Die Frauen-Mannschaft des SV Werder Bremen hat ihre bisher beste Bundesliga-Saison gespielt und den Klassenerhalt souverän gemeistert. So schätzt Trainer Thomas Horsch die Spielzeit ein.
Bremen – Wie die Saison ausgeht, das ist schon ein bisschen länger klar. Schließlich haben die Bundesliga-Frauen des SV Werder Bremen zum ersten Mal eine ziemlich sorgenfreie Erstliga-Spielzeit bestritten und nie etwas mit dem Abstiegskampf zu tun bekommen. Und wenn ein Bundesliga-Jahr also ruhig ausklingen kann und nicht einem dramatischen Schlussakkord entgegensteuert, dann fällt logischerweise auch das Fazit etwas nüchterner aus – selbst wenn die Saison die eindeutig beste der Vereinsgeschichte war und alleine dafür ein wenig Jubel mehr verdient hätte.
Werder Bremen-Frauen spielen ihre beste Bundesliga-Saison: Mehr Punkte und Tore als je zuvor
„Es feiert jetzt keiner groß, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben, und es feiert auch keiner groß, dass wir unsere Rekord-Saison gespielt haben“, sagt Trainer Thomas Horsch nach dem finalen Heimspiel der Saison und noch vor dem letzten Duell der Werder-Frauen bei Bayer 04 Leverkusen (Montag, 20. Mai, 15.30 Uhr/DeichStube-Liveticker). „Sondern wir nehmen das so ein bisschen als selbstverständlich hin, ohne arrogant zu sein, als Produkt unserer Arbeit und Entwicklung.“ So sei das eigentlich auch ganz schön, findet der 55-Jährige. „Wir erarbeiten uns das, dann holen wir die Ergebnisse, dann haben wir mit dem Abstiegskampf nichts zu tun und dann gucken wir, dass wir uns weiter etablieren – fertig.“
25 Punkte haben die Werder-Frauen in dieser Saison nach bisher 21 Spielen geholt, dabei 31 Tore geschossen – beides mehr als je zuvor. Zum ersten Mal stehen die Grün-Weißen in einer Bundesliga-Saison auch mit einem positiven Torverhältnis da (+2). Und rein rechnerisch hätten die Bremerinnen die zweite Saisonhälfte gar nicht mehr spielen müssen: Die 16 Punkte, die nach der Hinrunde auf dem Konto standen, hätten so gesehen bereits für den sicheren Klassenerhalt gereicht. Auf- und Bald-wieder-Absteiger 1. FC Nürnberg (zwölf Punkte) und Schlusslicht MSV Duisburg (vier Punkte) können da nicht heranreichen und sind auch nicht mehr zwingend der Maßstab.
Erstmals ohne Abstiegskampf: Bundesliga-Frauen von Werder Bremen landen im gesicherten Mittelfeld
Die Frauen von Werder Bremen, eine Fahrstuhlmannschaft der vergangenen Jahre, haben sich in der Bundesliga etabliert, haben sich entwickelt. Inzwischen ist ein Platz im breiten gesicherten Mittelfeld drin – viel mehr aber noch nicht. Das hat auch das letzte Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg noch einmal demonstriert. Die Grün-Weißen zeigten eigentlich eine starke Leistung, hielten das Spiel lange offen, verbuchten etliche Torchancen – und kassierten nach einem späten Doppelschlag der Serien-Pokalsiegerinnen dann doch noch ein 0:3. „Das Spiel kennzeichnet ganz gut unsere Saison, weil man einfach sieht, dass wir mithalten können, aber wir unsere Torchancen besser nutzen müssen“, urteilt Thomas Horsch. „Wir haben diese Saison zwar so viele Tore geschossen wie noch nie, aber in Fifty-fifty-Spielen musst du dann manchmal eben auch ein Spiel für dich entscheiden.“
Gegen Topmannschaften, selbst wenn sie unter der Woche ausgiebig den Gewinn des DFB-Pokals gefeiert haben mögen, reicht es für die Werder-Frauen einfach noch nicht. Auch in manch einem anderen Spiel gegen Teams auf Augenhöhe (oder leicht darunter) fehlte der nötige Punch, etwa gegen Essen oder in der Rückrunde gegen Aufsteiger Leipzig. „Am Ende ist dann dabei herausgekommen, dass wir zum gesicherten Mittelfeld gehören“, so Horsch. „Zu keinem Zeitpunkt der Saison haben wir wirklich mit dem Abstiegskampf zu tun gehabt. Deswegen passt das schon.“
Werder-Frauen steht ein Kader-Umbruch bevor: Nina Lührßen und Chiara Hahn wechseln, Lina Hausicke fehlt weiter verletzt
Dennoch hätten die Bremerinnen sicher gerne noch etwas länger nach oben geguckt. Nach der Hinrunde lagen sie schließlich nur einen Punkt hinter Platz vier. Doch nach einem 0:3 gegen den SC Freiburg Mitte Februar verflog die Euphorie etwas. Nicht zuletzt, weil ein Kreuzbandriss von Kapitänin Lina Hausicke in der Partie die Mannschaft aus dem Gleichgewicht brachte. Die Werder-Frauen gewannen anschließend über drei Monate kein Spiel mehr, holten seitdem überhaupt nur beim kürzlichen 4:2 gegen Duisburg noch einen Dreier. „Da musst du dich erst mal schütteln, bis du das dann wieder geradegebogen hast“, sagt auch Horsch über Hausickes Verletzung. In den Spielen, so sieht es der Coach, hätten er und das Team den Ausfall oft kompensieren können, die Kapitänin fehle aber „viel mehr unter der Woche im Training und neben dem Platz“.
Auch in der nächsten Saison wird Hausicke noch lange passen müssen. Und weil die Leistungsträgerinnen Nina Lührßen (zu Eintracht Frankfurt) und Chiara Hahn (zur TSG Hoffenheim) den Club im Sommer verlassen werden, steht Werder Bremen im Sommer ein Umbruch im Kader bevor. „Die Top-Vorlagengeberinnen Hahn und Lührßen weg, Hausicke als zweitbeste Torschützin weg – da müssen wir zusehen, dass wir da auf jeden Fall nachlegen, dass wir da besser werden“, sagt Horsch. Die bereits als möglicher Hausicke-Ersatz verpflichtete Sharon Beck (vom 1. FC Köln) zog sich kurz nach ihrer Vertragsunterschrift ebenfalls einen Kreuzbandriss zu. Bekannt sind bisher außerdem die Verpflichtungen von Angreiferin Verena Wieder und Abwehrspielerin Caroline Siems (beide Bayer Leverkusen). Horsch: „Wir haben ja schon Neuzugänge veröffentlicht, da werden aber auf jeden Fall noch welche dazukommen. Das ist sicher.“ (han)