Coronavirus-Hamsterkäufe bei dm und Rossmann - auch Konserven ausverkauft

Bringt die Aufregung um Corona die Deutschen wirklich zum Hamstern? Drogerieketten spüren jedenfalls Auswirkungen - mancherorts gehen zumindest temporär Produkte aus.

  • Das Coronavirus versetzt viele Deutsche in Habachtstellung.
  • Die Konsequenzen spüren unter anderem die großen Drogerieketten.
  • Sowohl bei dm als auch bei Rossmann ist eine besonders hohe Nachfrage zu spüren - die Ketten arbeiten an der Reaktion.

Update vom 6. März: Die Angst vor dem neuartigen Coronavirus aus China steigt in Deutschland offenbar. Bisher gelten die Deutschen noch als besonders gelassen, was den rasanten Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 betrifft. Dennoch scheinen immer mehr Bürger die Nerven zu verlieren - die Verunsicherung steigt. Das ist auch an dem Anstieg von Hamsterkäufen zu erkennen. Besonders beliebt: Konserven und haltbare Lebensmittel. Einkäufe dieser Produkte sind im Vergleich zur Vorwoche um 112 Prozent gestiegen. Das ermittelte das Nürnberger Forschungsinstitut GfK.

„Solche Ausschläge haben wir sonst nirgends“, sagte GfK-Experte Robert Kecskes der Deutschen Presse-Agentur. Der Kauf von Fisch- und Obstkonserven sei um 70 Prozent angestiegen, der Kauf von Teigwaren wie Nudeln um 73 Prozent. Käufe von Gemüsekonserven gingen hingegen um 80 Prozent in die Höhe. 

Einerseits bieten die Hamsterkäufe für die Händler wirtschaftlich eine Chance. Doch die Warenbestellungen gestalten sich aktuell schwierig. Möglich sei, dass die Menschen nach Abflauen der Virusangst vermehrt Lust auf frische Produkte hätten, sagte Kecskes. „Bleibt die Befürchtung vor einer Quarantäne in den eigenen vier Wänden jedoch weiter hoch, wird sich eine Nachfragesteigerung nach Frische-Produkten verzögern“, ist er sich sicher.

Coronavirus-Irrsinn: Ein wohl bei Lidl in Kassel aufgenommenes Video sorgt für Verwunderung.

Coronavirus-Hamsterkäufe? dm und Rossmann stark betroffen - Drogerieketten ergreifen Maßnahmen

Ursprungsmeldung vom 5. März 2020: 

München/Karlsruhe - Das Coronavirus versetzt so einige Menschen in der Bundesrepublik in Aufregung. Offenbar sind tatsächlich auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Deutschen festzustellen - ungeachtet der Tatsache, dass viele Bevölkerungsgruppen de facto kaum gefährdet sind.

Über Knappheit bei Desinfektionsmittel oder Schutzmasken war bereits berichtet worden. Recherchen der Ippen-Digital-Zentralredaktion zeigen nun: Die deutschen Drogerien sind derzeit vor mehr oder minder massive Herausforderungen gestellt. Das bestätigten die beiden umsatzstärksten Ketten, dm und Rossmann, auf Anfrage.

Video: Engpässe in Corona-Krise - Desinfektionsmittel selbst herstellen

Coronavirus: Hamsterkäufe in Drogerie-Märkten? Bei dm mancherorts „Produkte temporär nicht erhältlich“

„In den letzten Tagen ist die Nachfrage nach verschiedensten Artikeln – wie beispielsweise Hygiene-Produkten – aus unserem Sortiment sprunghaft angestiegen“, erklärte dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer. Aufgrund des „abrupten Anstiegs“ seien „temporär Produkte an manchen Standorten nicht erhältlich“, räumte er ein.

Die meisten Menschen kaufen ihre Hygieneprodukte im Drogeriemarkt. Im weitesten Sinne gehören Kondome auch in diese Kategorie. Die wurden nun allerdings in einer Wuppertaler Lidl-Filiale zum Ziel von Hamsterkäufern.

Die Karlsruher Kette hat nach eigenen Angaben aber bereits reagiert. Sie hat laut Bayer „Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette ergriffen, um unsere dm-Märkte wieder mit Waren zu versorgen“. Die Versorgung der dm-Märkte mit Waren habe „oberste Priorität“. Ein Marketing-Gag von Rewe ging unterdessen nach hinten los.

Coronavirus: Rossmann erlebt „erhöhte Nachfrage“ - an Lösung wird gearbeitet

Ähnlich scheint auch die Lage bei Rossmann. Der Einzelhändler aus Burgwedel bei Hannover bestätigte der Ippen-Digital-Zentralredaktion ebenfalls, es gebe „eine erhöhte Nachfrage von bestimmten Produkten“. Man stehe „hierzu im engen Austausch“ mit Lieferanten.

Einzelheiten wollte die Kette auf Anfrage aber nicht nennen - Rossmann bat um Verständnis, keine weiteren Details preisgeben zu können. Bereits Anfang des Monats hatte der Handel allgemein von einer gestiegenen Nachfrage berichtet, aber auch betont, es gebe keine Gefahr für die Versorgung der Bevölkerung. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte unlängst erklärt, Hamsterkäufe seien unnötig. Bewegung gibt es bei den Einzelhändlern aber durchaus: Zuletzt drängte der Discounter Aldi ins Geschäft mit Schutzartikeln.

Coronavirus: Bundesregierung beugt vor - Atemmasken dürfen nicht mehr exportiert werden

Die Bundesregierung beugt unterdessen selbst vor: Sie untersagte Mitte der Woche den Export von Atemmasken und anderer Schutzausrüstung. Der Krisenstab aus Gesundheits- und Innenministerium erklärte, das Ausfuhrverbot betreffe außer Schutzmasken unter anderem auch Handschuhe und Schutzanzüge. Ausnahmen seien nur unter engen Voraussetzungen im Rahmen konzertierter internationaler Hilfsaktionen möglich. Zudem zog das Bundesgesundheitsministerium die Beschaffung medizinischer Schutzausrüstung für Arztpraxen, Krankenhäuser und Bundesbehörden an sich.

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Adhanom Ghebreyesus, hatte zuvor gewarnt, "wachsende Nachfrage, Hamsterkäufe und Zweckentfremdung" von Masken und Schutzbrillen gefährdeten weltweit den Kampf gegen das neuartige Coronavirus. Experten haben eigentlich klare Ratschläge parat, was für Notfälle im Hause parat sein sollte. Nicht nur die Drogerie-Märkte haben mit leeren Regalen zu kämpfen, auch bei den großen Supermarkt-Ketten kommt es zu Engpässen. Mitarbeiter einerAldi-Süd-Filiale haben sich deshalb etwas neues einfallen lassen

Auswirkungen hat die Aufregung um das Virus auch auf Flugpläne großer Airlines: Die Lufthansa etwa streicht bis Ende März tausende Abflüge. Die Wirtschaft ist unterdessen in Sorge - eine Rezession könnte drohen.

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fn/mke (mit Material von AFP)

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