Nach ihrem dritten Grand-Slam-Titel spricht Angelique Kerber über ihren Kindheitstraum, ihre Gedanken während des Finals in Wimbledon und ihren Lerneffekt.
London - Angelique Kerber hat als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf vor 22 Jahren das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen. Auf der Pressekonferenz beantwortete Kerber die vielen Fragen der Journalisten:
Ihre Taktik hat funktioniert. War es der Plan, aggressiv zu spielen?
Kerber: Um ehrlich zu sein, ich war sehr nervös vor dem Match. Ich habe mir gesagt: Geh raus und spiel dein bestes Match. Ich habe versucht, aggressiv zu spielen. Sie hat gut aufgeschlagen, ich musste sie gut bewegen und mich gut bewegen. Ich war auch am Ende sehr nervös. Ich wusste, dass ich meine erste Chance nutzen musste.
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Wie sehr fühlt es sich anders an als bei den Titeln 2016?
Kerber: 2016 hat alles begonnen. Hier hat mich besonders nach 2017 niemand so stark zurückerwartet. Ich denke, vor zwei Wochen hat keiner geglaubt, dass ich so weit kommen kann. Ich habe versucht, mich zu steigern, im Moment zu bleiben und nicht zu viel darüber nachzudenken, was passieren kann oder nicht.
Hat es Sie beeinflusst, dass sich der Spielbeginn wegen des Herren-Halbfinals verzögert hat?
Kerber: Ich habe das lange Match gestern im Halbfinale gesehen. Ich habe ein langes Match vor unserem erwartet. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, es vor unser Spiel zu setzen. Sie haben morgen ihr großes Finale. Ich war entspannt. Ich habe in der Umkleide gewartet.
Welches sind Ihre ersten Erinnerungen an Wimbledon?
Kerber: Meine ersten Erinnerungen sind, wie ich Steffi hier zugeschaut habe, wie sie alle Matches gewonnen hat. Ich erinnere mich, wie alle immer in Weiß auf dem Rasen gespielt haben. Ich denke, es ist eine große Tradition. Hier zu gewinnen, ist für immer.
Sie sagen, Wimbledon zu gewinnen, war Ihr Lebenstraum. Es gab hier aber auch kritische erste Jahre, wie haben Sie die in Erinnerung?
Kerber: Wimbledon war immer das Turnier, das ich gewinnen wollte. Das war immer als kleines Kind mein Traum, ich habe es immer als das Turnier der Turniere gesehen. Ich habe ein bisschen Anlaufzeit gebraucht, die ersten Jahre waren nicht so die besten. Ich habe mich am Anfang zu sehr unter Druck gesetzt. Das war auch dieses Jahr so. Ich wusste, ich spiele gut vorbereitet. Aber das umzusetzen, war nicht so einfach. Ich habe meine Tage gebraucht, um ins Turnier zu kommen. Ich wusste, wenn ich das hier gewinnen möchte, muss ich mein Tennis steigern. Was will man mehr, ich habe es geschafft. Ich habe meinen Lebenstraum erreicht. Ich kann jetzt immer sagen, dass ich Wimbledon-Champion bin. Das war der Traum meiner Träume.
Gab es einen Punkt, wo Sie wirklich geglaubt haben, dass Sie gewinnen können?
Kerber: Das war wirklich, als ich den letzten Ball gewonnen habe. Sie kam auf 30 beide zurück mit zwei guten Returns. Ich wusste, sie gibt bis zum Schluss nicht auf. Hätte ich das letzte Spiel noch verloren, wäre es noch eng geworden. Deswegen gab es nicht wirklich einen Moment, wo ich dachte, es ist jetzt durch.
Wie blicken Sie auf den Trubel und den Prozess, der jetzt auf Sie zukommt?
Kerber: Ich freue mich darauf. Ich weiß, was auf mich zukommt. Ich werde mir die Sachen genau anschauen, was ich annehme, was ich nicht mache. Es ist was Schönes. Natürlich gab es auch nicht so schöne Schlagzeilen. Ich weiß, dass Deutschland mitgefiebert hat, dass ich die erste Wimbledonsiegerin seit Steffi bin. Darum freue ich mich darüber, was jetzt auf mich zukommt. Ich werde, bevor ich die Amerika-Reise starte, noch ein bisschen Urlaub nehmen. Das ist bei mir ganz oben. Das habe ich gelernt.