Wasserspringer Hausding bricht 104 Jahre alten Fluch

Patrick Hausding sprang zu Bronze.
 ©dpa

Rio de Janeiro - Patrick Hausding hat den Medaillen-Bann gebrochen. Nach drei vierten Plätzen holte der Berliner Wasserspringer Olympia-Bronze - und bewahrte den Deutschen Schwimm-Verband vor einer Nullnummer in Rio.

Bronzemedaillengewinner Patrick Hausding und Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow staunten um die Wette, als ihnen die historische Dimension des Erfolges bewusst wurde. „Was? 1912? Die 104 Jahre...“, sagte Hausding über die letzte deutsche Olympia-Medaille in dieser Disziplin und lachte. „Das war wie gestern.“

Erstmals seit dem Dreifach-Triumph vor dem ersten Weltkrieg jubelte wieder ein deutscher Kunstspringer in der Konkurrenz vom Drei-Meter-Brett bei einer Siegerehrung. Für den Rekordeuropameister war es die erste Einzelmedaille außerhalb einer EM. „Ist das wirklich wahr?“, fragte sich Hausding, als er zu späterer Stunde die Medaille im wieder blauen Wasser taufte.

„Ich bin so oft vorbeigeschrammt“, sagte der 27-Jährige nach vier Weltmeisterschaften und nun drei Olympischen Spielen erleichtert. „Jetzt war es genau der richtige Moment, um Mal Bronze abzusahnen.“ Nach einem soliden Vorkampf und einem Halbfinale mit zwei verkorksten Sprüngen zeigte der Synchronsprung-Weltmeister von 2013 im Finale vom Brett seine viel bewunderte Nervenstärke. Wie Freiwasserschwimmer Thomas Lurz 2012 in London bewahrte nun Hausding den Deutschen Schwimm-Verband vor der zweiten olympischen Nullnummer nach 1932.

„Felsen, Felsen sind gefallen. Der Druck ist natürlich groß“, gestand Buschkow. Der am Jahresende freiwillig aus dem Amt scheidende Leistungssportdirektor war in seiner Doppel-Funktion als Wassersprung-Bundestrainer natürlich froh, dass ausgerechnet aus seiner Sparte die Olympia-Plakette kam. „Deutschland juchzt nach Medaillen und da ist es für uns wichtig, dass wir unseren Beitrag leisten.“

Die Wasserspringer haben dank Hausding ihr Olympia-Ziel erfüllt, die Freiwasserschwimmer nach dem Lurz-Rücktritt im Rahmen der Erwartungen abgeschnitten. Bleiben die ernüchternden Auftritte im Becken, worüber es zwischen Buschkow und Chefbundestrainer Henning Lambertz schon ein „Vier-Augen-Gespräch“ gab, wie der Leistungssportdirektor sagte.

Weitere grundlegene Gespräche stehen an. Aber in der Nacht zum Mittwoch war erst einmal Feiern angesagt. Und das „nicht nur mit einem brasilianischen Kaltgetränk“, wie Buschkow verriet. Die letzte olympische Einzelmedaille der Springer hatte Dörte Lindner (Bronze) 2000 in Sydney geholt - ebenfalls vom Drei-Meter-Brett.

Deutschen Schwimmverband vor Nullnummer bewahrt

Hausding gewann 2008 in Peking gemeinsam mit Sascha Klein Silber im Synchronspringen vom Turm. Nach insgesamt drei vierten Plätzen bei Olympia fand der Berliner seinen Auftritt im Maria Lenk Aquatics Centre einfach nur „geil“. Nach seinen Blessuren im Vorfeld war die Plakette für ihn und seinen Anhang besonders viel wert. Für den viereinhalbfachen Vorwärtssalto kassierte der 27-Jährige mit 98,8 Punkten die höchste Wertung der gesamten Konkurrenz.

Vor und nach der Siegerehrung wurde Hausding lauter angefeuert als Chinas Olympiasieger Cao Yuan und der WM-Dritte Jack Laugher (Großbritannien) auf Rang zwei. Es sei ein „Mischmasch“ aus Freundin, Freunden und Sportlern gewesen, beschrieb Hausding die lautstarke Kulisse. Auch Fünfkampf-Olympiasiegerin Lena Schöneborn jubelte mit. Hausding hatte am Goldtag von Turn-König Fabian Hambüchen schon Partypläne. „Ich habe zwar kein Gold, aber die Medaille ist genauso schwer, dann kann ich auch genau so viel kaputt machen“, scherzte er.

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dpa

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