Aldi Süd und Aldi Nord planen eine riesige Veränderung. Kommt sogar eine Zusammenlegung der Discounter? Das ist bereits über die möglichen Pläne bekannt.
Aldi Süd und Aldi Nord sollen eine Zusammenlegung des Einkaufs und mehrerer anderer Bereiche prüfen. Das berichtete das Wirtschafts-Journal Managermagazin unter Berufung auf ein siebenseitiges Protokoll einer Sitzung von 16 hochrangigen Aldi-Managern am 23. November 2017 in der Mülheimer Süd-Zentrale.
Wollen Aldi Süd und Aldi Nord Waren künftig gemeinsam beschaffen?
Im ersten Schritt würden demnach bestimmte Waren gemeinsam beschafft werden, in Phase zwei könnte dann eine gesellschaftsrechtliche Verflechtung der Einkaufsabteilungen erfolgen, schreibt das Managermagazin in seiner neuen Auflage (Erscheinungsdatum 16. Februar). Letzteres wiesen die beiden Unternehmen klar zurück: Eine Fusion sei "weder geplant oder beabsichtigt".
Die beiden Gruppen "arbeiten als Schwesterunternehmen traditionell schon immer sehr eng zusammen", erklärten Aldi Süd und Aldi Nord. Dies betreffe etwa den Einkauf oder das Marketing. "Selbstverständlich arbeiten wir kontinuierlich an einer Optimierung dieser seit jeher gepflegten und etablierten Kooperation. Diesen laufenden Prozess intensivieren wir seit Jahren." Ziel sei es, so die Marktposition weiter zu festigen.
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„Zeitgeist zwingt zur Veränderung“, meint ein Experte
Und das ist zwingend nötig - zumindest, wenn es nach der Meinung von Marktforschern wie Boris Planer geht. Der Deutschland-Chef vom Handelsinformationsdienst Planet Retail erklärt der Welt zufolge: „Der Handel spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wieder und spaltet sich zunehmend auf in ein Segment für Routineeinkäufe mit den Discountern und zunehmend auch Online-Anbietern sowie in sinnliche, erlebnisorientierte Geschäfte der neuesten Generation.“ Was er damit meint? Deutsche Verbraucher strömen wieder vermehrt in die klassischen Supermärkte. Günstige Preise nämlich sind Forschungen zufolge längst nicht mehr das wichtigste Argument für den Einkauf.
„Der Zeitgeist zwingt das Unternehmen aber dazu, seine Filialen zu modernisieren“, erklärt Planer dem Blatt nach weiter. „Das, sowie die anstehende digitale Transformation, kosten viel Geld.“ Also müsse an anderer Stelle eingespart werden. „Und dafür bietet sich eine verstärkte Zusammenarbeit in etlichen Bereichen an.“
Aldi Nord und Aldi Süd kooperieren bereits in einigen Bereichen
Mirko Warschun, Handelsexperte der Unternehmensberatung AT Kearney, sieht es laut Welt ähnlich: „Aktuell leisten sich die Unternehmen noch Doppelstrukturen, die aus Kunden- und Effizienzgründen gar nicht nötig sind. Ökonomisch macht ein Zusammenschluss der beiden Aldis daher Sinn.“
An einigen Stellen kooperieren die Aldis ohnehin bereits intensiv. Die Welt nennt Beispiele: Im Einkauf von Non-Food-Artikeln, also den Wühltisch-Sortimenten, beim Thema Fernsehen, beide setzen zudem auf Milch mit Tierschutzlabel und verzichten auf Plastiktüten.
Offiziell heißt es demnach von Aldi: „Aldi Nord und Aldi Süd haben nicht nur dieselben Wurzeln und Namen, sondern auch identische Geschäftskonzepte und -strategien. Diesen laufenden Prozess intensivieren wir seit Jahren.“
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Zusammenlegung von Aldi Süd und Aldi Nord? Unternehmen dementiert Bericht
Wie das Managermagazin berichtet, geht es den Aldis um eine Effizienzsteigerung hinsichtlich strukturellen und personellen Dopplungen. Das Projekt "Kooperation Aldi Nord - Aldi Süd" schließe eine gesellschaftsrechtliche Verschmelzung der beiden Unternehmen zu einem Konzern nicht aus. Im Protokoll klingt das offenbar so: "Perspektivisch sollte dann auch über weitere organisatorische Schritte der Kooperation nachgedacht werden."
Kartellrechtlich würde es zwar laut Experten keine Probleme geben, doch Aldi Süd und Aldi Nord erklärten dazu: Eine Fusion sei weder aus der Kooperation folgend noch aus sonstigen Überlegungen geplant oder beabsichtigt. Auch eine Reduzierung des Personalbedarfs folge aus der Zusammenarbeit nicht, stellten die Unternehmen klar. Aldi Süd und Aldi Nord seien "wachsende Unternehmensgruppen", die weiterhin Fachkräfte benötigten.
Die Söhne des Aldi-Gründers Karl Albrecht, Karl und Theo, hatten 1945 die Albrecht KG gegründet. 1961 beschlossen sie, getrennte Wege zu gehen - der Legende nach wegen des Streits, Zigaretten ins Sortiment aufzunehmen. Theo Albrecht übernahm die nördlichen Filialen und verkaufte Zigaretten, Karl die in Süd- und Westdeutschland. Bei Aldi Süd gibt es erst seit 2003 Zigaretten im Angebot.
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mke, afp