(bn). Reinhard Grindel (46), vor sechs Jahren über die CDU-Landesliste in den Bundestag eingezogen, bekommt aus den eigenen Reihen Konkurrenz: Bei der Neubildung der Wahlkreise wurden der Südkreis Rotenburg mit dem Landkreis Soltau-Fallingbostel zusammengelegt. Zur Bundestagswahl am 27. September kommenden Jahres bewerben sich neben dem Fernsehjournalisten aus Rotenburg der Bispinger Bürgermeister Detlev Loos (46) und Gerd Engel (55), Bundeswehrsoldat aus Munster, um die Kandidatur.
Ob es noch mehr Bewerber geben wird, steht nicht endgültig fest, wird aber bezweifelt. Bevor der Kandidat in geheimer Wahl am 25. September von der Wahlkreismitglieder-Vollversammlung in der Heidmark-Halle in Bad Fallingbostel nominiert wird, präsentiert sich das Trio noch am 3. September in Wittorf und fünfmal im Kreis Soltau-Fallingbostel. Der CDU-Kreisverband Soltau-Fallingbostel hat circa 1.300 Mitglieder, im Südkreis Rotenburg beläuft sich die Zahl der CDU-Mitglieder auf rund 900. Trotzdem hat Grindel nach Meinung von Beobachtern die größeren Chancen, als Kandidat nominiert zu werden. Als Vorzüge gelten zum Beispiel seine Erfahrungen als Parlamentarier, seine Verbindungen und seine rhetorischen Qualitäten. Das wurde jetzt auch während der Vorstellungsrunde der drei Kandidaten im Bürgersaal deutlich, zu der die CDU-Gemeindeverbände Rotenburg, Scheeßel und Sottrum sowie die Frauen-Union im Altkreis Rotenburg eingeladen hatten. In einem Gespräch mit der Rotenburger Rundschau stellte Albert Rathjen (66), Bremervörde, seit zwölf Jahren Kreisverbandsvorsitzender, grundsätzlich fest: "Die Auflösung des bisherigen Wahlkreises Rotenburg-Verden betrachte ich als nachteilig, weil in Zukunft der Landkreis Rotenburg zwei Bundestagswahlkreisen zugeordnet wird. Es wird also schwieriger werden, die Interessen des Landkreises zu vertreten. Trotzdem gehen wir mit dieser neuen Situation professionell um, denn die Zusammenarbeit mit den beiden CDU-Kreisverbänden Stade und Soltau-Fallingbostel ist ausgesprochen gut.“ Und weiter: "Im Wahlkreis 31 unterstützen wir die Bundestagsabgeordnete Dr. Martina Krogmann aus Stade. Im Wahlkreis 36 rechne ich nicht damit, dass sich bei der CDU neue Bewerber melden, denn wer sich bis jetzt nicht ins Gespräch gebracht hat, hat keine Chancen mehr, nominiert zu werden.“ Das Trio, das sich bereits einmal in Gyhum-Sick intern präsentierte und außerdem in Jettebruch (zwischen Dorfmark und Soltau) vorstellte, gab jetzt in Rotenburg einen Abriss von Lebenslauf, bisheriger politischer Arbeit und angepeilten Plänen. Die Runde leitete der in Walsrode geborene Familienvater Gerd Engel, der als Berufssoldat (Oberstleutnant) in Munster Dienst tut, ein. Neben umfangreicher Vereinsarbeit wurde er 1986 CDU-Mitglied, ist seit 1994 Ratsmitglied in Munster und seit bald zwei Jahren Fraktionsvorsitzender. Engel: "Einem Wechsel als Neuling in den Bundestag sehe ich gelassen entgegen. Sicher kann ich hier und heute nicht mit so viel Detailwissen berichten wie Herr Grindel. Aber jeder hat irgendwo neu und als Frischling angefangen – und ist es nicht immer gut gewesen, wenn auch neue Ideen, andere Wege und andere Möglichkeiten eingebracht werden als ständig auf festgefahrenen Wegen zu beharren?“ Als seine politischen Schwerpunkt bezeichnete Engel die Bildungspolitik, die Außen- und Sicherheitspolitik und Fragen der Verkehrsgestaltung. "Bei all meinem Bestreben möchte ich weiterhin ein Politiker für die Bürger sein und bleiben. Ich möchte regelmäßig vor Ort verfügbar sein.“ Der in Hamburg geborene Jurist und Fernsehmann Reinhard Grindel, vor seiner parlamentarischen Karriere beim ZDF, bedankte sich bei seinen beiden Mitbewerbern für den "ausgesprochen fairen Wettkampf“. Nicht ohne ein gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein kündigte er an, er werde sich sicherlich darauf berufen, "eine ganze Menge hinbekommen zu haben“. Geholfen hätten ihm dabei wichtige Verbindungen, über die er verfüge. Er habe unter anderem erreicht, dass Seedorf zu einem Einstiegsstandort gemacht worden sei. Er nannte weiter das Mehrgenerationenhaus in Waffensen sowie die Bundesförderung für Krippen und Ganztagsschulen, die Mitarbeit an der Novelle des Schornsteinfegergesetzes. Zu den Plänen gehörten unter anderem die Scheeßeler Ortsumgehung, der Aus- und Umbau der B 215. Den Schwerpunkt seiner Arbeit, betonte Grindel, werde er in nächster Zeit im Landkreis Soltau-Fallingbostel haben, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Der in Gifhorn geborene Verwaltungsfachmann Detlev Loos, inzwischen hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Bispingen, muss immer wieder Fragen beantworten, die sich auf seine Kandidatur (als Nichtparteimitglied) auf Plakaten der SPD in Hermannsburg beziehen. So auch jetzt in Rotenburg. Dabei reicht seine Erklärung nicht immer allen aus... Die Finanzen, die Landwirtschaft und den Tourismus nannte der Familienvater als die für ihn besonders wichtigen Bereiche. Es könne auf keinen Fall angehen, dass den Kindern ein Berg an Schulden hinterlassen werde. Für 2011 forderte er einen Haushalt ohne Neuverschuldung. Er betonte bezogen auf die Art des Umgangs miteinander: "Wir drei beschmutzen uns nicht. Das unterscheidet uns möglicherweise von anderen Parteien.“ Die Fragen der Besucher deckten eine relativ breites Spektrum ab: das bei Soltau, Bispingen oder Walsrode geplante Outlet-Center, die Y-Trasse, die Pendlerpauschale, Asylbewerber, Steuerreform. Kreisverbandsvorsitzender Rathjen zur Rundschau: "Ich bin zuversichtlich, dass Reinhard Grindel am 25. September gute Chancen hat, als Bundestagskandidat nominiert zu werden. Reinhard Grindel ist seit knapp sechs Jahren erfolgreich als Bundestagsabgeordneter tätig. Er braucht keine Einarbeitungszeit und er ist bereits in einem Teilbereich des neuen Wahlkreises tätig. Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass Reinhard Grindel einen guten Platz auf der Landesliste erhält.“