André Greipel ist im Zielsprint bei der achten Etappe der Tour de France von Fernando Gaviria mit Kopfstößen behindert worden. Statt Greipel siegte Dylan Gronewegen.
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Amiens - Altmeister André Greipel hat sich am Samstag in Amiens um den Sieg betrogen gefühlt. Nach 181 Kilometern musste er im Ziel der achten Etappe der 105. Tour de France mit Rang zwei hinter dem erneut triumphierenden Dylan Gronewegen aus den Niederlanden zufrieden sein. Das wollte der 35-Jährige aber nicht hinnehmen.
„Ich bin durch Gaviria klar um den Sieg gebracht worden. Er ist mir zweimal in die Linie gefahren und hat mit dem Kopf gestoßen - mal sehen, was die Jury sagt“, erklärte ein aufgebrachter Greipel nach dem Rennen. 2015 hatte er die Tour-Etappe in Amiens gewonnen. Der drittplatzierte Fernando Gaviria hatte sich an Greipel verbeimogeln wollen und setzte dabei auch seinen Kopf ein. Marcel Kittel, im Vorjahr fünfmaliger Etappensieger, war im Finale wieder nicht zu sehen.
André Greipel fuhr zwar als Zweiter ins Ziel, wurde aber wegen des Gerangels mit Fernando Gaviria zurückgestuft. Der 35 Jahre alte Routinier aus Hürth und der Kolumbianer wurden von der Jury auf die Plätze 92 und 93 zurückgesetzt.
Olympiasieger Greg Van Avermaet verteidigte am französischen Nationalfeiertag sein Gelbes Trikot und wird sich damit am Sonntag auf die Reise nach Roubaix machen. Der Belgier gewann dort 2017 den Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix.
Deutsche in Massensturz verwickelt - Tour-Aus für Martin
Groenewegen nutzte den wahrscheinlich vorletzten Massensprint der 105. Tour de France zu seinem zweiten Etappensieg. Der Niederländer, der bereits am Vortag in Chartres Schnellster war. „Heute habe ich beim Schlusssprint Greipel gesehen. Da habe ich gedacht: Jetzt muss ich was tun. Das habe ich gemacht, und ich habe gewonnen“, schilderte der Tagessieger die letzten Sekunden des Rennens.
Kittel verlor seine beiden Anfahrer Tony Martin und Rick Zabel durch einen Massensturz knapp 17 Kilometer vor dem Ziel. Sie schafften den Anschluss nicht mehr. Jetzt hätte Kittel theoretisch nur noch im Finale am 29. Juli auf den Champs Élysées Chancen auf seinen ersten diesjährigen Etappenerfolg.
Der siebenmalige Zeitfahr-Weltmeister Martin (Cottbus) muss die Tour vorzeitig beenden. "Leider wird Tony Martin morgen bei der neunten Etappe nicht starten. Eine Wirbelkörperkompressionsfraktur macht es unmöglich, die Tour fortzusetzen", teilte sein Team Katusha-Alpecin am Samstagabend mit. Seine Lippe musste genäht werden, anschließend wurde er zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. "Ich habe relativ große Schmerzen im Brust- und Rückenbereich", hatte er direkt nach der Etappe erklärt. Es besteht Verdacht auf Rippenbruch.
In Kittels Katusha-Alpecin-Team herrscht weiter ein Reizklima. Im Mittelpunkt der Dikussionen standen die Mannschaftsleitung und der Topsprinter, der seinen hohen Ansprüchen hinterherfährt. Die in der „L'Équipe“ zitierte Äußerung von Teamchef Dimitri Konyschew sorgte für Unruhe. Der Ex-Profi aus Russland nahm kein Blatt vor den Mund: „Marcel verdient bei uns viel Geld und denkt nur an sich. Bei der Teambesprechung vor dem Teamzeitfahren in Cholet spielte er mit seinem Handy und demonstrierte sein Desinteresse“.
Kittel-Manager Werner mahnt den fehlenden Teamspirit an
Kittel-Manager Jörg Werner, der sich am Ruhetag am Montag um ein klärendes Gespräch bemühen will und Verhandlungen über Martins Vertragsverlängerung führen wird, war in seinen Äußerungen am Samstag wenig diplomatisch. Er nannte Teile der Mannschafts-Führung „Old School“, mahnte den fehlenden Teamspirit an und sprach von einer Teilung zwischen der vierköpfigen (deutschen) Sprinter-Fraktion um Kittel und den übrigen vier Fahrern, die sich um den für das Gesamtklassement vorgesehenen Ilnur Zakarin kümmern sollen.
Werner schwärmte von vergangenen Zeiten, in denen sein Schützling noch für das belgische Quick-Step-Team fuhr, in dem jetzt der Topsprinter Gaviria für Furore sorgt. „Bei Quick-Step herrscht eine gute Stimmung, auch die Klassementsfahrer Alaphilippe und Jungels unterstützen den Sprinter. Radfahren hat auch etwas mit dem Kopf zu tun“, sagte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk sucht dringend für die nächste Saison „ein deutsches Aushängeschild“. Vielleicht findet er es in Tony Martin. „Wir sprechen erst einmal mit Katusha-Alpecin“, sagte Werner.
dpa
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