Werder Bremen und Florian Kohfeldt: Welche Fragen nach der Antwort auf die Trainerfrage offen bleiben

Sportchef Frank Baumann (re.) hält nach dem Pokal-Spiel zunächst an Florian Kohfeldt als Trainer bei Werder Bremen fest. Doch es gibt offene Fragen!
 ©gumzmedia

Bremen – Zwei Tage hatte Werder Bremens Trainer Florian Kohfeldt seiner Mannschaft nach dem verlorenen DFB-Pokal-Halbfinale freigegeben. Zwei Tage, in denen die Spieler die Füße hochlegen durften, um sich von den 120 Minuten gegen RB Leipzig zu erholen. Es waren aber auch zwei Tage, die der gesamte Club nutzte, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen.

Nach der 1:2-Niederlage war in der Trainerdiskussion zwar ein Schlusspunkt gesetzt worden – doch weil Sportchef Frank Baumann das Festhalten an Florian Kohfeldt auch auf mehrmalige Nachfrage partout nicht für alle drei noch verbleibenden Saisonspiele gültig machen wollte, ist das Thema bei Werder Bremen keinesfalls beerdigt. Es bleiben Fragen offen.

Was passiert mit Florian Kofeldt wenn Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen verliert?

Nach Leipzig kommt Leverkusen, auf den Pokalfight folgt wieder Abstiegskampf. Und Kohfeldt wird zeigen müssen, dass er sein Team auch in einem Spiel, das unter der Glocke der Existenzangst stattfindet, zu einer Energieleistung wie der im Pokal treiben kann. Am Freitag nahm er für sich in Anspruch, dass die Mannschaft ihm weiterhin folge, „die Wahrheit“, so Florian Kohfeldt, „haben wir auf dem Platz gesehen“. Bestätigt das Team diese Wahrheit gegen die Werkself jedoch nicht und verliert, kann sich Werder Bremen auf die Rückkehr der Trainerdiskussion gefasst machen – bei dann allerdings nur noch zwei verbleibenden Partien, um etwas zu reparieren.

Dass Baumann einen Trainerwechsel auch dann noch für eine Option hält, ist die Interpretation seines Verhaltens am Freitagabend. Die Frage, ob Kohfeldt bis zum Saisonende sicher bleiben werde, beantwortete der 45-Jährige weder mit Ja noch Nein, sondern wich ungelenk aus. „Da ich davon ausgehe, dass wir diese Leistung auch in den kommenden Wochen auf den Platz bringen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir mit Florian den Klassenerhalt schaffen“, sagte er. Die Handlungsoptionen für den Fall, dass das Team am Samstag gegen Leverkusen wieder sein anderes Gesicht zeigt, thematisierte er nicht.

Gibt es für Florian Kohfeldt bei Werder Bremen noch eine Zukunft über die Saison hinaus?

Nie wurde ein Name bestätigt, aber dass es den Schattentrainer gibt, gilt als unstrittig. Nur weil der Unbekannte, hinter dem aus vielerlei Gründen die Werder-Legende Thomas Schaaf vermutet wird, nicht schon vor dem Pokal-Halbfinale übernehmen wollte, ist Florian Kohfeldt überhaupt noch in sein Bewährungsspiel gegangen. Die Chance hat er genutzt, der Schattenmann bleibt im Schatten. Ob er aus diesem auch noch zwei Spiele vor Saisonende heraustreten würde, um die Mannschaft zu übernehmen, bleibt Spekulation. Allerdings gilt: Je weniger Spiele, umso geringer die Chance, tatsächlich noch etwas verändern und bewegen zu können. Im Grunde hat Werder Bremen den letzten noch einigermaßen sinnvollen Zeitpunkt für einen Wechsel verstreichen lassen.

Rein formell gilt: Ja, gibt es! Denn Kohfeldts Vertrag läuft bis 2023. Die Entwicklungen der letzten Monate und die Ereignisse der letzten Tage lassen jedoch nicht darauf schließen, dass es – auch bei geschafftem Klassenerhalt – eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus geben wird.

Thema Florian Kohfeldt - Werder Bremens Katalog der Gründe in Kürze:

- In Werders Führungsetage gären die Zweifel an Kohfeldts Arbeit. Die – laut Frank Baumann – kontroversen und kritischen Beratungen der vergangenen Woche haben das bewiesen. Und diese Zweifel können wie Schimmel hinter der Tapete das ganze Raumklima bei Werder Bremen vergiften.

- Zweimal Abstiegskampf - das hat Florian Kohfeldt in der Fan-Szene seinen einst sehr guten Ruf gekostet. In einer Umfrage der DeichStube sprachen sich vor dem Leipzig-Spiel von mehr als 35 000 Abstimmenden 64,48 Prozent für eine Ablösung des Trainers aus. Dieses Meinungsbild würde sich zwar schnell ändern, wenn sich wieder Erfolge einstellen. Die öffentliche Geduld bei Misserfolgen ist jedoch zu knapp zwei Dritteln aufgebraucht.

- Vielleicht ist es am Ende nicht mehr die Frage, ob Werder an Florian Kohfeldt festhält, sondern ob Kohfeldt noch an Werder Bremen festhält. Er sei „sehr gerne“ Trainer dieses Vereins, sagte er am Freitagabend. Und: „Ich möchte, dass die Saison erfolgreich zu Ende geht – erfolgreich wäre der Klassenerhalt.“ Manch einer wollte hinter diesen Worten eine versteckte Amtsmüdigkeit erkannt haben. Dass sie tatsächlich vorhanden ist, kann auch nicht ausgeschlossen werden. Denn natürlich muss sich Florian Kohfeldt fragen, was ihn - auch bei einem guten Ende der Saison - künftig bei Werder erwartet. Abstiegskampf in Dauerschleife? Mehr zu erhoffen, wäre fast schon utopisch. Denn der durch die Pandemie zusätzlich ausgelaugte Bremer Acker bietet nicht mehr den Boden, auf dem große Träume wachsen können. Es wäre also nachvollziehbar, wenn der 38-Jährige seinen Karriereplan anpasst und einfach mal an sich denkend im Sommer eine neue, sportlich attraktivere Herausforderung sucht. (csa) Auch interessant: Werder Bremen wegen Milot Rashica-Wechsel im Austausch mit dem Berater - aber wo bleiben die Interessenten?

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