blinzelte der "Hero de Janeiro" in die Kameras, das kaputte rechte Knie dick bandagiert. "Mein Herz blutet", sagte der auf Krücken gestützte Toba im SID-Interview. Olympia ist für ihn zu Ende: "Ich habe mir mein Knie ziemlich geschrottet."

Kreuzbandriss, Verletzung am Innenmeniskus: Mit dieser schweren Verletzung hatte sich der Held der deutschen Olympia-Mannschaft am Samstag aufs Pauschenpferd gequält - und seinem Team den Einzug ins Mehrkampffinale (Montag) gesichert. "Ich wollte mir nicht mein ganzes Leben vorhalten, dass es nicht für ein Mannschaftsfinale gereicht hat", sagte er: "Für mich war klar, dass ich für die Mannschaft dastehe." Von einer "Heldentat" wollte Toba dennoch nicht sprechen.

Hambüchen unglaublich stolz

Der Traum der Kollegen um Fabian Hambüchen lebt. "Ich bin unglaublich stolz auf ihn", sagte der deutsche Vorzeigeturner. Doch Tobas Traum ist zu Ende. "Andreas wird definitiv nicht weiter turnen können, es ist medizinisch nicht zu verantworten", sagte DTB-Teamleiter Sven Karg nach der niederschmetternden Diagnose. Dass die Spiele für den deutschen Mehrkampf-Meister bereits am ersten Tag vorbei waren, fühlte sich für ihn nach eigener Aussage wie ein böser Traum an. "Aber als passiver Sportler werde ich die Mannschaft weiter unterstützen."

Von seinen Sportlerkollegen wird Toba verehrt - nicht nur im Turnerlager. Fahnenträger Timo Boll twitterte: "Mein Respekt. Du kommst wieder, Andreas Toba. Gute Besserung!" Chef de Mission Michael Vesper stattete ihm im Olympischen Dorf bereits einen kurzen Besuch ab. Auf dem Twitterkanal des DOSB hieß es: "Wir verneigen uns vor Andreas Toba und seinem Einsatz."

Monatelanger Ausfall

Wichtigste Bezugsperson war nach dem bittersten Moment der Karriere für Toba aber Vater Marius, einst ebenfalls Olympia-Turner. "Ich habe ihn beruhigt und gesagt, dass alles seinen Grund hat", verriet der Senior dem SID: "Wir stehen in ständigem Kontakt, Andreas hat viel am Telefon geweint. Das tat mir als Vater sehr, sehr weh." Auch, weil Toba monatelang ausfallen wird und sich in der Reha wieder mit viel Fleiß und Ausdauer zurückkämpfen muss.

Toba hatte sich die Verletzung in der Qualifikation am Boden zugezogen. Sobald die Schmerzen nachlassen, soll er nach Deutschland zurückkehren. Eine Operation ist laut DOSB "in den kommenden Wochen geplant" - dann, wenn es die Schwellung zulässt. Doch das kann dauern, möglicherweise verschlimmerte sich der Zustand des Knies durch Tobas Ehrgeiz und seine unmenschliche Leistung.

Er macht trotz Horror-Verletzung weiter

Aufgeben kam für Toba nicht infrage. Nach seinem Sturz lag er auf einer Pritsche in der Nebenhalle, die Augen waren feucht und das Knie eigentlich zu nichts mehr zu gebrauchen. Aber, sagte sich Toba: "Alter, das ist hier keine Gau-Meisterschaft, das muss irgendwie gehen!" Er stand also nochmal auf, humpelte ans Pauschenpferd - und führte sein Team ins Finale.

Der ultimative Beleg für Tobas Teamspirit. "Er ist unsere rumänische Honigbiene", sagte Teamkollege Andreas Bretschneider über den Deutsch-Rumänen. Lukas Dauser beschrieb ihn als "ehrgeizig und zielstrebig", als einen "netten Typen, der keiner Fliege etwas zuleide tut".

Es war daher umso tragischer, dass Tobas Olympia-Traum viel zu früh platzte. "Er war sich ganz sicher", sagte Vater Marius, "dass es seine Spiele werden würden."

SID

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