Aldi, Lidl und Netto vor Ende der 9er-Regel: Bekannte Masche könnte nach Jahrzehnten wegfallen

Mit der geplanten Mehrwertsteuersenkung ab 1. Juli könnte eine altbekannte, traurige Szene aus dem Supermarkt der Vergangenheit angehören.

  • Ab 1. Juli soll die geplante Mehrwertsteuersenkung in der Corona-Krise* umgesetzt werden.
  • Neue Preisausschilderungen sind dann in großen Läden wie Aldi* nötig.
  • Denkbar ist nun, dass man sich bald von einer Lästigkeit beim Einkauf verabschieden darf.

Den Mitkunden vor einem an der Kasse, der umständlich mit seinem Portemonnaie hantiert, dürfte jeder kennen. Im Zuge der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung ab 1. Juli könnte es aber passieren, dass man nicht mehr nach 1- und 2-Cent-Stücken kramen muss - weil Supermärkte die Preise auf volle Cent-Beträge aufrunden könnten. Das legt ein aktueller Bericht der Lebensmittelzeitung (Printausgabe) nahe, aus dem das Portal chip.de zitiert. Die Mehrwertsteuersenkung ist Teil des Konjunkturpakets der Bundesregierung, um in der Corona-Krise den Konsum zu steigern.

Aldi & Co. in der Corona-Krise: Tschüss Kleingeld?

Der Discounter Lidl will sich demnach als Erster von der „9-Cent-Regel“ verabschieden, wie chip.de es formuliert - und: „Aus Branchenkreisen hieß es, die Idee sei positiv von den Mitbewerbern angenommen worden.“

Der Verzicht auf das Kleinst- Kleingeld solle auch den Corona-Hygiene-Auflagen* entgegenkommen - viele Kunden meiden Bargeld aus Ansteckungsangst und in vielen Geschäften ist Zahlen mit Karte ausdrücklich erwünscht. 

Wie Aldi & Co. die Corona-Mehrwertsteuersenkung umsetzen: „So einfach ist es nicht“

Dem Bericht zufolge hätte ein Kleingeld-Stopp für die Geschäfte den Vorteil, dass sie sich die Kosten für Transport und Lagerung der 1- und 2-Cent-Münzen sparen. Der Rest ist aber offenbar Mehraufwand für sie: Die Filialen müssten Preistafeln und digitale Anzeigen anpassen, Inventur machen, Umsätze neu planen, und Margen anders kalkulieren.

Ein Grund dafür: Die Händler gingen davon aus, dass Kunden sich ab dem 1. Juli auf bestimmte Produkte stürzen, weil sie dann günstiger sind. Dazu gehören Drogerieartikel und Kaffee. Die konkrete Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung wird augenscheinlich jeder Anbieter für sich selbst lösen. „So einfach, wie das klingt, ist es nicht. Jeder Artikel wird neu kalkuliert“, zitiert chip.de einen Handelsexperten aus dem Bericht.

Mehrwertsteuersenkung wegen Corona: Profitiert der Kunde bei Aldi & Co.?

Ketten und Discounter hatten ankündigt, die Kunden von den steuerlichen Vorteilen profitieren zu lassen. So will die Edeka-Tochter Netto Marken-Discount sie „vollumfänglich“ weitergeben. Der fast namensgleiche Konkurrent Netto, ein Discounter der Sailing Group, will von Juli an „viele unserer Produkte deutlich im Preis senken und so alle unsere Kundinnen und Kunden an der Mehrwertsteuersenkung ganz direkt teilhaben lassen“. 

Ähnlich äußerten sich andere Unternehmen. „Wir haben jetzt eine Menge Arbeit damit. Aber wir werden uns dieser Aufgabe stellen - und werden das auch an die Kunden weitergeben“, sagte ein Sprecher der Supermarktkette Rewe.

Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd teilten der Lebensmittelzeitung zufolge mit, man werde die Mehrwertsteuersenkung „in Form von günstigeren Preisen an die Kunden“ weitergegeben. Lidl und die Tochter Kaufland planen dies ebenfalls: „Wir werden alle Produkte des täglichen Bedarfs mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 16 anstatt 19 Prozent und dem ermäßigten Satz von 5 anstatt 7 Prozent anbieten.“

Discounter und Corona: Verband warnt vor Zeit nach der Mehrwertsteuersenkung

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, wies indes darauf hin, dass die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer für den Handel auch Nachteile mit sich bringen könne. Bei einer Wiedererhöhung sei viel schwieriger, die Kosten an den Kunden weiterzugeben, da es an Akzeptanz fehlen könne, sagte Genth der dpa.

Zu einer Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen wird es wohl nicht kommen. Das Bundesfinanzministerium ist zuständig für die Ausgabe der Münzen. Dort gab es zuletzt keine Überlegungen, nationale Rundungsregeln einzuführen. Die Stadt Kleve in Nordrhein-Westfalen führt seit 2015 einen Kampf gegen Kleingeld. Bislang vergeblich.

Eine Aktion von Lidl lockte derart viele Kunden an, dass die Polizei anrücken musste.

frs mit Material der dpa

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