Werder-Torwart Plogmann im Interview über seine schwere Verletzung: „Ich will allen zeigen, dass es das nicht gewesen ist“

Luca Plogmann, verliehenes Torwart-Talent des SV Werder Bremen, hofft, nach seiner schweren Verletzung nochmal für den SV Meppen spielen zu können.
 ©gumzmedia (Archiv)

Bremen – Und plötzlich ging nichts mehr, das war Luca Plogmann schlagartig bewusst. Während des Drittliga-Auswärtsspiels in Dresden riss sich der Torhüter, den Werder Bremen bis Sommer 2021 an den SV Meppen verliehen hat, vor wenigen Tagen die Patellasehne im rechten Knie, weshalb er nun monatelang verletzt ausfällt.

Im Gespräch mit der DeichStube hat Luca Plogmann (20) erklärt, wie belastend die Situation für ihn ist, warum er das Kapitel SV Meppen trotzdem noch lange nicht abgehakt hat - und weshalb er eine erneute Ausleihe vom SV Werder Bremen im kommenden Sommer für eine gute Idee hält.

Herr Plogmann, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Es ging mir auf jeden Fall schon mal besser. Die ganze Sache war ein ziemlicher Schock, den ich erst mal verdauen musste. Jetzt arrangiere ich mich von Tag zu Tag etwas besser mit der Verletzung, aber ganz glücklich sein kann ich momentan natürlich nicht.

Wie sehen Ihre Tage aktuell aus?

Ich bin mittlerweile wieder zu Hause in meiner Wohnung in Bremen und muss noch sehr viel liegen. Ansonsten bin ich mit Krücken unterwegs. Es wird aber schon etwas besser. Anfangs konnte ich mich zum Beispiel nur schlecht selber anziehen. Mittlerweile habe ich da aber ganz gute Tricks entwickelt, mit denen es klappt. Das Schwierige ist ja, dass ich das Knie momentan dauerhaft gestreckt halten muss. Ich trage eine dicke schwarze Schiene und darf es noch gar nicht bewegen. Trotzdem versuche ich, die Zeit sinnvoll zu nutzen.

Werder Bremen-Talent Luca Plogmann über schwere Verletzung: „Ein großer Schreck für mich“

Und zwar wie?

Etwas Oberkörpertraining ist zum Beispiel möglich, weil es von der Bewegung her geht. Oder Stretching-Übungen. Wenn ich schon fast den ganzen Tag auf dem Rücken liegen muss, muss ich auf der anderen Seite ja auch etwas tun, um beweglich zu bleiben. Ansonsten gucke ich Serien und lese die Biographie von Roger Federer. Und natürlich rufen sehr viele Leute an, die sich nach mir erkundigen. Das alles sorgt schon ganz gut für Ablenkung.

Haben Sie noch Schmerzen im Knie?

Nein. Seit ein, zwei Tagen bin ich schmerzfrei und nehme auch keine Schmerzmittel mehr. Davor war das Knie noch sehr empfindlich bei jeder noch so kleinen Bewegung.

Während des Spiels in Dresden sind Sie ausgerutscht, was zur Verletzung führte. Wie haben Sie die Szene erlebt?

Ich habe sofort gemerkt, dass es nicht mehr weitergeht, dass mit dem Knie irgendetwas passiert ist, das nicht normal sein kann. In den ersten Minuten danach tat es sehr weh. 20, 30 Minuten später dann komischerweise gar nicht mehr, da war es einfach nur noch taub. Die ganze Situation war ein großer Schreck für mich. Es kam ja völlig aus dem Nichts.

Werder Bremen: Luca Plogmann beim SV Meppen - erst Verletzungs-Schock, dann Corona-Sorgen

In Ihrer Laufbahn ist es die erste schwere Verletzung, nachdem zuvor immer alles nach Plan gelaufen war. Wie gehen Sie mental mit dem Rückschlag um?

Das alles ist natürlich extrem bitter für mich. Die ersten drei, vier Tage im Krankenhaus in Dresden waren schon sehr schwer. Wegen der Corona-Situation durfte ich keinen Besuch empfangen und musste sogar noch einen Tag länger bleiben. In unserer Mannschaft gab es acht positive Fälle, was in den Tagen nach dem Dresden-Spiel bekannt wurde. Im Krankenhaus kam plötzlich eine Schwester im Ganzkörper-Schutzanzug in mein Zimmer, denn auf der Hinfahrt hatte ich ja noch mit im Mannschaftsbus gesessen. Auch mein Zimmernachbar im Hotel war positiv getestet worden. Deshalb musste ich im Krankenhaus bleiben, bis mein Testergebnis vorlag, das zum Glück negativ war. Ich habe in diesen Tagen oft gedacht: Scheiße, was passiert hier gerade eigentlich?

Was haben die Ärzte Ihnen gesagt, wie lange Sie ausfallen werden?

Bei Sehnenverletzungen ist das schwierig einzuschätzen. Da muss man jetzt abwarten, wie schnell die Schwellung rausgeht. In den nächsten drei, vier, fünf Monaten werde ich aber ganz sicher nicht auf dem Platz stehen.

Wie sieht Ihr Reha-Plan aus?

In den ersten sechs Wochen kann ich aktiv noch nicht viel machen. Da geht es hauptsächlich darum, dass die Narbe gut abheilt. Ich werde bei Werder behandelt und starte hier den ersten Teil meiner Reha. Später soll eine Phase in einem externen Reha-Zentrum folgen, um auch mal rauszukommen, weil es für den Kopf wichtig ist. Mein Ziel ist dabei klar: Ich will mich zurückbeißen und allen zeigen, dass es das nicht gewesen ist. Bis zur Verletzung lief die Saison für mich ja ziemlich gut. Deswegen will ich den ersten Eindruck so schnell es geht bestätigen.

Wie schwer ist es für Sie, bis dahin die nötige Geduld aufzubringen?

Also wenn ich sehe, dass seit der Verletzung erst ein paar Tage vergangen sind, ist es kein schöner Gedanke, dass noch so viele bis zur Rückkehr vor mir liegen. Ich bin ein Typ, der gebremst werden muss. Aber natürlich weiß ich, dass es jetzt Zeit braucht. Ich habe die Karriere ja noch vor mir.

Werder Bremen: Für Torwart Luca Plogmann ist eine weitere Leihe „vielleicht nicht verkehrt“

Werder-Trainer Florian Kohfeldt hat während der Pressekonferenz nach dem Spiel seiner Mannschaft in Frankfurt von sich aus Genesungswünsche an Sie geschickt und Ihnen eine große Zukunft prophezeit. Was bedeutet Ihnen das?

Sehr viel! Das war eine große Geste von ihm. Nach meiner Operation war der Mitschnitt der Pressekonferenz eines der ersten Videos, das ich mir angesehen habe. Das hat mir Kraft gegeben und mich sehr gefreut. So eine Pressekonferenz nach einem Bundesligaspiel ist ja schon eine gewisse Bühne. Mir hat das imponiert. Auch einige Mitspieler haben sich sofort gemeldet.

Wer denn?

Von Werder Kevin Möhwald und Manuel Mbom zum Beispiel. Kevin hat seine schwere Knieverletzung ja gerade erst hinter sich, und Manu ist in der U15 mit einer Schambeinverletzung mal länger ausgefallen. Sie haben mir geschrieben, dass sie sich sicher sind, dass ich die Phase durchstehe. Ich werde sie bestimmt noch mal fragen, wie sie es damals angegangen sind.

Ihr Leihvertrag beim SV Meppen läuft bis Sommer 2021. Ist es realistisch, dass Sie noch mal für den Verein spielen werden?

Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Ich weiß, dass es ambitioniert ist, aber unmöglich ist es nicht. Es wäre jedenfalls sehr schön, weil ich mich in Meppen extrem wohl gefühlt habe.

Normalerweise wären Sie nächstes Jahr zu Werder zurückgekehrt – mit der Hoffnung, ein Stück näher ans Bundesliga-Tor herangerückt zu sein. Wie verändert die Verletzung Ihre Zukunftspläne?

Der ursprüngliche Plan war, dass ich in Meppen viel Erfahrung sammle und mich im Herrenfußball bestätige. Da wirft mich die Verletzung natürlich zurück. Es wäre vermessen zu sagen, dass ich nächstes Jahr im Sommer in Bremen angreifen will, wenn ich nur acht gute Spiele in der 3. Liga gemacht und danach monatelang nicht gespielt habe. Ich muss einfach schauen, was das Beste für mich ist. Noch ein Jahr verliehen zu werden, wäre vielleicht nicht verkehrt. (dco)

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