Rio de Janeiro - Die schwere Knieverletzung des Mehrkampf-Meisters Andreas Toba hat den deutschen Turnern ihren Olympia-Auftakt in Rio de Janeiro gründlich verdorben.
Während Fabian Hambüchen am Reck spektakulär durch die Lüfte flog, landete Toba unsanft am Boden - und erlitt nach erster Diagnose einen Kreuzbandriss. Die Qualifikation für das Teamfinale rückte mit 261,518 Punkten in weite Ferne.
Auf dem fünften Rang nach zwei Durchgängen musste das Quintett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) um den Einzug in das Finale der besten acht Teams am Montag (ab 16.00 Uhr OZ/21.00 Uhr MESZ) bangen. Im letzten Durchlauf gingen Olympiasieger China, Europameister Russland sowie die starken Schweizer und Ukrainer an die Geräte.
Toba, ein zuverlässiger Punktelieferant, musste nach seinem Sturz von Helfern gestützt vom Podium geführt werden. Völlig überraschend rappelte er sich noch einmal auf, um am Pferd zu turnen. An einen Wettkampf unter idealen Voraussetzungen war trotz der Unterstützung der Teamkollegen und Zuschauer jedoch nicht zu denken. Immerhin 14,233 Punkte und damit die höchste Wertung im deutschen Quartett am Boden waren der verdiente Lohn.
Hambüchen mit starker Leistung am Reck
Reck-Weltmeister Hambüchen hatte zuvor an seinem besten Gerät eine wahre Flug-Show zelebriert und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Finale am 16. August erreichte. Die Kampfrichter bewerteten seine Vorstellung mit 15,533 Punkten - der Nordhesse, der sich in Brasilien von der internationalen Bühne verabschiedet, lag damit zunächst in Führung.
Dass der Wetzlarer noch einmal im Rampenlicht stand, hatte vor einigen Monaten niemand erwarten können. Eine hartnäckige Schulterblessur zwang ihn wochenlang zu dosiertem Training, und dennoch sagte Hambüchen vor der Quali forsch: "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass meine Übungen klappen werden." Er sollte Recht behalten.
Neben dem Vorzeigeturner fielen seine Teamkollegen jedoch deutlich ab. Unmittelbar vor Hambüchens Reck-Übung patzten Marcel Nguyen, immerhin zweifacher Silbermedaillen-Gewinner in London 2012, sowie Reck-Spezialist Andreas Bretschneider. Der 27-Jährige, der wie Hambüchen das Finale angepeilt hatte, musste das Gerät gar verlassen, als er die nach ihm benannte Höchstschwierigkeit turnen wollte.
Der Wettbewerb in der Rio Olympic Arena war zwischenzeitlich unterbrochen worden, weil der Franzose Samir Ait Said am Sprung fürchterlich gestürzt war. Bei der Landung kam er derart unglücklich auf, dass sein Unterschenkel danach im 90-Grad-Winkel abknickte. Er wurde auf einer Trage aus der Halle gebracht.
SID