Bremen – Der SV Werder Bremen benötigt am letzten Spieltag die Hilfe des längst gesicherten 1. FC Union Berlin, um nicht abzusteigen! Wer diese Prognose vor der Saison gewagt hätte, wäre vermutlich für verrückt erklärt, bestenfalls aber ausgelacht worden. Der Bundesliga-Neuling als Retter für den Bundesliga-Rekordverein? Vielleicht andersherum – aber so? Nicht denkbar!
Und doch ist es wahr. Denn nur wenn die Köpenicker am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf punkten, hat Werder Bremen überhaupt noch eine Chance, durch einen eigenen Sieg über den 1. FC Köln auf den Relegationsplatz zu klettern.
Es zeigt das ganze Ausmaß des Werder-Niedergangs, dass das Team selbst hinter Clubs wie den 1. FC Union zurückgefallen ist. Und dass Trainer Florian Kohfeldt bei dem als Absteiger Nummer eins in die Saison gestarteten Aufsteiger quasi um sportlichen Beistand betteln muss. Denn lässt sich „Eisern Union“ gegen Düsseldorf hängen, geht's für Werder ab in Liga zwei – egal, wie das eigene Spiel gegen Köln ausgeht.
Werder Bremen: Florian Kohfeldts Appell an Union Berlin sollte ihm Inneren peinlich gewesen sein
Kohfeldt, der es in der kompletten Saison nie geschafft hat, der eigenen Mannschaft Konstanz zu verleihen, redet nun ausgerechnet dem Underdog aus Berlin ins Gewissen und appelliert an dessen sportliche Ehre, mit einem Sieg oder einem Unentschieden die Tür zur Relegation für Werder Bremen offen zu halten. „Ich gehe davon aus, dass eine Mannschaft, die deutschlandweit für ihren Sportsgeist gerühmt wird, alles versuchen wird, damit wir noch diese Chance haben werden“, sagte der Werder-Coach.
Es sollte Florian Kohfeldt im Inneren peinlich gewesen sein, so etwas sagen zu müssen. Denn zum einen hatte sein Team kurz zuvor die Chance, das Düsseldorfer 1:1 gegen den FC Augsburg für sich zu nutzen, fahrlässig weggeschmissen. Und es ist auch alles andere als sicher, dass Werder den eigenen Part gegen Köln erfüllen wird. Zum anderen wäre Union für nichts verantwortlich zu machen, wenn die Schützenhilfe für Werder ausbliebe. Denn anders als Werder Bremen haben die Berliner ihre Hausaufgaben in den 33 Spielen zuvor erledigt.
Werder Bremen vor Abstieg: Ist bei Union Berlin nach Klassenerhalt die Luft raus?
Das jüngste 0:4 des längst geretteten Tabellenzwölften bei 1899 Hoffenheim lässt allerdings tatsächlich vermuten, dass die Luft raus ist. Und zwar gründlich. Trainer Urs Fischer wollte das am Samstag auch gar nicht in Abrede stellen. „Logisch, wenn du nach diesem Marathon über die Ziellinie läufst, dass da auch Spannung abfällt“, sagte der Schweizer. Es könne schon sein, dass die Nicht-Abstiegsfeier im Vorfeld der Hoffenheim-Partie „ein paar Körner gekostet hat“. Aber die Feier sei vorbei, es gelte nun, „nochmal zuzulegen, um dieses letzte Spiel nach Möglichkeit zu gewinnen“, betonte Fischer. „Ich glaube nicht, dass die Mannschaft schon im Urlaub ist“, erklärte zudem Union-Manager Oliver Ruhnert.
Darauf ruhen die Bremer Hoffnungen. Auch Sportchef Frank Baumann setzt auf Union und darauf, dass die Mannschaft „am letzten Spieltag alles geben wird. Für Union geht es schließlich auch darum, die Saison mit einem guten Gefühl zu beenden.“
Werder Bremen: Fortuna Düsseldorf will sich den Relegationsplatz in Berlin nicht mehr abjagen lassen
Fortuna Düsseldorf fährt allerdings mit der Überzeugung nach Berlin, sich den Relegationsplatz nicht mehr abjagen zu lassen. Ein Sieg über Union beseitigt alle Zweifel, bei einem Unentschieden bliebe noch eine rechnerische Chance für Werder Bremen, die zwei Punkte und vier Tore Rückstand aufzuholen. Doch diese Chance will die Fortuna dem prominenten Konkurrenten nicht gewähren. Schon gar nicht setzen die Düsseldorfer auf etwaige Unterstützung durch den rheinischen Rivalen 1. FC Köln. „Selbst ist der Mann, das war schon immer meine Devise“, meinte Fortuna-Trainer Uwe Rösler.
Dass die Düsseldorfer den Zweikampf um Platz 16 durch das 1:1 gegen den FC Augsburg unnötig offen gehalten haben, sorgte zwar für Frust, aber Panik herrscht nicht bei der Fortuna. Eher Zuversicht, erst den Relegationsplatz und dann den Klassenerhalt klar zu machen. Mittelfeldspieler Erik Thommy: „Jetzt haben wir ein Endspiel und dann hoffentlich noch zwei weitere.“ (csa)