Rio de Janeiro - Bei einem Autounfall in Rio de Janeiro werden zwei Mitglieder des deutschen Olympia-Teams verletzt. Ein Opfer schwebt sogar ins Lebensgefahr.
Schock für das deutsche Olympiateam: Kanuslalom-Trainer Stefan Henze schwebt nach einem schweren Verkehrsunfall in Rio de Janeiro in Lebensgefahr. Dies bestätigte der Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) am Freitagnachmittag (Ortszeit). "Wir sind tief bestürzt und sehr traurig", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper dem SID. "All unsere Gedanken sind bei Stefan", twitterte das deutsche Kanuslalom-Team.
Wie der Dachverband des deutschen Sports mitteilte, habe der 35-Jährige ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. "Seine Kopfverletzungen sind nach Angaben der Ärzte lebensbedrohlich. Er wurde nach dem Unfall von den brasilianischen Stellen professionell notversorgt und ins nächstgelegene Krankenhaus transportiert", hieß es in einer Pressemitteilung des DOSB.
Der Trainer kämpfe nach einer Notoperation um sein Leben, bestätigte am späten Abend in Rio auch Kanu-Präsident Thomas Konietzko in seinem Blog. "Die Olympischen Spiele haben für unser Team ihre Leichtigkeit und Bedeutung verloren, betet mit uns oder drückt die Daumen, dass unser Trainer seinen bisher besten Kampf gewinnt", schrieb er. Konietzko bat anschließend um Verständnis, dass er seinen Blog vorerst einstelle.
„Es geht ihm nicht gut. Wir denken an Stefan Henze und wünschen ihm, dass er diesen Kampf gewinnt“, sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper am Freitagabend (Ortszeit) im Deutschen Haus.
Nach Feststellung der Schwere der Verletzungen sei Henze in eine Klinik mit neurochirurgischer Spezialabteilung verlegt und dort unverzüglich notoperiert worden. Dabei handelt es sich nach SID-Informationen um die Städtische Klinik Miguel Couto, die im Stadtteil Leblon nahe der olympischen Ruderstrecke liegt.
Ständiger Austausch mit den Ärzten
Das deutsche medizinische Team um den leitenden Olympiaarzt Prof. Dr. Bernd Wolfarth sei "in ständigem Austausch mit den behandelnden Ärzten", teilte der DOSB mit. Der tief betroffene Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), Thomas Konietzko, wollte sich auf SID-Anfrage zunächst nicht äußern.
Der aus Halle an der Saale stammende Henze war früher selbst erfolgreicher Slalom-Kanute. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewann er im C2 mit Marcus Becker Silber, 2003 war das Duo Weltmeister, 2008 Europameister.
Umgehend nahmen auch andere deutsche Teams in Rio Anteil am Schicksal Henzes. "Aus Respekt vor dem schwer verunglückten Stefan Henze und seinen Angehörigen haben wir uns etwas zurückgehalten", sagte Reiterin Isabell Werth nach dem Mannschafts-Gold in der Dressur: "Angesichts einer solchen Tragödie wollten wir nicht rumhüpfen."
"Bei aller Freude über unseren Sieg denken wir an Kanuslalom-Trainer Stefan Henze nach dem schwerem Verkehrsunfall in Rio!", twitterte der Deutsche Hockey-Bund, kurz nachdem das Männerteam den Erzrivalen Niederlande mit 2:1 bezwungen hatte.
Sportwissenschaftler Käding aus Klinik entlassen
Der bei dem Unfall leicht verletzte Sportwissenschaftler Christian Käding, der auch zum Team der Slalom-Kanuten gehört, ist nach DOSB-Angaben bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. "Ihm geht es den Umständen entsprechend gut", teilte der DOSB mit.
Zuvor hatte eine Sprecherin des städtischen Gesundheitsamts von Rio de Janeiro dem SID zu den Verletzungen von Henze gesagt: "Sein Zustand ist kritisch. Der Mann wurde einer neurochirurgischen Operation unterzogen."
Unfall am frühen Freitagmorgen
Der Unfall hatte sich am frühen Freitagmorgen ereignet. Henze und Käding saßen in einem Taxi, als der Unfall passierte. Dies bestätigte auch das Organisationskomitee der Spiele.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schaltete sich ein und bot medizinische Hilfe an. "Das IOC hat mit Besorgnis von dem Unfall erfahren und wünscht den Betroffenen alles erdenklich Gute", sagte ein IOC-Sprecher.
sid