Kunden der Supermärkte Edeka und Netto werden künftig nach dem Einkauf wohl etwas überrascht sein. Das liegt aber nicht an der Kassenbonpflicht.
- Die „Belegerteilungspflicht“ verpflichtet Händler zum Ausstellen von Belegen - wenn sie eine elektronische Kasse besitzen.
- Edeka und Norma führen umweltfreundlicheres Kassenbonpapier ein.
- Schwarz auf weiß gibt es die Kassenbelege im Supermarkt dann nicht mehr.
Hamburg - „Brauchen Sie den Kassenzettel?“ - „Nein, danke!“ - Dieser kurze Dialog wird an deutschen Kassen bald nicht mehr zu hören sein. Denn ab dem 1. Januar 2020 gilt die „Belegerteilungspflicht“. Das bedeutet, dass ab kommendem Jahr jeder Kunde bei jedem Einkauf einen Kassenbon erhalten muss - wenn er nicht eine elektronische Zustellung, etwa per Mail, bevorzugt. Kurz vor der Bonpflicht setzt sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier für eine Ausnahmeregelung ein. Schließlich sind viele der bald verpflichtenden Bons nicht erwünscht und umweltbelastend.
Edeka und Netto führen neues Papier für Kassenbons ein
Die Umweltbelastung durch die „Belegerteilungspflicht“ möchten Edeka und Netto durch neue Kassenbons eindämmen. Bislang druckt der Edeka-Verbund seine Kassenbelege auf phenolfreies und FSC-zertifiziertes Papier. Nun setzen die beiden Supermärkte neues Kassenrollenpapier in ihre Geräte ein, wie der Verbund in einer Pressemitteilung ankündigte.
Das neue Papier wird auch FSC-zertifiziert sein. Allerdings handelt es sich um ein Thermopapier in einer charakteristischen blau-grauen Farbe. „Blue4est“ heißt das Produkt, das Edeka und Netto nun verwenden wollen. Auf den weißen Kassenbons erscheint durch Wärme die Schrift auf dem Papier.
So soll es auch auf dem „Blue4est“-Papier sein. Jedoch wird bei den neuen Kassenbelegen hierfür eine rein physikalische statt einer chemischen Reaktion genutzt. Dadurch werden keine Chemikalien für die Farbentwicklung verwendet werden, teilt Edeka mit.
Edeka und Netto reagieren mit neuem Produkt auf „Belegerteilungspflicht“
Das Unternehmen nennt weitere Vorteile des bläulichen Kassenbonpapiers: Der Kontakt mit Lebensmitteln in der Einkaufstasche ist unbedenklich, das „Blue4est“-Papier kann im Altpapier entsorgt werden und die Schrift auf dem neuen Material verblasst nicht durch Licht oder Feuchtigkeit. Anfang 2021 ziehen die Konkurrenten Lidl und Kaufland nach - die Maßnahme macht sich auch im Geldbeutel der Kunden* bemerkbar.
Und wie sieht es bei der #Bonpflicht aus? Hier gehe es vor allem um die Bekämpfung von Umgehungstatbeständen, so #Merkel. "Aber ob man 140 Tausend Kilometer Thermopapier bedrucken muss, weiß ich nicht", sagt die Kanzlerin und weist auf geplante Ausnahmeregelungen hin. pic.twitter.com/0sO3z4sQI0
— CDU/CSU (@cducsubt) December 18, 2019
Das letzte Wort zur „Belegerteilungspflicht“ scheint nicht gesprochen zu sein. Am 16. Dezember appellierte das Wirtschaftsministerium laut dpa für Ausnahmen von der Kassenbonpflicht für „Massengeschäfte“ wie etwa beim Bäcker oder an der Eisdiele. Dort werde eine Vielzahl der Bons „in der Regel im Müll landen“, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin.
Genau dagegen wehrt sich jetzt eine Bäckerei mit einem kreativen Facebook-Post - und wird dafür gefeiert. Auch aus der Politik hagelt es Kritik. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verteidigte nun das neue Gesetz - und stellt sich drastischen Vorwürfen.
Auch interessant für Verbraucher: Die Modekette H&M sieht sich aktuell dem Vorwurf ausgesetzt seine Mitarbeiter ausspioniert zu haben. Darüber berichtet merkur.de*
Mit Zuckermasse und Himbeermarmelade macht ein Bäcker aus dem Landkreis Erding auf die eingeführte Kassenbon-Pflicht aufmerksam. Die Kunden finden die Idee toll. *merkur.de ist Teil der Ippen-Digital-Zentralredaktion