Deutschland feiert DHB-Team in Berlin

Gefeierte Helden: Deutschlands Handballer.
 ©dpa

Berlin  - Die Europameister haben bei den deutschen Fans einen beispiellosen Hype für ihren Sport ausgelöst. Über 9000 Anhänger feierten die Helden von Krakau in Berlin.

Feiern ohne Ende und eine Begeisterung wie beim WM-Sieg von Mesut Özil und Manuel Neuer: Die Handball-Europameister um Towart-Zauberer Andreas Wolff haben in Deutschland einen zuvor kaum vorstellbaren Hype ausgelöst. Tausende schwarz-rot-goldene Fans feierten am Montag enthusiastisch in Berlin das Überraschungsteam von Krakau. „Es ging so schnell vorbei. Am 27.12. haben wir uns hier in Berlin getroffen, dann ging es zack - und jetzt stehen wir wieder hier“, rief Martin Strobel aus Balingen den Party-Gästen zu.

Deutschlands neue „Generation Gold“ könnte noch viele Titel-Partys feiern - schon im Sommer bei den Olympischen Spielen in Rio den Janeiro gibt es die nächste große Möglichkeit. Der Triumph in Polen kann für die jüngste Mannschaft des EM-Turniers der Anfang einer Ära sein. „Wenn wir jetzt auf dem Boden bleiben und uns weiter entwickeln, ist das vielleicht die Geburt einer großen Generation“, sagte Torwart-Held Wolff.

„Jetzt müssen wir einfach schauen, dass wir hart arbeiten, nicht überheblich werden und Demut zeigen“, forderte Erfolgs-Trainer Dagur Sigurdsson und rief am Montag den mehr als 9000 schwarz-rot-goldenen Fans in der Berliner Schmeling-Halle zu: „Das ist meine Heimat.“

Fast 13 Millionen TV-Zuschauer, landesweite Begeisterung, Lob von allen Seiten. Und dazu die berechtigte Hoffnung, den Handballsport in Deutschland wieder zu einer Marke von dauerhaftem Gewicht zu machen - noch vor einem Jahr war die Mannschaft nur dank Wildcard zur WM gekommen.

„Das Team hat eine Steilvorlage geliefert. Jetzt liegt es an uns, was wir daraus machen“, sagte Ligaverbandspräsident Uwe Schwenker der Deutschen Presse-Agentur. „Beide Seiten müssen bereit sein, mehr zu geben als einzufordern“, sagte Hanning in einem Interview der „Bild“-Zeitung (Montag). Man wisse, dass man die Fehler von 2007 nach dem WM-Titel nicht wiederholen dürfe.

Darüber zerbrachen sich die Helden von Krakau erstmal nicht den Kopf. Die Mannschaft machte nach dem Finalsieg die Nacht zum Montag mehr oder weniger durch, ehe es mit dem Flieger zur zweiten Halbzeit nach Berlin ging. „Das Turnier war ein bisschen anstrengend. Die Feier nimmt man einfach so mit. Im Rausch merkt man nichts mehr von all dem“, meinte Häfner, mit sieben Toren bester Werfer des Endspiels beim sensationellen 24:17 gegen den zweimaligen Weltmeister Spanien. „Wir haben alle in die Maschine gekriegt, das war nicht so einfach“, berichtete DHB-Vize und Füchse-Manager Bob Hanning vom Flug nach Berlin.

Die Voraussetzungen für einen dauerhaften Aufwärtstrend scheinen günstiger als beim Weltmeister-Team von 2007. Die damalige Mannschaft von Heiner Brand stand alters- und leistungsmäßig im Zenit. Die junge Mannschaft von Sigurdsson hat die Zukunft eigentlich noch vor sich. Das Durchschnittsalter betrug 24,6 Jahre. Dass dieses Team bei Olympia antreten wird und auch die WM-Teilnahme 2017 sicher hat, gibt Planungssicherheit. Vor allem aber bringen auch diese Turniere wieder wertvolle Erfahrung auf allerhöchstem Niveau.

Die Spieler hoffen auf wachsendes Interesse am Sport

Trotz der großen Begeisterung und der starken Einschaltquoten für ARD und ZDF bei den Auftritten der deutschen Mannschaft in Polen droht bei der WM im kommenden Jahr in Frankreich allerdings ein Blackout im frei empfangbaren Fernsehen. Im Vorjahr wurde das Turnier nur vom Pay-TV-Sender Sky gezeigt, und das könnte auch 2017 so sein.

Auf einen Direkt-Effekt setzen indes auch die Spieler. „Ich hoffe, dass jetzt die Leute vermehrt in die Hallen kommen und ein Handball-Hype ausgelöst wird“, sagte Keeper Wolff, der mit seinen unglaublichen Paraden auch im Finale ein großer Garant des Gold-Coups gewesen war. „Wir haben eine geile Sportart, die Nummer 1 hinter dem Fußball. Ich denke, dass wir diesen Stellenwert mit dem Titel eindrucksvoll untermauert haben“, meinte der 24-Jährige.

So sehr sogar, dass sich die Fußballer ein Beispiel an ihnen nehmen wollen. „Wir hoffen, dass wir es unserem Handballteam im Sommer mit dem Titelgewinn nachmachen können“, sagte Weltmeister-Coach Joachim Löw in einer DFB-Mitteilung am Montag.

Die Handballer haben auch die Negativ-Schlagzeilen über die Einstellung des Spielbetriebs eines ehemaligen Champions-League-Siegers (HSV Hamburg) und den Rücktritt von Verbandspräsident Bernhard Bauer allesamt erstmal vergessen gemacht.

Was sie in Polen geleistet haben, wurde ihnen am Tag danach immer mehr bewusst. „Vor sieben Tagen habe ich noch auf dem Sofa gesessen. Dass ich Teil dieser geilen Mannschaft sein kann, ist unglaublich“, sagte Nachrücker Kai Häfner aus Hannover. „Es wird noch ein paar Tage dauern, bis man sich der vollen Tragweite des Ganzen bewusst wird“, meinte der überragende Keeper Wolff.

Zeit zum Durchatmen bleibt aber kaum: Empfänge am Dienstag, und schon am Mittwoch steht für die meisten das erste Training bei ihren Clubs wieder auf dem Programm. Zwei Tage später sind die EM-Heroen in Nürnberg zum Allstar Game gegen eine Bundesliga-Auswahl wieder vereint. Die Zukunft kann kommen.

dpa

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