Lohne – Markus Anfang hat bei seiner Premiere als Trainer des SV Werder Bremen ganz schön gelitten. „Warm“, antwortete der 47-Jährige auf die Frage, wie es sich denn nun angefühlt hat – sein Werder-Debüt. Und dann ärgerte sich Anfang noch, dass er bei 27 Grad im Lohner Heinz-Dettmer-Stadion eine viele zu dicke lange Hose angezogen und eine Kappe vergessen hatte. Alles allerdings mit einem Lächeln im Gesicht. Denn eigentlich war Anfang ziemlich zufrieden, schließlich hatte sein Team den Oberligisten souverän mit 7:0 (3:0) geschlagen. Nach dem bitteren Abstieg gab es also gleich einen Sieg als Zweitligist – wenn auch nur in einem Testspiel gegen einen Fünftligisten.
„Es war gut, ein gelungener Test. Wir wollten viele Chancen erspielen, Tore machen, Erfolgserlebnisse für die Jungs schaffen. Das haben wir auch hinbekommen“, freute sich Markus Anfang, kritisierte aber auch sofort: „Das eine oder andere Tor hätten wir mehr machen müssen. Da werden wir ansetzen, denn in der Meisterschaft bekommst du nicht so viele Chancen.“
Werder Bremen gewinnt Testspiel in Lohne deutlich - so lässt Trainer Markus Anfang Fußball spielen
In Lohne hatte Werder Bremen nach zehn Minuten schon drei Hundertprozentige ausgelassen – durch Niclas Füllkrug und zwei Mal durch den sehr engagierten Nick Woltemade. Dann traf Leonardo Bittencourt nach feiner Vorarbeit von Eren Dinkci (11.) – und dürfte sich gewundert haben, wer ihm als einer der ersten gratulierte: Anthony Jung. Der Neuzugang war fast über das komplette Spielfeld gelaufen, um Bittencourt und auch Vorlagengeber Dinkci abzuklatschen. Da will einer Verantwortung übernehmen. Einmal sah der Innenverteidiger, der von Bröndby Kopenhagen an die Weser gewechselt ist, bei seiner Premiere allerdings nicht ganz so gut aus. Doch das blieb ohne Folgen und bei ihm auch nicht wirklich im Gedächtnis. „Es war ein besonderer Tag für mich, zum ersten Mal im Werder-Trikot aufzulaufen“, freute sich der 29-Jährige.
Auch die anderen Profis des SV Werder Bremen agierten längst nicht fehlerfrei, waren aber trotzdem deutlich überlegen. Füllkrug erhöhte nach feiner Flanke von Kyu-hyun Park per Kopf schnell auf 2:0 (15.). Ein Treffer, der veranschaulichte, dass Markus Anfang anders spielen lässt als sein Vorgänger Florian Kohfeldt. In seinem System gibt es einen echten Neuner und zwei Außenstürmer, die flanken sollen. Oder wie Dinkci beim 3:0 selbst den Weg zum Tor suchen. Dahinter lässt Anfang noch mit zwei Achtern spielen, die durchaus auch als Zehner bezeichnet werden dürfen, so offensiv waren Bittencourt und Woltemade unterwegs. Hinten gibt es zwar nominell eine Viererkette, aber Manuel Mbom und Park rückten gerne nach vorne und in die Mitte, um dort Maximilian Eggestein als alleinigen Sechser zu unterstützen. So lässt Anfang seit Tagen trainieren, und es wird spannend, ob er diese Taktik auch gegen stärkere Gegner wählt. Ungefährlich ist das nämlich nicht. „Nach hinten müssen wir noch viele Sachen besser machen“, meinte Anfang: „Aber grundsätzlich ist es schon mal gut, wenn du zu Null spielst.“
Testspiel-Sieg in Lohne: Neuzugänge Anthony Jung und Nicolai Rapp gleich mittendrin
Denn auch in der zweiten Halbzeit hatte Werder Bremen mit fast komplett neuer Mannschaft alles im Griff. Es dauerte allerdings bis zur 59. Minute, ehe Niklas Schmidt das 4:0 besorgte – nach toller Vorarbeit von Schmid. Das Duo harmonierte gut. Beim 5:0 spielte sich dann auch Neuzugang Nummer zwei in den Blickpunkt: Nicolai Rapp bediente David Philipp, der cool vollstreckte. Ansonsten war von Rapp, der erst vor wenigen Tagen vom 1. FC Union Berlin nach Bremen gewechselt war, als Sechser nicht ganz so viel zu sehen.
Dafür von Johannes Eggestein. Der Rückkehrer war viel unterwegs und belohnte sich mit dem 6:0 (76.). Wieder hatte Schmid vorbereitet. Den Schlusspunkt setzte dann Schmidt, der eine Hereingabe von Kebba Badjie zum 7:0 in die Maschen drosch (81.).
Die 1.500 Zuschauer waren voll auf ihre Kosten gekommen – die Spieler auch. „Es tut natürlich gut, dass endlich wieder Leute ins Stadion dürfen, das hat sich gut angefühlt“, schwärmte Jung. Auch seinem Trainer gefiel die gute Stimmung in Lohne. Er hatte bei seinen Interviews nach dem Spiel sogar Mühe sich stimmlich durchzusetzen, denn hinter ihm kämpften einige junge Fans des SV Werder Bremen lautstark darum, Trikots von ihren Lieblingen zu bekommen. Die Fragen nach dem Kader, der sich aus finanziellen Gründen auf so vielen Positionen noch verändern dürfte, blieben ihm nicht erspart, aber Anfang reagierte in der Hitze von Lohne ganz cool: „Alle im Verein wissen um dieses Problem. Wir können es nicht von jetzt auf gleich lösen. Das ist halt einfach so.“ (kni)