Drastische Änderung bei Real: Edeka reagiert skeptisch

Bald soll es eine drastische Veränderung bei der Supermarktkette Real geben.
 ©dpa / Oliver Berg

Bei der Verbrauchermarktkette Real steht eine drastische Veränderung bevor, die das Unternehmen am Montag bekanntgab. Edeka und andere Supermärkte stehen den Plänen skeptisch gegenüber.

Düsseldorf - Die Verbrauchermarktkette Real will bis Ende 2020 die Plastikbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung abschaffen. Damit wolle das Unternehmen rund 70 Millionen Plastikbeutel einsparen, berichtete das Unternehmen am Montag. Das wäre eine drastische Änderung. Andere große Handelsketten zögern mit diesem Schritt. Tatsächlich sehen auch Umweltschützer die Pläne von Real nicht nur positiv.

„Nachhaltigkeit spielt für unsere Kunden im Lebensmitteleinzelhandel eine immer größere Rolle“, begründete Real Chef Patrick Müller-Sarmiento den Schritt der zum Metro-Konzern gehörenden Handelskette. Ersetzt werden sollen die dünnen Plastikbeutel - im Fachjargon Hemdchen- oder Knotenbeutel genannt - bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier. Außerdem will Real waschbare Mehrwegnetze anbieten, die der Kunde allerdings kaufen muss.

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Obwohl Real in Sachen Nachhaltigkeit langfristig plant, könnte die Supermarktkette bald komplett verschwinden. Die langwierigen Verhandlungen der Investoren sind nun wohl zu einem Ende gekommen. 

Real-Initiative: Edeka sieht Veränderung skeptisch

Andere große deutsche Händler schrecken bislang noch vor einem solchen Schritt zurück. „Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, ist nicht unbedingt die ökologisch sinnvollste Lösung. Denn auch der Einsatz von Papier erfordert Ressourcen“, betonte ein Edeka-Sprecher skeptisch. Edeka und Rewe etwa bieten neben den Knotenbeuteln längst auch wiederverwendbare Einkaufsnetze für Obst und Gemüse an, die der Kunde allerdings bezahlen muss. Aldi Süd testet zurzeit in einer Reihe von Filialen Alternativen zu den Knotenbeuteln.

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Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht den Schritt von Real mit gemischten Gefühlen. Der BUND-Experte für technischen Umweltschutz Rolf Buschmann betonte, zwar seien Papiertüten, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter abbaubar als Plastikbeutel. Doch insgesamt seien ihre Ökobilanz, wenn sie nur einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastikbeutel.

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Real-Initiative - Edeka skeptisch: Weniger Plastik bislang eher bei kleineren Läden

Im Allgemeinen scheinen Supermärkte aber definitiv etwas gegen zu viel Plastik unternehmen zu können. Denn einem Bericht der ARD zufolge fallen viele von ihnen immer wieder durch überflüssige und bisweilen skurrile Verpackungen auf, auf die man eigentlich verzichten könnte. Rund 37 Kilogramm verursacht jeder Deutsche pro Jahr im Durchschnitt an Plastikmüll - eine geradezu irrsinnige Zahl. Zwar gibt es in der breiten Öffentlichkeit zunehmen Kritik durch Verbraucher, doch der Druck auf die deutsche Verpackungsordnung und den deutschen Gesetzgeber ist bislang wohl noch zu gering. Eine Edeka-Filiale in Essen macht aber nun etwas gegen den Verpackungswahn. Hier können sich die Kunden ihre Milch in mitgebrachte Flaschen abfüllen.

In vielen deutschen Städten gibt es aber dennoch einen Fortschritt in Richtung mehr Umweltfreundlichkeit: Verpackungsfreie Supermärkte machen vor, wie es gehen kann. Dort haben Kunden die Möglichkeit, ihre Lebensmittel in selbst mitgebrachte Behältnisse abzufüllen. Dort sorgen durchdachte Verwertungskreisläufe dafür, dass nichts weggeworfen werden muss. Dennoch ist das Angebot in Deutschland noch überschaubar, meist sind die Läden sehr klein und könne keinesfalls mit dem Angebot der großen Supermarkt-Ketten konkurrieren. Auch mit Rewe weiterhin zu konkurrieren, wird immer schwieriger. Denn der Supermarktriese tätigte nun eine Mega-Investition und erschließt damit ein komplett neues Geschäftsfeld. 

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Real-Initiative - Edeka skeptisch: Hygienevorschriften streng, Plastik billig

Dennoch möchten auch die großen deutschen Lebensmitteleinzelhändler den Kampf gegen Plastik vorantreiben - wie sich am Beispiel von Edeka zeigt, jedoch unter Abwägung vieler verschiedener Alternativen. Ein weiteres Problem in Deutschland: die Hygienevorschriften. So darf ein mitgebrachter Behälter keinen direkten Kontakt zu Oberflächen innerhalb des Verkaufsbereichs haben. Deshalb sind zusätzlich Tablets notwendig, auf denen die mitgebrachten Boxen über die Theke gereicht werden. Doch es gibt noch ein weiteres Problem im Kampf gegen Plastik: Laut der Deutschen Umwelthilfe ist Plastik einfach viel zu billig. Real begibt sich mit seiner Initiative nun auf einen langen Weg beim Kampf gegen Plastik. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will nun ebenfalls das Thema Plastiktüten angehen - ihr Haus plant ein neues Verbot.

Zuletzt hatte die Supermarktkette aber mit etwas ganz anderem für Aufsehen gesorgt. Sie hatte nämlich ein ganz besonderes Angebot in ihrer Produkt-Palette angeboten. Eine Packung-Alufolie für genau 16.659,98 Euro. Ein relativ offensichtlicher Preis-Fehler, der den Kunden natürlich nicht verborgen blieb und der für einige Lacher gesorgt hatte. 

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dpa/sdm

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