Schwimmer tauchen immer tiefer und fordern mehr Geld

Bundestrainer Henning Lambertz will weitermachen.
 ©dpa

Rio de Janeiro - Nach dem Scheitern von Weltmeister Marco Koch droht dem deutschen Schwimmteam ein Debakel wie 2012. Bundestrainer Henning Lambertz will bleiben - und fordert mehr Geld.

Der Weltmeister ging baden, der Bundestrainer schlug Alarm, und die Kritiker forderten einen radikalen Kurswechsel: Vier Jahre nach dem historischen Olympia-Debakel von London steuern die deutschen Schwimmer in Rio de Janeiro einen neuen Tiefpunkt an. Als Marco Koch die letzte Medaillenchance verspielt hatte, begann bereits die große Abrechnung.

"So kann es nicht weitergehen. Das macht keinen Sinn", sagte Chefcoach Henning Lambertz und forderte mehr Geld: "Wenn wir jetzt nicht richtig investieren, können wir es sofort sein lassen." Das schlimmste Szenario wären weitere Mittelkürzungen wie nach 2012: "Dann können wir den Sack zumachen. Das war's dann mit dem Schwimmen."

Konsequenzen angekündigt

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) kündigte umgehend Konsequenzen an - und blieb dabei ergebnisoffen. "Die bisherigen Ergebnisse im Schwimmen sind enttäuschend. Wir werden sie nach den Olympischen Spielen gemeinsam mit dem Deutschen Schwimm-Verband gründlich analysieren", sagte DOSB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig dem SID am Donnerstag.

Nach dem enttäuschenden siebten Platz des Gold-Kandidaten Koch über 200 m Brust wird das deutsche Team aller Voraussicht nach erneut ohne olympisches Edelmetall nach Hause fliegen. Vor allem die Stars sind noch weiter vom Podest entfernt als 2012. Der sechste Rang des Weltrekordlers Paul Biedermann in seinem letzten Rennen über 200 m Freistil ist die bislang beste Platzierung - und eine Verbesserung im Olympia-Endspurt utopisch. Lediglich fünfmal erreichten die deutschen Schwimmer die Endläufe, in London hatte es noch acht Finalteilnahmen gegeben.

Kritik von allen Seiten

Ex-Weltmeisterin Franziska van Almsick sprach sich in der ARD für "einen massiven Kurswechsel" im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) aus: "Davon reden wir seit Jahren." Und Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz kritisierte im Gespräch mit dem SID: "Die Strukturen sind unprofessionell." Vor allem die langjährige Präsidentin Christa Thiel, die mit einem Rückzug im Herbst liebäugelt, steht in der Kritik. Seit 2000 haben deutsche Athleten bei fünf Olympischen Spielen in der Kernsportart Schwimmen lediglich zehn Medaillen gewonnen - davon bei den letzten drei nur noch zwei.

Für das erneute Debakel in Rio übernahm Lambertz, der im Januar 2013 zum Bundestrainer befördert worden war, die Verantwortung und räumte Fehler ein. Dass er den drei Medaillenkandidaten Koch, Biedermann und Franziska Hentke im sogenannten "Eliteteam" alle Freiheiten ließ, "war im Nachhinein falsch", gab er zu: "Ich hätte an vielen Stellen eher eingreifen können, sollen, müssen." Weltmeister Koch, der beim Überraschungssieg des Kasachen Dmitri Balandin eine halbe Sekunde über seiner Bestzeit blieb, habe falsch trainiert. "Man hätte mehr im Umfang machen können", sagte Lambertz, "da ist was verpasst worden."

Bundestrainer will weitermachen

Dennoch will der Bundestrainer weitermachen. "Ich denke nicht darüber nach, das sinkende Schiff zu verlassen", erklärte der 45-Jährige: "Aber ich muss erst mal abwarten, ob man mit mir noch vier Jahre weiterarbeiten will. Unterschrieben ist noch nichts." Sein Vertrag läuft Ende des Jahres aus, Thiel hatte ihm aber bereits vor Olympia eine Jobgarantie ausgestellt: "Er wird seine Vertragsverlängerung bekommen."

Auch von Lurz bekam Lambertz Rückendeckung. "Er ist ein super Trainer. An seiner Kompetenz gibt es keinen Zweifel", sagte der zwölfmalige Weltmeister, fragte aber: "Ist er als Bundestrainer in diesen Strukturen richtig aufgehoben?" Die Antwort gab Lambertz selbst: "Das System muss sich ändern, sonst sind wir im Leistungssport nicht mehr existent."

dpa

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