Die Durststrecke der deutschen Tennis-Herren bei Grand-Slam-Turnieren geht weiter. Alexander Zverev verliert ein dramatisches US-Open-Finale. Doch er ist sicher: Seine Zeit kommt.
- Bei den US Open 2020* platzt für Alexander Zverev der Traum vom ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier.
- Der Hamburger vergießt Tränen, bläst jedoch kein Trübsal - und vollzieht umgehend eine Kampfansage.
- Außerdem findet der 23-Jährige: Gegner und Kumpel Dominic Thiem hat den Turniersieg mehr verdient.
New York - Im Januar 2021 „feiert“ das deutsche Herren-Tennis ein unrühmliches Jubiläum: Es ist dann 25 Jahre her, dass ein DTB-Vertreter bei einem der vier Grand-Slam-Turniere der ATP den Finalsieg feiern kann. Um ein Haar hätte dieses Unterfangen Alexander Zverev bei den US Open 2020 geschafft.
Zverev verliert US-Open-Finale: „Glaube nicht, dass das meine letzte Chance war“
Doch trotz einer 2:0-Satz-Führung und einem Break Vorsprung im dritten Satz musste sich der 23-jährige Hamburger doch noch seinem Kumpel Dominic Thiem (Österreich) geschlagen geben: 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 (6:8) lautet das Endergebnis. Doch Zverev ließ sich von der Finalpleite trotz vergossener Tränen nicht lange runterziehen: „Ich bin 23 Jahre alt. Ich glaube nicht, dass das meine letzte Chance war“, lautet seine Einschätzung nach dem Duell, das im dritten Satz einen herben Umschwung bereithielt. Der DTB-Youngster ist fest davon überzeugt, dass sein großer Traum vom Grand-Slam-Erfolg in Erfüllung gehen wird.
Als Kontrahent Thiem im dritten Satz der erste Breakpoint gelang, änderte sich die Tennis-Partie völlig. Zverev: „Er spielte dann viel besser, und ich fing an, viel schlechter zu spielen. Aber ich hatte danach immer noch viele Chancen.“ Unverdient sieht er den ersten Grand-Slam-Triumph des Österreichers wahrlich nicht - vielmehr sogar gerechtfertigt: „Er hat sich diesen Grand-Slam-Titel wahrscheinlich mehr verdient als ich“, glaubt Zverev: „Deswegen ist es schon irgendwo auch fair, dass er gewonnen hat.“
Thiem schlägt Kumpel Zverev: Grand-Slam-Sieg nach drei verlorenen Endspielen
In dieser Hinsicht stellt sein guter Kumpel so etwas wie ein Vorbild dar: Der siegreiche Dominic Thiem ist 27 Jahre alt und absolvierte in Flushing Meadows* bereits das vierte Endspiel eines Grand-Slam-Turniers. Nach drei verlorenen Finalduellen sah es auch diesmal nach einer Niederlage aus. Dank der beeindruckenden Wende im dritten Satz gelang dem Österreicher jedoch letztlich die Siegpremiere.
„Bei 3:5 habe ich mich schon mit dem vierten verlorenen Finale gesehen“, sagte der Drittplatzierte im ATP-Ranking. Den Gewinn seines ersten Grand-Slam-Titels war für Thiem ein „Lebensziel“ und ein „Traum“, den er schon seit sehr lange habe: „Schon als Kind, als ich angefangen habe, Tennis zu spielen.“ In einem Instagram-Post von Thiem nach dem bewegenden Triumph schrieb er davon, dass das Finale gegen Alexander Zverev ein Match gewesen sei, wie der Verlauf seiner bisherigen Karriere: „Viele Aufs und Abs, aber ich liebe die Art und Weise, wie es sich entwickelt hat", so der erste österreichische Grand-Slam-Sieger im Einzel seit Thomas Muster 1995.
Gewinner der US Open 2020: Promis adeln Thiem - „Houdini des Tennissports“
Zahlreiche Prominente aus dem Sportbereich kommentierten den Insta-Post mit Glückwünschen, darunter österreichische Fußballprofis wie Marko Arnautovic, Alessandro Schöpf oder Florian Grillitsch, die stolz auf die Leistung ihres Landsmannes bei den US Open* sind. Auch Mischa Zverev, Bruder des unterlegenen deutsch-russischen Finalisten, gratulierte: „Gut gemacht Domi, du bist eine ehrliche Person, ein authentischer Kämpfer und ein großartiger Champion.“
Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker adelt den Österreicher: „Dominic Thiem hat sich aus einer scheinbar unmöglichen Situation befreit. Ich nenne ihn Houdini, Houdini des Tennissports.“ Im Halbfinale von New York mit Zverev-Beteiligung sorgte "Bobbele" allerdings für Entsetzen - mit einer polarisierenden Bemerkung über eine Schiedsrichterin*. (PF) *tz.de ist ein Angebot des Ippen Digital Netzwerks