Die Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen haben sich im Wohninvest Weserstadion mit 3:0 (1:0) gegen den 1. FC Köln durchgesetzt. Vor der Rekordkulisse von 21.508 Fans feierten die Bremerinnen ein Fußball-Fest.
Bremen – Wann genau Lina Hausicke ihr breitestes Lächeln aufsetzte, ist im Nachhinein nicht mehr einwandfrei festzustellen. Schließlich hatte die Kapitänin der Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen an diesen Samstag praktisch dauerhaft Anlässe, mit sich selbst um die Wette zu grinsen. „Es ist ein perfekter Tag, es geht nicht besser“, sagte die 25-Jährige und strahlte auch in der Medienrunde in den Katakomben des Wohninvest Weserstadions über das ganze Gesicht. Mit 3:0 (1:0) hatten die Bremerinnen am 4. Spieltag ihre besondere Partie gegen den 1. FC Köln gewonnen. Ein Eigentor, ein Treffer von Hausicke und einer von Melina Kunkel sorgten für ein echtes Fußballfest, nach dem die Bremerinnen zumindest über Nacht auf Platz vier der Tabelle stehen.
Für Hausicke hatte die erste Rückkehr ins Weserstadion schon besonders emotional begonnen. Als Kapitänin führte sie ihre Mannschaft, die sonst vor einer dreistelligen Zuschauerzahl auf „Platz 11“ spielt, vor der neuen Rekordkulisse von 21.508 Fans ins Rund. Vor so einem großen Publikum hatte noch keine Frauenmannschaft in Bremen gespielt. Vor einem Jahr, bei der Weserstadion-Premiere gegen den SC Freiburg (1:2), waren es etwa 1000 Besucher weniger gewesen. „Natürlich ist das geil, wenn du ins Stadion einläufst und den Support von den Fans spürst“, sagte Hausicke. Auch im Spiel hätten die Anhänger – die Ultras machten Stimmung wie bei einem Spiel der Männer-Bundesliga – jede erfolgreiche Situation gefeiert: „Das trägt einen durchs Spiel und setzt nochmal Kräfte frei.“
3:0-Sieg gegen Köln: Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen feiern Fußball-Fest im Weserstadion
Gegen den 1. FC Köln hatten die Bremerinnen zwar ein hartes Stück Arbeit zu verrichten, zeigten dabei aber eine insgesamt dominante Vorstellung. Nach umkämpfter Anfangsphase übernahmen die Werder-Frauen zunehmend die Kontrolle und sollten sie auch kaum mehr hergeben. Beim Toreschießen musste aber zunächst der Gegner mithelfen. Nach einem Freistoß-Trick brachte Nina Lührßen den Ball scharf in die Mitte, wo ihn „Effzeh“-Verteidigerin Celina Degen ins eigene Netz beförderte – 1:0 (32.). „Abgesehen davon, dass die Kölner das Tor machen, war das soweit einstudiert“, freute sich Lührßen nach dem Spiel. Nach dem umjubelten Führungstreffer hatten die Grün-Weißen noch weitere gute Chancen, ein weiteres Tor sollte aber vor der Pause nicht mehr fallen.
Das Spiel blieb auch nach dem Seitenwechsel lange offen. Unter anderem weil eine gezirkelte Bogenlampe von Maja Sternard, die eigentlich schon ihre verletzungsbedingte Auswechslung angezeigt hatte, nur ans Lattenkreuz des 1. FC Köln titschte (62.). Und auch auf der anderen Seite stand das Alu im Weg. Bei einer der seltenen Chancen der Kölnerinnen, die gegen eine kompakte Bremer Abwehr kaum einen Stich sahen, köpfte Lotta Cordes an die Latte (66.). Vor einer Woche hatte sich die mangelnde Chancenverwertung noch gerächt, gegen den SC Freiburg verloren die Bremerinnen trotz einer Führung mit 1:2 – das gleiche Ergebnis wie vor einem Jahr beim Weserstadion-Debüt. Damals hatten die Werder-Frauen allerdings auch ihre Linie im Spiel verloren.
Dieses Mal sollte alles gut gehen – auch weil Trainer Thomas Horsch seine Spielerinnen richtig eingestellt hatte. „Das war so ein bisschen der Plan, da spielte uns die Erfahrung aus dem Freiburg-Spiel letztes Jahr in die Karten. Damals haben wir uns treiben lassen, sind volle Kanne nur raufgelaufen und in der zweiten Halbzeit dann aus dem Anzug gebrochen“, erklärte der Coach. „Das habe ich von der Mannschaft gefordert, dass wir das Spieltempo im Griff behalten.“ Auch Lina Hausicke ist sehr zufrieden, wie der Matchplan aufging: „Wir hatten heute eine gute Balance im Spiel“, sagte sie. „Das war der Schlüssel zum Erfolg, dass wir da einfach ein gutes Gespür für die Situationen hatten.“
Trainer Thomas Horsch „mega stolz“ nach 3:0-Sieg der Werder-Frauen gegen 1. FC Köln
Ein solches bewies Hausicke selbst beim 2:0. Nach einer Flanke von Chiara Hahn und einem missglückten Klärungsversuch von Unglücksrabe Degen blieb die Kapitänin ruhig, legte die Kugel an der Abwehrspielerin vorbei und knallte sie im kurzen Eck unter die Latte – die Entscheidung direkt vor der jubelnden Ostkurve (83.). „Das läuft ab wie im Film, das ist echt der Wahnsinn“, erinnerte sich Hausicke an die emotionalen Szenen. „Man schiebt den Ball rein, kann es im ersten Moment gar nicht fassen und sieht dann, dass die Fans auf den Rängen einfach wirklich eskalieren. Das ist ein wirklich sehr, sehr besonderer und fast magischer Moment gewesen.“
In der Nachspielzeit legte die eingewechselte Melina Kunkel schließlich sogar noch das 3:0 für Werder Bremen nach – und die große Party konnte beginnen. Nach Schlusspfiff zog die Mannschaft auf einer Ehrenrunde durchs Weserstadion und ließ sich schließlich ausgiebig von der Ostkurve feiern. Momente, die der Trainer seinen Spielerinnen alleine überließ. Er selbst schaute vom Mittelkreis aus zu und erinnerte sich dabei an die bittere Premieren-Pleite vor einem Jahr. „Natürlich haben sich die Spielerinnen auch damals vor der Ostkurve feiern lassen, aber heute hatten wir auch richtig was zu feiern. Die Spielerinnen haben den Zuschauern was gegeben, und die Zuschauer haben was zurückgegeben.“ Auf die „reife“ und „tadellose“ Leistung seines Teams ist der 54-Jährige „mega stolz“: „Wir haben es tatsächlich geschafft, das Stadion zu nutzen und nicht nur zu genießen.“ (han)
Werder Bremen: Peng – Ulbrich, Dieckmann, Nemeth – Hahn (90. Weiß), Hausicke, Wirtz, Walkling (85. Meyer), Lührßen – Sternad (63. Kunkel) – Weidauer (90. Bernhardt)
Tore: 1:0 Degen (ET, 32.), 2:0 Hausicke (83.), 3:0 Kunkel (90.+3)