Bremen – Als Manuel Neuer den Schuss von Milot Rashica nicht festhielt, da war er da. Sofort und genau an der Stelle, wo ein Mittelstürmer mit Torriecher in dieser Situation sein muss. Niclas Füllkrug musste nur noch durchlaufen und den Ball zum 1:3-Ehrentreffer für Werder Bremen ins leere Tor des FC Bayern schieben. Das Tor an sich war kein Kunststück, man hätte sicherlich mehr darüber gesprochen, wenn Füllkrug die Chance ausgelassen hätte. Doch weil es das erste Erfolgserlebnis des 28-Jährigen nach einer erneuten Verletzungspause war, also das erste seit dem 17. Oktober 2020, verdient das Tor eben doch mehr Erwähnung als andere Ehrentreffer in längst verlorenen Spielen.
Für einen Stürmer wie Niclas Füllkrug ist dieses „erste Mal“ nach einer längeren Pause immer ein Meilenstein, viel wichtiger noch als das Comeback selbst. Weil es das Gefühl zurückbringt, dass Tore wieder zum Repertoire gehören und der Instinkt weiterhin funktioniert. Wie nach Neuers letztlich nutzloser Rettungstat. „In so einem Moment sieht man einfach, was für ein Stürmer Niclas ist, denn er ist einfach da“, meinte Florian Kohfeldt. Für den Coach des SV Werder Bremen ist Füllkrugs erstes Tor ebenfalls ein wichtiges Zeichen. Denn jetzt weiß er, dass der Angreifer nicht nur körperlich, sondern auch mental wieder voll auf der Höhe ist. Oder aus der Sicht des Spielers: Das Vertrauen in den eigenen Körper war längst wieder da, das Vertrauen in die eigene Abschlussstärke bringt aber nur ein Tor zurück.
Werder Bremen: Niclas Füllkrug mit seinem ersten Tor nach langer Verletzungspause
Am Beispiel von Milot Rashica hatte Florian Kohfeldt dieses Phänomen nach dem 2:1-Sieg über Eintracht Frankfurt veranschaulicht. Rashica, nach langer Pause noch torlos, hatte in der Partie Pech mit einem Lattentreffer, und Kohfeldt sagte auf der Bank zu Co-Trainer Tim Borowski: „Da muss jetzt auch endlich mal einer reinfallen für ihn, damit er sich ein bisschen befreit und alles wieder selbstverständlicher wird.“
Rashica wartet aber auch drei Spiele später immer noch auf Treffer Nummer eins und die Befreiung – so sehr sogar, dass er bei Füllkrugs Ehrentor für Werder Bremen gegen den FC Bayern München zunächst ziemlich eigensinnig blieb und selbst abschloss, statt den mitgelaufenen Kollegen zu bedienen. Weil der Ball am Ende doch im Netz lag und Niclas Füllkrug mit seinem fünften Saisontreffer zurückgekehrt ist auf die Bühne der Torjäger, muss darüber nicht diskutiert werden. In den Fokus geriet Füllkrug, für den er sich sehr freue, sagte Kohfeldt, „weil Niclas in seiner Karriere einfach so viel Zeit in der Reha verbracht hat und doch nie aufhört, an sich zu arbeiten.“
Werder Bremen: Trainer Florian Kohfeldt hofft, dass Niclas Füllkrug nun endlich länger fit bleit
Eine Wadenverletzung mit anschließenden Sprunggelenksproblemen hatte Niclas Füllkrug von Ende Oktober an außer Gefecht gesetzt – unterbrochen nur von einem Kurz-Comeback Anfang Januar mit zwei Mini-Einsätzen. Nun ist der Angreifer seit drei Wochen wieder im Spielbetrieb und hat nach vier Einsätzen und 150 Minuten Anlaufzeit wieder für Werder Bremen getroffen.
Hoffnung und Wunsch sind bei Kohfeldt groß, dass Niclas Füllkrug, der in seiner Karriere schon drei Knorpelschäden und einen Kreuzbandriss verkraften musste, nun endlich mal wieder über einen längeren Zeitraum von Verletzungen und Rückschläge verschont wird. „Ich wäre heilfroh, wenn er bis zum Ende der Saison gesund bleibt und wünsche ihm einfach mal zwei Jahre am Stück Fußball spielen zu können. Damit man wirklich mal sieht, wie gut er ist, denn das konnte er bisher ja noch nie so richtig zeigen“, so Florian Kohfeldt. Obwohl: einmal schon. In der Saison 17/18 blieb Füllkrug komplett verletzungsfrei, erzielte für Hannover 96 14 Tore in 34 Bundesliga-Einsätzen und klopfte sogar an die Tür zur Nationalmannschaft. (csa) Auch interessant: Niclas Füllkrug im Interview - „Bei mir weiß man, was man kriegt!“