Bremen - Natürlich war ihm nicht nach Feiern zu Mute. Das wäre so kurz nach dem Abpfiff auch ziemlich unangemessen gewesen - schließlich hatte Werder Bremen das Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin soeben nach erschreckend schwacher Leistung mit 0:2 verloren, und Theodor Gebre Selassie hatte 90 Minuten lang mit auf dem Feld gestanden. Davon, dass dieses so bittere Spiel für ihn persönlich eine süße Note gehabt hatte, wollte der Tscheche nichts wissen - unerwähnt bleiben sollte es aber trotzdem nicht: Immerhin hat sich „Theo“ am Samstag einen festen Platz in den Werder-Geschichtsbüchern gesichert.
Zum 251. Mal hatte der inzwischen 34-Jährige für Werder Bremen in der Bundesliga auf dem Platz gestanden - öfter als jeder andere ausländische Spieler vor ihm. Mit seinem Einsatz gegen Union Berlin zog der ewige Theo an Vereinslegende Claudio Pizarro vorbei. Darauf darf man schon mal anstoßen.
Eigentlich. „Natürlich bin ich stolz, aber im Moment kann ich mich nicht darüber freuen“, sagte Theodor Gebre Selassie nach dem 0:2 gegenüber den Vereinsmedien - und hielt ernüchtert fest: „Das geht nach so einem Spiel nicht.“ Zuvor hatte der Bremer Vizekapitän, sonst alles andere als ein Lautsprecher, vor den TV-Mikrofonen bereits ungewöhnlich deutliche Worte für den blutleeren Auftritt seiner Mannschaft gefunden.
Werder Bremen gegen Union Berlin: Theodor Gebre Selassie verärgert über schwache Leistung
„Ich weiß gar nicht, wie viele Zweikämpfe wir in der ersten Hälfte verloren haben“, rätselte Gebre Selassie und gab sich die Antwort gleich selbst: „Gefühlt alle die wichtig sind.“ In den Eins-gegen-eins-Duellen, ganz gleich, wo auf dem Platz, hatte Werder Bremen gegen das körperbetont spielende Union Berlin in der Tat große Probleme gehabt, was Gebre Selassie verärgerte: „Unser Zweikampfverhalten war eine Frechheit in der ersten Hälfte. In der zweiten Hälfte war es etwas besser, aber wir haben uns weiter schwer getan.“ Der Rechtsverteidiger selbst hatte 67 Prozent seiner Duelle gewonnen, was an diesem Nachmittag Bremer Bestwert war - aber natürlich auch kein Grund zur Freude.
Werder Bremen: Theodor Gebre Selassie könnte noch an Frank Baumann, Pico Schütz und Thomas Schaaf vorbeiziehen
Theodor Gebre Selassie, der 2012 von Slovan Liberec nach Bremen gewechselt war, wollte in seinem sehr wahrscheinlich letzten Jahr bei Werder Bremen eigentlich eine vergleichsweise ruhige Saison ohne Abstiegskampf erleben, doch davon wirkt die Mannschaft derzeit trotz noch vier Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz weit entfernt. Es dürfte wieder eng werden, Ausgang ungewiss.
Fest steht allerdings, dass Gebre Selassie, sollte er sich nicht verletzten oder gesperrt sein, hinten rechts gesetzt ist, noch 20 Mal in der Bundesliga. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass Werders „ausländischer Dauerbrenner“ auch in der allgemeinen Liste der Profis mit den meisten Einsätzen für den Verein noch etwas klettert. Arnold „Pico“ Schütz (253 Spiele), Frank Baumann (260) und Thomas Schaaf (262) könnte er noch hinter sich lassen. (dco)
Zur letzten Meldung vom 19. Dezember 2020:
Theodor Gebre Selassie wird bei Werder Bremen zum Pizarro
Bremen – Es ist eine beeindruckende Zahl: Zum 250. Mal wird Theodor Gebre Selassie am Samstag in Mainz in der Bundesliga das Trikot des SV Werder Bremen tragen.
Sein Einsatz gilt als sicher, denn in dieser Saison hat der Vize-Kapitän noch keine Minute verpasst. Er ist absoluter Stammspieler – und steht ab Samstag, was die Anzahl der Bundesliga-Spiele für Werder Bremen betrifft, auf einer Stufe mit Claudio Pizarro. In der ewigen Bestenliste der Grün-Weißen heißt das Platz 19. Uneinholbar an der Spitze thront Dieter Burdenski (444 Spiele) vor Horst-Dieter Höttges (420) und Dieter Eilts (390).
Wie viel ihm dieses Jubiläum bedeutet, hatte Theodor Gebre Selassie schon im Oktober erzählt, als er im Interview mit der DeichStube auf das Thema angesprochen wurde: „Cool! 250 Spiele für einen Verein sind schon eine Menge. Das macht mich schon ein bisschen stolz. Aber noch ist es nicht so weit, bis dahin sind ja noch ein paar Spiele.“ Die der Tscheche aber allesamt vom Anpfiff bis zum Abpfiff absolviert hat.
Werder Bremen: Theodor Gebre Selassie wird Ausländer mit den meisten Bundesliga-Einsätzen
Nun wird er neben Pizarro der ausländische Werder-Profi mit den meisten Bundesliga-Einsätzen sein. Den Peruaner dürfte Theo Gebre Selassie im neuen Jahr dann problemlos abhängen und dabei auch noch ein paar Werder-Legenden in der Rangliste überholen – als da wären: Arnold „Pico“ Schütz (253), Frank Baumann (260) und Thomas Schaaf (262).
Uwe Bracht (272) auf Platz 15 wird Gebre Selassie aber nicht mehr erreichen. Schließlich will der 33-Jährige Werder Bremen im Sommer nach dann neun Jahren verlassen und der Familie zuliebe in die Heimat zurückkehren. Bis dahin kann er aber noch weitere seiner Zahlen verbessern, gerne auch im Bereich Tore. In jeder Bundesliga-Saison hat der Rechtsverteidiger bislang mindestens einmal getroffen – nur in dieser noch nicht. Mainz könnte da ein gutes Pflaster für ihn sein. Denn beim letzten Bremer Dreier bei den Rheinhessen erzielte Theodor Gebre Selassie am 12. Mai 2018 den 2:1-Siegtreffer. (kni) Verfolgt das Bundesliga-Spiel von Werder Bremen gegen Mainz 05 im Live-Ticker der DeichStube. Auch interessant: So könnte die Startelf-Aufstellung von Werder Bremen gegen Mainz 05 aussehen.