Rekord-Minus! Aber Manager Frank Baumann behauptet: Ohne Pandemie wäre der SV Werder Bremen im Plus

Sportchef Frank Baumann vertritt den Standpunkt, dass das Rekord-Minus des SV Werder Bremen einzig und allein an der Corona-Pandemie liegt.
 ©gumzmedia

Bremen – Die Zahlen sind so schlecht wie nie, doch Schuld daran hat nur die Pandemie. Schön gedichtet, für Werder Bremen aber ein Reim mit Gruselfaktor. Denn das – von der „Bild“ vermeldete, von Werder aber nicht bestätigte – Rekordminus von 23,71 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019/20 hätte es ohne die Corona-Pandemie nie gegeben. Sportchef Frank Baumann behauptet gar, dass die Zahlen bei Werder unter normalen Umständen schwarz und nicht tiefrot gewesen wären. „Fakt ist, dass wir ohne Pandemie ein positives Ergebnis erzielt hätten“, behauptet der 45-Jährige.

Dabei erklären die Mindereinnahmen aus sechs Geisterspielen sowie ausgebliebene Sponsoren- und TV-Gelder den Negativrekord in den Geschäftszahlen nur zur Hälfte – die andere Hälfte besteht aus den Ablösesummen für Niclas Füllkrug und Marco Friedl. Es fehlten als Gegengewicht die eigenen Verkäufe. Weil die Saison bis in den Juli hinein reichte, konnten Verkaufserlöse nicht mehr dem alten Geschäftsjahr (endet am 30. Juni) zugerechnet werden. „Das ist ein ganz wichtiger Faktor bei dieser Betrachtung“, meint Frank Baumann. So konnte der erst Anfang Oktober vollzogene Wechsel von Davy Klaassen zu Ajax Amsterdam die Bilanz des SV Werder Bremen nicht mehr schönen, geschweige denn retten.

Weitere nennenswerte Erlöse wurden erst gar nicht generiert, weil die Branche insgesamt am Boden liegt. „Es ist es so, dass wir ohne die Pandemie ein positives Ergebnis erzielt hätten, weil wir auf dem Transfermarkt hätten tätig werden können“, wiederholt Baumann: „Das ist alles durch die Pandemie nicht möglich gewesen.“

Werder Bremen mit Rekord-Minus für Geschäftsjahr 2020 - auch die laufende Saison dürfte mit dicken Minus enden

Trotz der Millionen für Klaassen wird auch die laufende Saison bei Werder Bremen voraussichtlich mit einem dicken Minus enden – es sei denn, es gelingen im Sommer die angestrebten Verkäufe. „Wie viele andere Bundesliga-Clubs werden wir sowohl für die abgelaufene als auch die aktuelle Saison eher schlechte Zahlen präsentieren“, sagt Baumann. Es seien Mindereinnahmen „noch mal in verstärktem Maß“ zu erwarten, so der Geschäftsführer Sport, „weil wir noch mal einen größeren Anteil an Spielen ohne Zuschauer haben.“ Sechs Geisterspiele waren es in der vergangenen Serie, in der aktuellen Spielzeit wird möglicherweise komplett ohne Stadionbesucher gespielt – die 8500, die zum Start gegen Hertha BSC kommen durften, mal ausgeklammert.

Und ein Ende der Geisterspiele ist nicht in Sicht. Frank Baumann schließt nicht aus, dass auch die kommende Spielzeit noch ohne Fans in den Arenen beginnen wird. „Es gibt verschiedene Szenarien, die wir durchdenken. Aber es ist aktuell ganz schwer, überhaupt nur in Abständen von sechs bis acht Wochen zu denken. Wie sollen wir da seriös planen, was im kommenden Herbst oder Winter passiert?“ Von leeren über zum Teil gefüllte bis hin zu wieder vollbesetzten Stadien sei derzeit alles denkbar. Baumann: „Wir müssen bei den Kalkulationen sehr flexibel vorgehen und müssen auf alles vorbereitet sein“. (csa)

Weiter zur Erstmeldung vom 11. Februar, 13 Uhr:

Rekord-Minus von 23,71 Millionen Euro: Negative Bilanz bei Werder Bremen

Bremen – Überraschen sollten diese Zahlen eigentlich niemanden mehr, erschreckend sind sie trotzdem: Die SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA hat das Geschäftsjahr 2019/2020 mit einem Minus von 23,71 Millionen Euro abgeschlossen. Das berichtet die „Bild“-Zeitung, Werder selbst hat die Bilanz noch nicht bestätigt, will dies erst im direkten Vorlauf der ins Frühjahr verschobenen Mitgliederversammlung machen - wie immer. „Ich kommentiere diese Zahlen nicht“, erklärte Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung, auf Nachfrage der DeichStube.

23,71 Millionen Euro Minus – so schlecht ist in der Geschichte des SV Werder Bremen noch nie ein Geschäftsjahr abgeschlossen worden. Der Hauptgrund dafür ist klar: die Corona-Pandemie und der daraus folgende Lockdown in der Bundesliga. Das hat vor allem Zuschauereinnahmen gekostet. Sechs Geisterspiele in der Rückrunde gehören in die Bilanz, jedes hat eine bis 1,5 Millionen Euro Mindereinnahmen gebracht. Dazu konnten Sponsoren ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, das TV-Geld ging zurück. Der Umsatz reduzierte sich in der Summe von 157,1 Millionen Euro auf 116,7 Millionen Euro - ein Rückgang um 40,4 Millionen Euro, der natürlich durch Einsparungen nur zum Teil aufgefangen werden konnte. Das Minus von 23,71 Millionen ist scheinbar das Ergebnis. Die Geschäftsführung will noch in diesem Monat die anderen Gremien des Clubs über die Geschäftszahlen informieren, ehe sie veröffentlicht werden.

Filbry hatte schon frühzeitig auf die miese Werder-Bilanz vorbereitet. Im August 2020 erklärte er im Interview mit der DeichStube: „Es fehlt uns einfach unglaublich viel Geld als Folge der Coronakrise – rund 30 Millionen Euro an Einnahmen aus der vergangenen und der kommenden Saison.“ Damals war Filbry noch von einer Rückkehr der Zuschauer im Januar ausgegangen. Die 30 Millionen müssen also auf die Rückrunde der vergangenen Saison und auf die Hinrunde der laufenden Spielzeit verteilt werden - mit einem Schwerpunkt in der Saison 2020/21. Laut „Bild“ beziffert Werder den Corona-Verlust für 2019/20 intern mit elf Millionen Euro.

Werder Bremen mit Rekord-Verlusten: Keine Transfer-Einnahmen, kein Eigenkapital mehr!

Woher der Rest kommt? Antwort: Transfergeschäfte. Werder Bremen hat keinen Star verkauft, aber Verträge verlängert und für Niclas Füllkrug und Marco Friedl Millionen-Ablösen gezahlt. So wurde der Angriff auf Europa geplant. Aber alles ging schief, das Vorhaben scheiterte krachend. Am Ende wäre Werder beinahe abgestiegen. Zurück bleibt das Rekord-Minus. Zur Erinnerung: Im Geschäftsjahr 2018/19 war Werder noch stolz gewesen, nach Jahren der Konsolidierung ein Plus von 3,5 Millionen Euro vermelden zu können. Das Eigenkapital stieg auf 7,6 Millionen Euro. Alles weg! Stattdessen steht unter dem Strich eine Summe von 16 Millionen Euro, die aufgefangen werden muss.

Bei anderen Bundesliga-Vereinen ergibt sich ein ähnliches Bild, die Ausprägungen sind jedoch unterschiedlich. Während zum Beispiel Mainz 05 lediglich 2,2 Millionen Euro Minus vermeldete (bei einem Umsatzrückgang von 30 Millionen Euro) und Union Berlin einen Fehlbetrag von 7,44 Millionen Euro bestätigte, musste Borussia Dortmund für das gleiche Geschäftsjahr ein Minus von 44 Millionen Euro verbuchen. Der SC Freiburg schrieb dagegen eine schwarze Null, Bayern München erwirtschaftete trotz des Triples nur ein vergleichsweise bescheidenes Plus von 17 Millionen Euro. (csa)

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