Wieder erwischt: Wie Werder Bremen in der Bundesliga spioniert

Mario Baric (l., mit Camouflage-Laptop!) ist und Pascal Schichtel war Videoanalyst des SV Werder Bremen.
 ©gumzmedia

Bremen - Dass Vereine versuchen, die geheimen Trainingseinheiten des kommenden Gegners auszuspähen, gehört in der Bundesliga durchaus zum Alltagsgeschäft - allerdings stellt sich er SV Werder Bremen dabei bisweilen nicht allzu geschickt an. Während der Club im Dezember 2018 bereits mit der „Hoffenheimer Drohnen-Affäre“ bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte, wurde nun ein weiterer, gescheiterter Bremer „Spionage-Vorfall“ bekannt.

Zugetragen hatte sich die Szene in der vergangenen Saison, einen Tag vor dem Heimspiel des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Union Berlin Anfang Februar. Die Gäste aus Köpenick nutzten die Sportanlage des TuS Komet Arsten für ihr Abschlusstraining, bei dem sie relativ schnell einen ungebetenen Besucher entdeckten, wie es Christoph Biermann in seinem neuen Buch „Wir werden ewig leben“ beschreibt. Der Sportjournalist hatte Union während der kompletten Saison 2019/2020 hautnah mit nahezu unbegrenztem Zugang zu Verein, dessen Profis und Fans begleitet. Die „Spionage-Szene“ in Bremen nimmt in seinem Buch eine komplette Seite ein.

Werder Bremen: Spion beim Training von Union Berlin „nur mäßig gut getarnt“

Auch bei Union hatten sie natürlich davon gehört, dass Werders damaliger Videoanalyst Rafael Kazior im Dezember 2018 den Trainingsplatz der TSG 1899 Hoffenheim mit einer Drohne überflogen hatte, um die Einheit zu filmen. Ein Vorfall, der zu diplomatischen Verstimmungen zwischen beiden Vereinen führte und eine Ermittlung der Polizei Sinsheim zur Folge hatte. Als die Berliner also am Platz in Bremen-Arsten ankamen, waren sie vorgewarnt und sahen sich nach möglichen Spähern um.

„Nachdem wir den Platz umrundet hatten, ohne fündig zu werden, stellte sich heraus, dass es sich der Spion von Werder Bremen leicht gemacht hatte“, schreibt Biermann. „Jedenfalls stand ein junger Mann am Eingang und schaute unauffällig übers Tor hinweg. Er hatte sich nur mäßig gut getarnt, indem er den Parka eines ehemaligen Ausrüsters von Werder Bremen ohne Vereinsabzeichen trug.“ Was Biermann dann beschreibt, hätte ohne Frage auch als Filmszene bestens funktioniert.

Werder Bremen-Spion bei Union Berlin: Bei Drohung mit Bild-Zeitung verschwindet Videoanalyst

Auf Nachfrage, zunächst von Union-Teamarzt Clemens Gwinner, dann vom Autor selbst, habe der Mann abgestritten, ein Werder-Spion zu sein. Erst Sportchef Oliver Ruhnert konnte die Sache klären. „Wie ein gereizter Wasserbulle stapfte er über die Laufbahn, ging vors Tor und drohte dem Unseligen: Wenn Sie in zehn Sekunden nicht verschwunden sind, mache ich ein Foto und schicke es an die Bild-Zeitung.“ Daraufhin habe der junge Mann den Rückzug angetreten.

„Später im Hotel setzte ich mich an den Computer und fand heraus, dass es sich bei dem Spion um Werders Videoanalysten Pascal Schichtel handelte“, schreibt Biermann über den Mann, der Werder Bremen im Sommer verlassen hat. Vor Ort habe ihm Schichtel versprochen, das Union-Buch lesen zu wollen. Biermanns Antwort: „Schön, und sie kommen sogar darin vor.“

Das Buch „Wir werden ewig leben - Mein unglaubliches Jahr mit dem 1. FC Union Berlin“ ist im Kiwi-Verlag erschienen. Es kostet 18 Euro.

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