Der Discounter Netto macht Werbung für unverpacktes Obst und Gemüse - mit unverpackten Models. Doch Kunden finden die Werbekampagne alles andere als lustig.
München - „Wir haben unverpacktes Obst und Gemüse“ steht auf den neuen Werbeplakaten des Discounters Netto. Doch die Aussage allein reicht dem Konzern noch nicht: Auf den Plakaten posieren hüllenlose Models vor der Obst- und Gemüseabteilung und bedecken nur das Nötigste mit Äpfeln, Paprika oder Weintrauben.
Netto-Kunden und Mitarbeiter empören sich über Werbung
Kunden und Netto-Mitarbeiter finden die Aktion allerdings alles andere als lustig. In den sozialen Medien gibt es viele teils verärgerte Reaktionen zu den Werbeplakaten mit den Männern und Frauen in Adamskostümen. Die werfen dem Discounter auf Facebook vor, Werbung ohne Sinn und Verstand zu machen.
Lesen Sie auch: In Gernlinden wurde am Samstag eine Netto-Filiale überfallen. Die Kassiererin des Discounters wurde mit einem Messer bedroht. Der Täter flüchtete zunächst.
Sexismus-Vorwurf an Netto seitens der Nutzer
Die Werbekampagne von Netto stößt die Sexismus-Debatte an. Eine Nutzerin auf Twitter bezweifelt, dass sich die Mehrheit der Kunden von den Plakaten angesprochen fühlt und fragt: „Welche Zielgruppe soll das ansprechen?“.
Welche Zielgruppe soll das ansprechen? Sexistische Ökos? #Netto pic.twitter.com/aZ8rcwUYYZ
— Sophie Garbe (@die_gabe) October 14, 2019
Doch es gibt auch Stimmen gegen die Aufregung. So bezeichnet ein anderer Twitter-User die empörten Kunden als politisch-überkorrekte Spaßbremsen.
Kampf gegen Plastikmüll: Der Discounter #Netto wirbt mit Nackedeis für unverpacktes Obst - und kassiert einen Shitstorm.
— Friedrich Newel (@NewelMedia) October 15, 2019
Meine Güte, besteht dieses Land eigentlich nur noch aus erbissenen, politisch-überkorrekten Spassbremsen?
https://t.co/r9kgwGIH8h
Die Westfalenpost berichtet von einer Netto-Filiale Nordrhein-Westfalen, in der sich Mitarbeiter bereits vor Kunden für die Werbung rechtfertigen mussten. Die Pressestelle von Netto verteidigt laut Westfalenpost die anstößige Werbekampagne. In der Frischeabteilung bedeute Hüllenlosigkeit eben mehr Nachhaltigkeit. „Die Posen der Models sind bewusst humorvoll inszeniert mit einer positiven Wortwahl“, verteidigte die Pressereferentin von Netto die Aktion weiter.
In einer Netto-Filiale gab es kürzlich übrigens ebenfalls Trubel. Es bewegte sich etwas im Brotregal. Ein Video zeigt, welches Tierchen sich an den Backwaren zu schaffen machte.
Video: Kampf gegen Plastik - Netto erntet Kritik
Netto verteidigt Oben-ohne-Werbung mit guter Absicht
Noch vor kurzem hatten sich Kunden über die vielen Plastikverpackungen bei Netto beschwert. Auch andere Supermärkte bekommen wegen Verpackungen immer wieder Kritik von Verbrauchern. Für alle, die weniger Verpackungsmüll in ihrem Einkaufswagen haben wollen, dürfte die Botschaft hinter der Netto-Werbekampagne also auch ein gutes Zeichen sein. Der Discounter hatte bereits vor seinen verpönten Werbeplakaten angekündigt, mehr Plastik sparen zu wollen. So lässt Netto seine Kunden seit August 2020 auch in rund zehn bayerischen Filialen das Einkaufen per „Scan & Go“-App testen.
Bei den „Schlemmerfilets“ von Netto-Lieferant SeaGold hat das leider nicht funktioniert. Das Fischprodukt musste zurückgerufen werden, da sich Kunststoffteile darin finden können.
In sozialen Medien sorgt ein Wahlplakat zur Kommunalwahl für Aufsehen. Die Junge Union wollte einen „Eyecatcher erzeugen“ - und kassierte stattdessen einen Shitstorm.
mm/tz