Komikerin Enissa Amani fühlt sich durch die Kritik einer „Spiegel“-Autorin beleidigt und löst mit ihrer Antwort einen Shitstorm gegen die Journalistin aus.
Köln/München – Weil Spiegel-Autorin Anja Rützel eine TV-Kritik über eine Influencer-Award-Verleihung geschrieben hat und Comedienne Enissa Amani (33), die dort einen Auftritt hatte, nicht komisch fand, wird sie im Nachhinein auf diversen Social-Media-Seiten als „Quasi-Nazi“ und „AfD-Nutte“ beschimpft, wie die Journalistin über ihren Twitter-Account der Öffentlichkeit mitteilte. Der Aufstand der Amani-Fans folgte jedoch nicht direkt auf Rützels Artikel auf Spiegel Online, sondern erst im Anschluss auf Amanis Antwort, die sie mit ihren Fans über Instagram teilte.
Enissa Amani: „Ich will nicht Komiker sein“
Bei den „About you“-Awards vergangenen Donnerstagabend in München war Ennissa Amani als Jurorin engagiert und durfte auch einen Preis in der Kategorie Comedy verleihen. In ihrer Rede monierte die Deutsch-Iranerin die in den Medien gängige Verwendung der Bezeichnung „Komiker“, für Menschen, die wie sie auf der Bühne stehen und versuchen, das Publikum zum Lachen zu bringen. Für die in Teheran geborene Tochter eines Literaten und einer Ärztin klinge das „unsexy“. „Immer, wenn ich den Begriff höre, dann denke ich, ich schmeiße alles hin und geh nach Nicaragua und züchte Papayas. Ich will nicht Komiker sein“, palaverte sie.
Die Preisverleihung des Handelskonzerns Otto, bei der Social-Media-Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, wurde im Fernsehen von ProSieben ausgestrahlt. Anja Rützel, die von Spiegel-Lesern für ihre satirischen Kritiken deutscher Trash-TV-Formate verehrt wird, schrieb auch einen Text über die Award-Show, der auf Spiegel Online publiziert wurde.
Amani wirft Anja Rützel „undifferenziertes Geschreibsel“ vor
Darin bezog sie sich auch auf Amanis Kritik am Komiker-Begriff und befand, dass man Amani „wirklich auf keinen Fall mehr 'Komikerin'" nennen sollte, „denn spätestens nach dieser Rede kann einfach keiner wollen, dass wir diese Komikerin an die Fruchtproduktionsbranche verlieren. (Nur noch mal zur Sicherheit: Komikerin.)"
Frech, aber harmlos und offenbar trotzdem Grund genug für Amani, um sich über Rützels Zeilen zu beschweren – öffentlich, via Instagram-Story. In ihrem Klagelied unterstellt Amani der Journalistin Aufmerksamkeits-Heischerei und die „Arroganz des Kunstsuchenden“, beschreibt ihren Text als „undifferenziertes Geschreibsel“ und bescheinigt ihr zudem „Verbitterung“.
Ein gefundenes Fressen für einige von Amanis über eine halbe Million Follower, die daraufhin Rützels Instagram-Profil mit Beleidigungen und sogar Schmähungen gegen ihren Hund zuballern. Rützel wechselt mit ihrem Profil in den Privatmodus, was Amani als Anlass zum Nachtreten nimmt. "Warum? Sie war doch sauber ordentlich in ihrem Spiegel Online Artikel extra in der Headline genannt?"
Social-Media-Posse: AfD-Mann Andreas Winhart meldet sich zu Wort
Schließlich meldete sich in der Social-Media-Posse AfD-Mann Andreas Winhart zu Wort, der seit 2018 dem bayerischen Landtag angehört, und mit dem Amami in einer juristischen Auseinandersetzung steht. Winhart postete Rützels Artikel samt lobender Worte für die Autorin. Der darauffolgenden Forderung Enissa Amanis, Rützel solle sich bitte von diesem Kompliment aus der braunen Ecke distanzieren, kam Rützel mit aller Deutlichkeit nach: "Natürlich finde ich diesen widerlichen Versuch der Vereinnahmung genauso ekelhaft wie Sie und distanziere mich davon."
Amani reichte diese Stellungnahme jedoch nicht und nutzte diese, um sich erneut über Rützel zu empören und unterstellte ihr gezielten Rassismus: "Nicht einmal eine Entschuldigung für ihre metaphorische Aufforderung, dass ich das Land verlasse? Keine Entschuldigung, wie Sie urbane Sprache genauso instrumentalisieren und stigmatisieren, wie es die AfD gerne tut?" Aus der Posse strickt Amani nun eine Fehde. Was auch immer Amani motivieren mag, die Sache weiter hochkochen zu lassen, komisch ist sie inzwischen nicht mehr.
Auch Komikerin Sarah Silverman sorgte kürzlich für Aufsehen: Sie postete ein Oben-Ohne-Foto und löste damit eine moralische Debatte aus.
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