Umstrittener Schwimm-Star räumt bei WM ab - Konkurrenten lassen ihn auf Podium Abneigung spüren

Klares Statement: Der drittplatzierte Duncan Scott (r.) lehnt das gemeinsame Siegerfoto mit Doppel-Weltmeister Sun Yang (2. v. l.) ab. Weil zwei Bronzemedaillen vergeben wurden, lassen sich trotzdem drei Athleten zusammen ablichten.
 ©dpa / Bernd Thissen

Zwei WM-Titel hat sich Sun Yang bei den Titelkämpfen in Gwangju bereits erschwommen. Die anschließenden Siegerehrungen waren reich an Nebengeräuschen - wegen der Vergangenheit des Chinesen.

Gwangju/München - Die erfolgreichen Auftritte von Sun Yang bei der Schwimm-WM im südkoreanischen Gwangju schlagen hohe Wellen. Denn diese Leistungen werden besonders kritisch beäugt - gerade von den Konkurrenten des Chinesen. Nach dessen zweitem Sieg bei den Meisterschaften verweigerte nun der drittplatzierte Brite Duncan Scott den Gang auf das Podium sowie das gemeinsame Siegerfoto - und tat des damit einem Kollegen gleich.

Hintergrund der Aktion ist Suns zweifelhafte Vergangenheit. Der Freistil-Experte war 2014 - und damit zwei Jahre nach den ersten beiden seiner mittlerweile drei Olympiasiege - wegen der Einnahme des verbotenen Stimulans Trimetazidin für drei Monate aus dem Verkehr gezogen worden. Mit dieser vergleichsweise geringen Sperre setzte sich der Weltverband FINA offenbar über den chinesischen Verband hinweg, dem bereits eine „Rüge“ genug der Strafe gewesen sein soll.

Sun ließ offenbar Dopingprobe mit Hammer zertrümmern

Noch befremdlicher wirkt jedoch eine Begebenheit aus dem vergangenen September. Da soll der 1,98 Meter große Modellathlet eine unangekündigte Dopingkontrolle verweigert haben. Wie die SZ unter Berufung auf die australische Tageszeitung The Daily Telegraph berichtet, ließ Sun die bereits abgegebene Probe sogar von einem seiner Angestellten mit einem Hammer zertrümmern - offenbar eine Idee der Mutter des Sportlers. Ein wohl einmaliger Vorgang. Das alles geschah demnach in Anwesenheit eines Arztes, der bereits wegen eines Dopingvergehens gesperrt war. Der Mediziner soll Sun 2014 bereits das erwähnte Herzmittel verschrieben haben.

Den Fall aus dem vergangenen Jahr wollte die FINA Berichten zufolge bereits zu den Akten legen, weil es bei der Kontrolle zu Verfahrensfehlern gekommen sei. Doch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA widersprach der „unglaublichen und inakzeptablen“ Entscheidung. Über den Einspruch wird jedoch erst im September entschieden - also nach den Titelkämpfen in Fernost.

Australische Zeitung veröffentlicht eigentlich geheimen Bericht

Bekannt wurde dieser mindestens fragwürdige Vorgang erst durch The Daily Telegraph. Das Blatt bekam den entsprechenden Report zugespielt und veröffentlichte diesen online (Bericht nur gegen Bezahlung einsehbar, d. Red.). Nach dem Willen der FINA hätte das 59-seitige Dokument offenbar unter Verschluss bleiben sollen.

Und so ist Sun in Gwangju dabei. Natürlich werden seine Leistungen sehr skeptisch verfolgt. Bereits bei seinem ersten Triumph über 400 Meter Freistil verweigerte der zweitplatzierte Australier Mack Horton - auch im Wasser der größte Widersacher des 27-Jährigen - den Gang auf das Podest sowie das gemeinsame Foto. Damals befand Sun: „Er darf mir gerne wegen Unzufriedenheit den Respekt verweigern, aber dass er auch China wegen seiner Unzufriedenheit den Respekt verweigert, finde ich enttäuschend.“

Scott: „Warum sollte ich ihn respektieren?“

Horton nennt Sun einen „Dopingbetrüger“. In Gwangju war er also der erste Kontrahent, der dem streitbaren Schwimmstar öffentlichkeitswirksam die kalte Schulter zeigte. Nun folgte eben Scott. Der Brite sagte der englischen Boulevardzeitung Sun: „Ich bin im Team Mack. Wenn Sun unserem Sport keinen Respekt entgegenbringen kann, warum sollte ich ihn dann respektieren?“ Und dann ergänzte der Bronzemedaillengewinner über 200 Meter Freistil noch: „Ich denke, viele Leute - jeder im Schwimmsport - steht hinter dem, was Mack gemacht hat. Hoffentlich passiert das auch bei anderen Events.“

In einem Video ist zu sehen, wie Sun Scott auf dem Weg aus der Halle abpasst und offenbar beschimpft. „Ich habe gewonnen, du hast verloren“, soll er dem 22-Jährigen zugeworfen haben. Der Angesprochene kann sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. Später erklärte der Weltverband, beide Athleten verwarnt zu haben, weil sie sich „während der Zeremonie nicht entsprechend der FINA-Verfassung verhalten“ haben.

Deutschlands Athletensprecher Heidtmann nennt Sun-Start „Schlag ins Gesicht“

Unterstützung bekommen Horton und Scott von vielen Seiten. „Ich bin froh, dass endlich jemand ein Zeichen gesetzt hat“, sagte der deutsche Athletensprecher Jacob Heidtmann, der Suns WM-Start als „Schlag ins Gesicht“ und „Frechheit für alle sauberen Athleten“ bezeichnet hatte. Der amtierende Freistil-Staffel-Europameister über 4x200 Meter setzt auf einen Lerneffekt bei der FINA: „Ich hoffe, dass das Zeichen ausreicht, damit der Weltverband einsieht, dass der eigentlich nie wieder auf so einer Bühne stehen darf.“

Zumindest in Gwangju wird sich Sun jedoch noch mehrmals in seinem Element zeigen können. Über 800 Meter Freistil verpasste er jedoch einen weiteren Titel. Beim Sieg des Italieners Gregorio Paltrnieri schlug er als Sechster an. Die anschließende Siegerehrung verlief wenig überraschend deutlich harmonischer.

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